Die polnische Industrie hat im September um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Dies war der stärkste Anstieg seit fast drei Jahren. Laut Eurostat-Daten erreichte die Produktion damit die höchste Dynamik seit Oktober 2022. Vor einem Jahr verzeichnete der Sektor noch ein Minus von 1,3 Prozent und holt nun die früheren Verluste deutlich auf.
Sechs europäische Länder lagen zwar noch vor Polen, darunter Norwegen, Schweden und Dänemark, dennoch wird der polnische Anstieg als sehr solide bewertet. Auffällig ist, dass sich Polen erneut vom deutschen Trend abgekoppelt hat: Während in Polen ein spürbares Plus entstand, sank die Industrieproduktion in Deutschland um 0,8 Prozent im Jahresvergleich.
Vergleich mit anderen europäischen Ländern
Im August lag die polnische Industrie ebenfalls auf dem siebten Platz in Europa. Damals war Irland führend mit einem außergewöhnlichen Plus von 28,5 Prozent. Im September lag Irland weiterhin vor Polen, jedoch nur knapp, da die Dynamik auf 6,3 Prozent zurückging. Andere Länder wie Spanien, Kroatien, die Türkei, Malta und Luxemburg, die im August noch vor Polen lagen, fielen hinter die polnische Industrie zurück.
Welche Branchen wuchsen – welche schrumpften?
Eurostat gibt keine detaillierte Branchenstruktur für Polen an, doch die Ende Oktober veröffentlichten Daten des Statistischen Hauptamtes in Polen – GUS – liefern Hinweise. Stark zugelegt hat die Produktion von Maschinen und Geräten (+16,2 Prozent), ebenso die Reparatur, Wartung und Installation von Maschinen (+34,6 Prozent). Dies deutet auf erhöhte Investitionstätigkeit hin. Die Produktion verkaufter Kohle stieg um 17,4 Prozent.
Der stärkste Rückgang wurde in der Wasserentnahme, -aufbereitung und -versorgung verzeichnet: –60,9 Prozent im Jahresvergleich.
Die wichtigste Branche der polnischen Industrie, die Lebensmittelproduktion, wuchs um 9,1 Prozent. Die Automobilindustrie legte um 12,8 Prozent zu, und die Metallwarenherstellung um 11,4 Prozent.
Situation der deutschen Industrie
In Deutschland traten im September deutliche Rückgänge zutage. Am stärksten betroffen war die Produktion von Fahrzeugkarosserien (–29,2 Prozent). Ebenso rückläufig waren die Herstellung grundlegender pharmazeutischer Erzeugnisse (–18,5 Prozent) sowie die Produktion von Pestiziden und Agrarchemikalien (–18,1 Prozent).
Gewachsen sind dagegen die Rüstungsproduktion (+18,6 Prozent), die Herstellung von Kommunikationsausrüstung (+17,8 Prozent) und die Produktion elektronischer Komponenten (+16 Prozent). Die dynamischsten Segmente ähnelten damit zum Teil der Struktur der türkischen Industrie.
Quelle: BI
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