Mit Piotr Kler, dem Geschäftsführer und Gründer der Firma Kler, sprach Krzysztof Świerc.
Wenn ich mit Ihnen heute spreche, sehe ich einen Menschen, der unter polnischen Bedingungen seinen „American Dream“ erfüllt hat und es ist ganz schwer zu glauben, dass Piotr Kler keine sorgenfreie Kindheit hatte. Warum war es so und wer hat Ihnen damals eine helfende Hand gereicht?
Meine Kindheit war tatsächlich nicht leicht. Ganz schnell habe ich meinen Vater verloren, der zu finsteren kommunistischen Zeiten nach Deutschland ausgewandert ist. Glück im Unglück war es, dass sich mein Onkel um mich, meine Mutter und meine zwei Brüder gekümmert hat. Er hat sich die Mühe gegeben, uns zu erziehen. Es war das Jahr 1951, der Onkel hat sehr schwer gearbeitet und außerdem musste er ja auch sich selbst und seine Frau unterhalten. Wie das Leben gezeigt hat, ist er damit vortrefflich zurechtgekommen und ich verdanke ihm sehr viel. Ich erinnere mich an ihn als einen empathischen, frommen Menschen, der gute Umgangsformen hatte und die Menschen sehr respektvoll behandelt hat.
Trotzdem mussten Sie ganz schnell zur Arbeit gehen und als Kind haben Sie sogar zehn bis zwölf Stunden auf der Arbeit verbracht?
Genau, das hat im Alter von 13 Jahren angefangen, als ich die Grundschule abgeschlossen hatte. Noch heute erinnere ich mich gut daran: Es war Samstag, das Wetter war schön und ich habe mich über das Ende des Schuljahres gefreut. Schon am Montag bin ich aber auf der Arbeit erschienen, um einen Beruf im Betrieb von Antoni Aptyka in Dobrodzień (dt. Guttentag) zu erlernen. An dieser Stelle muss ich hinzufügen, dass mich Herr und Frau Aptyka mit offenen Armen, wie ihren eigenen Sohn, aufgenommen haben. Ich habe nicht nur einen Arbeitsplatz bekommen, ich konnte auch bei Ihnen wohnen.
Wie erinnern Sie sich an Antoni Aptyka?
Ich erinnere mich an ihn als einen anspruchsvollen Meister, der für die hohe Qualität seiner Produkte berühmt war. Trotzdem war er niemals völlig damit zufrieden, was er geschaffen hat. Immer hat er nach besseren Lösungen und neueren Technologien gesucht und – ehrlich gesagt – mich mit diesem Umgang mit der Arbeit sowie mit der Gewissenhaftigkeit und Redlichkeit angesteckt. Zurückblickend kann ich sagen, dass gerade er mir das Werkzeug in die Hand, den Beruf als Polsterer und die Hoffnung in meinem Herzen gegeben hat. Das waren die Gaben, die mich dorthin gebracht haben, wo ich jetzt bin. Obwohl ich mich im Betrieb von Antoni Aptyka sehr wohl gefühlt habe, ist es im zweiten Jahr meiner Berufsausbildung zu einer Krise gekommen. Die Arbeit hat mir keine Freude mehr bereitet und zu einem gewissen Zeitpunkt ist es mir eingefallen, den Beruf zu wechseln.
Hat Piotr Kler die Krise überstanden?
Ich habe sehr darüber nachgedacht und bin zu einem Schluss gekommen, dass ich zwei Möglichkeiten habe: den Beruf zu wechseln oder damit zufrieden zu sein, was ich mache. Gleichzeitig ist ein Zweifel aufgetaucht: Wenn ich den Beruf wechsle, kann ich mir nicht sicher sein, dass ich mich irgendwann nicht wieder in der gleichen Lage befinden werde, in der ich schon war. Das Resultat? Ich habe die zweite Lösung gewählt und seit diesem Zeitpunkt war ich mit dem Herzen dabei, was sich schnell in eine wahre Liebe zu diesem Beruf verwandelte. Die war so groß, dass ich meinem Meister unbedingt zeigen wollte, wie viel ich schon kann, als ich einmal einen sehr interessanten Auftrag und meine erste selbstständige Arbeit erhalten habe. Als die anderen Mitarbeiter schon längst nach Arbeitsschluss nach Hause gegangen waren, befand ich mich immer noch am Arbeitsplatz, um meine Arbeit zu Ende zu bringen. Um acht Uhr abends hat aber Antoni Aptyka den Betrieb besucht und zu mir gesagt: „Piotr, das reicht für heute, es ist schon spät.” Ich habe ihn um noch etwas Zeit gebeten, als mich aber der Meister zwei Stunden später wieder auf der Arbeit angetroffen hat, hatte ich keine Chancen mehr und musste schlafen gehen. Ich erinnere mich aber daran, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht habe. Ich habe nur auf sechs Uhr morgens gewartet, um aufzustehen, zur Arbeit zu gehen und meine Aufgabe endlich zu Ende zu bringen. So ist es auch passiert und mit dem Ergebnis meiner Arbeit war ich sehr zufrieden. Das war der Moment, an dem ich diesen Beruf ganz und gar geliebt habe.
Ihr großes Engagement und Ihre außerordentliche Begabung für diesen Beruf wurden von Antoni Aptyka bemerkt, von dem Sie dann immer anspruchsvollere Aufträge bekommen haben. Erinnern Sie sich an eine besonders schwierige Aufgabe, vielleicht sogar eine Herausforderung?
Als ich im Alter von 16, vielleicht 17 Jahren Geselle wurde, hat sich im Betrieb von Antoni Aptyka ein besonders anspruchsvoller Kunde gemeldet, der Zeitschriften dabei hatte und genau gewusst hat, wie seine Möbel aussehen sollten. Herr Aptyka hat sich damals an alle seine erfahrenen Meister mit der Frage gewandt, ob sie diese Aufgabe übernehmen. Einstimmig haben sie jedoch festgestellt, dass dieser Auftrag undurchführbar ist. Ich habe diese Situation beobachtet und dem Meister gesagt, dass ich mich dieser Aufgabe annehme. So ist es auch passiert. Ich habe die Möbel selbst entworfen und hergestellt und – ehrlich gesagt – war ich dann ziemlich überrascht, dass diese Garnitur so gut geraten ist. Ab diesem Moment habe ich sehr interessante, innovative, aber gleichzeitig auch sehr anspruchsvolle Aufgaben bekommen, die ich eifrig realisiert habe. Ich war sehr glücklich.
Trotzdem haben Sie sich mit 23 Jahren dazu entschlossen, Ihre eigene Firma zu gründen. Wie die Praxis gezeigt hat, war das ein Volltreffer, obwohl es in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gar nicht selbstverständlich und einfach war. Man musste das Wissen, die Motivation, Geld und die Überzeugung davon haben, dass die Idee gelingt. Wenn eine von diesen Eigenschaften nicht richtig funktioniert hat, haben die Träume von einem eigenen Unternehmen in jenen Zeiten bestenfalls mit der Beschäftigung in einem Staatsbetrieb geendet. Bei Ihnen haben alle diese Eigenschaften gut funktioniert! Mich interessiert es aber, welche von ihnen besonders dazu beigetragen hat, dass Sie die Gründungszeit überstanden haben und einen so riesigen Erfolg hatten. Sie sind doch, ohne zu übertreiben, ein führender Möbelhersteller der Weltklasse geworden.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich mit der Arbeit bei Herrn Aptyka sehr zufrieden war, der meine Anstrengungen und Fähigkeiten zu schätzen gewusst hat. Je mehr er das gezeigt hat, desto mehr habe ich mich bemüht und dafür eingesetzt. Als Geselle habe ich damals 16 Stunden täglich gearbeitet und sehr gut verdient. Dabei hat mir die Arbeit großen Spaß gemacht. Trotzdem habe ich mich letztendlich entschieden, den Betrieb zu verlassen. Ich war mir dessen bewusst, dass ich nicht mehr lange im Betrieb von Herrn Aptyka arbeiten kann, der schon im fortgeschritten Alter war und dabei keinen Nachfolger hatte, der das Unternehmen übernehmen könnte. Ich hatte eine einfache Wahl: Entweder zu einem Privat- bzw. Staatsunternehmen zu wechseln, oder einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Ich habe die zweite Möglichkeit gewählt und im Jahr 1973 mein eigenes Unternehmen eröffnet, indem ich einen Raum am Marktplatz in Dobrodzień, gegenüber der Sankt-Magdalena-Kirche, gemietet habe. In großem Maße war es dadurch möglich, dass ich bei Antoni Aptyka gut verdient habe und ausreichend Geld zurücklegen konnte, um mit meiner eigenen Firma zu starten.
Kommen wir noch kurz auf Antoni Aptyka zurück. Wie hat er reagiert, als Sie ihn informiert haben, dass Sie seinen Betrieb verlassen?
Er war sehr überrascht, aber er hat meine Wahl verstanden. Na ja, manchmal ist es im Leben nötig, solche bahnbrechenden Entscheidungen zu treffen, um sich dann weiter entwickeln zu können.
Rückblickend betrachtet, was hatte einen besonders großen Einfluss auf Ihren Erfolg?
Von klein auf habe ich gewusst, dass ich nur auf mich selbst zählen kann und meine zehn Finger mein ganzes Vermögen sind. Dieses Bewusstsein hat mich auch zur Arbeit motiviert, da ich begriffen habe, dass ich eine Beschäftigung haben muss, um in Zukunft von etwas leben zu können. Ich bin ein gläubiger Mensch und stets betone ich, dass mein Erfolg nicht nur mein Verdienst ist. Das ist der Verdienst Gottes, ich bin nur das Werkzeug in seinen Händen. Ich bin auch der Meinung, dass jeder Mensch zugeteilte Aufgaben hat, die er erfüllen muss. Ähnlich war es in meinem Fall, ich habe diese und nicht eine andere Aufgabe bekommen und ich versuche, sie zu erfüllen.
Stimmt es, dass Ihre erste Möbelserie – die Ledersofas und -sessel „Faulenzer“ – der Fa. Kler ermöglicht hat, Erfolg zu haben und allmählich ein Riese der Möbelbranche zu werden?
Schon am Anfang meiner Wirtschaftstätigkeit habe ich mir als Ziel gesetzt, innovative und hochwertige Produkte herzustellen. Wie die Zeit und Praxis gezeigt haben, war das ein revolutionärer Plan. In jenen Zeiten wurden nämlich in Polen massenweise kitschige Sofas und Schrankwände erzeugt und verkauft und auf dem Markt hat es nichts Ordentliches gegeben, wenn es um die Polstermöbel ging. Zum Vorbild habe ich mir westliches, vor allem deutsches Design genommen und danach gestrebt, etwas Ähnliches in Polen zu entwerfen und herzustellen. So ist es auch passiert und die erste von mir entworfene Möbelserie war gerade die Garnitur „Faulenzer”. Tatsächlich hat sie sich eines enormen Interesses erfreut, da eine solche oder ähnliche Polsterung damals in Polen nicht zu finden war.
Könnten Sie sagen, welches Jahr für die Fa. Kler entscheidend war?
Mir geht es um den Moment, in dem Sie die Zahl der Beschäftigten intensiv steigern mussten, da es immer mehr Aufträge gegeben hat.
Am Anfang hatte ich nur einen Mitarbeiter, dann ist die Anzahl der Beschäftigten auf sechs gestiegen, was damals schon ein ziemlich großes Risiko war. Zum Glück hat sich alles reibungslos entwickelt. Vielleicht war es aus dem Grund, dass wir das erste Möbelunternehmen in Polen waren, das Sitzgarnituren aus Leder produziert hat. Es hat immer mehr Kunden gegeben, die nach solchen Waren gesucht haben. Im Jahr 1988 hat der damalige Wirtschaftsminister Mieczyslaw Wilczek grünes Licht für die Privatunternehmen gegeben, damit sie sich entwickeln können. Anfangs habe ich daran nicht besonders geglaubt, da wir immer noch im Kommunismus gelebt haben. Ich habe aber meine Meinung geändert, als ich erfahren habe, dass mein Bekannter aus der Nähe von Kępno (dt. Kempen) ein eigenes Unternehmen betreibt, über 100 Mitarbeiter beschäftigt und sich rasch entwickelt. Dann habe ich mir gedacht: Wenn er keine Angst hat, vorangeht und Erfolg hat, bedeutet es, dass es möglich ist und auch ich den nächsten Schritt machen muss. Das war ein Wendepunkt für meine Firma und von nun an habe ich angefangen, sie dynamisch zu entwickeln.
Die Progression war wirklich groß, da Sie im Jahr 1990 schon fast 60 Mitarbeiter beschäftigt haben.
Und was damit verbunden ist – Ich musste neue Räume mieten, um entsprechend produzieren zu können. Sogar in der Zeit der Wende, als die Materialien für die Möbelherstellung zehnmal teurer geworden sind und die Preiserhöhung enorm groß war, hatte ich eine zahlreiche Kundschaft! Ich hatte gar keine Schwierigkeiten mit den Bestellungen, nur die Herstellung war problematisch. In dieser Zeit haben die anderen Möbelunternehmen nicht viel produziert, das es schwierig war, die Materialien zu bekommen. Außerdem hatten sie kein modernes Design, über das wir verfügt haben. Die von uns hergestellten Möbel haben sich auf den westlichen Stil bezogen und sind wie sprichwörtliche warme Semmeln weggegangen. Wie sich herausgestellt hat, wurden die Möbel verkauft, aber das Geld ist nicht in dem gleichen Maße gekommen. Als ich einmal in Warschau war, habe ich unsere Möbel mit der Bezeichnung „Hergestellt in Deutschland” gesehen. Sie waren dann viermal teuer als üblich, also wenn der Preis so hoch war, ist das Geld sozusagen ausgesetzt geblieben.
Aber Sie haben eine Lösung auch für dieses Problem gefunden?
Ja, wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir in Warschau den Verkauf mit einem eigenen Stand organisieren. Wie die Zeit gezeigt hat, war das eine völlig richtige Entscheidung. Der Verkauf war sehr gut und das Geld ist sofort zurückgekommen. Gleichzeitig haben wir begriffen, dass wir mit einer eigenen Möbelkette starten sollten. Wir haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, was unsere rasche Entwicklung verursacht hat. In den Jahren 1990 bis 2000 sind unsere Produktion und der Verkauf jährlich um 50 bis 60% gestiegen! Was damals geschehen ist, war fast ein Wahnsinn! Wir waren im Vormarsch wie eine Armee, haben die nächsten Betriebe gebaut und in die Mitarbeiter investiert, indem wir sie zu Schulungen geschickt haben, damit die Qualität und die Produkte verbessert werden und unsere Firma noch reibungsloser funktioniert.
Und wir sehen das Resultat.
Jetzt ist es möglich, die Möbel von Kler in allen Ecken der Welt zu kaufen, wie z.B. in den USA, in Japan, Argentinien usw. Angeblich gibt es Ihre Möbel in Australien noch nicht.
Das stimmt. Neulich haben wir ein Möbelhaus in China eröffnet, da die reichen Chinesen hochwertige europäische Produkte haben wollen. Unter anderem ist das ein Resultat von unseren Treffen auf den Messen in Mailand, wo die ganze Möbelwelt ihre Waren präsentiert und die von Kunden aus der ganzen Welt besucht werden.
Außer den Chinesen hat sich auch Wladimir Putin für die Möbel von Kler entschieden!
Genauer gesagt waren das zwei Garnituren. Ich muss sagen, dass es mir große Freude bereitet hat. Jedes bedeutende Möbelunternehmen verkauft seine Möbel in Moskau und trotzdem wurden unsere Garnituren gewählt – die eine für das Heimkino, die andere für das Wohnzimmer. Wir freuen uns, weil viele berühmte Personen sich entschlossen haben, unsere Möbel zu kaufen – unter anderem der Präsident der Ukraine Leonid Kuczma oder die bekannten Boxer Wladimir und Witalij Kliczko.
Warum haben Sie sich im Jahr 2014 entschieden, die Geschäftsführung erneut zu übernehmen?
Es kommt die Zeit, in der eine Veränderung erfolgen soll. Irgendwann sind wir zu einem Schluss gekommen, dass der neue Geschäftsführer eine Person „von außen” sein soll, die neue Ideen hat und alles mit Distanz betrachtet. Der neue Geschäftsführer hat die Leitung übernommen und ein zusätzlicher Vorteil davon war es auch, dass mein Sohn Sebastian und der Schwiegersohn Rafal wirklich gefühlt haben, dass sie die „Hausherren” sind. Vorher haben sie mich eher beraten, statt selbst Entscheidungen zu treffen, obwohl sie leitende Positionen innehatten. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Wandel wichtig und nötig war. Als der Geschäftsführer die Firma verlassen hat, habe ich meinen vorherigen Posten erneut angetreten. Heutzutage wird das Unternehmen von meinem Sohn und Schwiegersohn geleitet, ich berate sie lediglich. Die beiden sind dafür sehr gut vorbereitet. Schon als Kind hat mein Sohn den Betrieb besucht und das Unternehmensmanagement gelernt, indem er die Karriereleiter genauso wie ich hochgeklettert ist.
Der Mensch lebt aber nicht nur, um zu arbeiten. Welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben?
Seine Rolle ist sehr groß, ich habe nie untätig dagesessen. Sogar im Urlaub habe ich Volleyball gespielt, bin geschwommen oder gelaufen. All das, um gesund zu bleiben. Ich mag Skilaufen, Wasserski, Segelsport, Windsurfing, Volleyball und Tischtennis, aber ich bevorzuge Schwimmen und Laufen. Hauptsächlich aus dem Grund, dass ich dabei niemanden zur Hilfe brauche und die beiden Sportarten an verschiedenen Tagen treibe. An einem schwimme ich eine Stunde, an einem anderen laufe ich zehn Kilometer – und so sieben Tage in der Woche. Auf diese Art und Weise erhole und entspanne ich mich am besten.
Der Erfolg hat die Empfindlichkeit von Piotr Kler nicht zerstört. Ihre Güte ist vielen Menschen bekannt, nicht nur Ihren nächsten Verwandten. Wenn es Ihre Bescheidenheit gestattet, erwähnen Sie wenigstens eine oder zwei Wohltätigkeitsaktionen, durch die Sie den Menschen das Lächeln, die Hoffnung und den Glauben geschenkt haben.
Ich bin ein gläubiger Mensch und denke, dass die linke Hand nicht wissen soll, was die rechte tut. Wenn es um meine Wohltätigkeit geht, glaube ich, dass der Erfolg verpflichtet und man ihn mit anderen teilen soll. Heutzutage versuche ich dort zu helfen, wo es zahlreiche Bedürfnisse gibt – in Afrika, Indien, Bangladesch, auf den Philippinen usw. Mich freut es, dass nicht nur ich, sondern auch mein Sohn und Schwiegersohn ähnlich vorgehen. Unabhängig von seiner Tätigkeit für die Kler-Stiftung ist mein Schwiegersohn der Vorsitzende der Gesellschaft „Dobrodzień Potrzebującym“ (dt. Guttentag für die Bedürftigen). Ich gebe offen zu, dass mich diese Empfindlichkeit mit Optimismus erfüllt. Ich gehe sogar noch weiter: Wenn ich heutzutage die Denkweise von meinen nächsten Verwandten und ihre Empathie beobachte, beruhige ich mich, da ich sehe, dass sie die Bedürftigen nicht vergessen.
Das Schicksal der Flüchtlinge ist Ihnen auch nicht egal.
Als ich erfahren habe, dass Polen syrische Familien aufnehmen wird, habe ich sofort den Bischof von Opole (dt. Oppeln) Andrzej Czaja angerufen und ihn darum gebeten, dass er sich bei mir meldet, sobald die ersten Familien ankommen. Ich habe betont, dass ich sehr gern eine kinderreiche Familie aufnehmen würde und habe geschildert, was ich ihr gewährleisten kann. Später hat sich aber herausgestellt, dass diese Familien nicht kommen. Zum Glück war vorher in Polen eine Person, die 40 Familien aus Syrien geholt hat, wobei die meisten nach Deutschland ausgewandert sind. In Polen sind nur drei Familien geblieben – eine in Oppeln, eine in Posen und eine in Grodków (dt. Grottkau). Damals hat sich Bischof Czaja an meine Bitte erinnert. Das Ende dieser Geschichte sieht so aus, dass es mir gelungen ist, die dritte Familie nach Dobrodzień zu holen, wo ich für ihre Wohnung und Arbeit gesorgt habe. Vorher haben sie in der Nähe von Grodków gewohnt, die Kinder hatten jedoch Probleme in der Schule und die Eltern haben unter der Arbeitslosigkeit gelitten. In Dobrodzień fühlt sich die ganze Familie wohl, auch die Kleinen, die jetzt gern zur Schule gehen und im örtlichen Sportverein Fußball spielen. Und das freut mich sehr.
Fotos: Jerzy Stemplewski