In Polen entstand weltweit erstmals ein digitaler Standard zur Identifikation von Fahrrädern. Das System entspricht den VIN-Nummern aus der Automobilindustrie. Der digitale Fahrradpass sorgt bereits international für Aufmerksamkeit.
Das Posener Start-up Trebiada bereitet eine kleine Revolution auf dem Fahrradmarkt vor. Das von Daniel Kurpisz aufgebaute Unternehmen entwickelt eine „digitale Identitätsschicht“ für die Mikromobilität. Die Plattform weist jedem Fahrzeug eine eindeutige Bicycle Identification Number (BIN) zu. Diese Nummer verknüpft Produktionsdaten, Eigentumsinformationen, Servicehistorie, Versicherungsereignisse und Diebstahlschutzfunktionen. Fahrräder lassen sich dadurch ähnlich eindeutig identifizieren wie Autos.
BikeID: Der digitale Fußabdruck des Fahrrads
Das Projekt trägt den Namen BikeID. Es handelt sich um ein technologisch fortschrittliches System. Es nutzt RFID- und NFC-Tags sowie ein Verifikationskonzept auf Blockchain-Basis. Dadurch entstand ein vertrauenswürdiges Datenökosystem für Fahrräder.
Das System richtet sich an Hersteller, Händler, Versicherungen, Servicenetzwerke und Nutzer. In Polen setzen führende Marken und Händler BikeID bereits ein. Gleichzeitig erfolgt der Eintritt in internationale Märkte, wo das System große Beachtung findet.
Im vergangenen Monat gewann BikeID den ersten Platz beim Wettbewerb „Battle of the Builders“ in Berlin. Der Wettbewerb fand im Rahmen des Cardano Summit statt, einer internationalen Konferenz für neue Technologien, organisiert von der Cardano Foundation. Die Jury würdigte einstimmig die Entwicklung des weltweit ersten vollständig standardisierten und digitalisierten Fahrrad-Identifikationssystems samt funktionierender Implementierung.
BIN: Der digitale Fahrradpass nach dem Vorbild der VIN
Die BIN ist das Pendant zur VIN im Automobilbereich. Sie fungiert als digitaler Fahrradpass. Der Code besteht aus fünf Segmenten und umfasst insgesamt 19 Zeichen.
Die ersten vier Zeichen stehen für Land und Hersteller. Die folgenden Segmente beschreiben das Produkt. Dazu zählen Fahrzeugtyp, Rahmengröße, Radgröße, Modell, Baujahr und Produktionsstätte. Der letzte Teil ist eine fortlaufende Nummer, die jedem Fahrrad eine eindeutige Identität verleiht.
Bislang nutzte jeder Hersteller eigene Kennzeichnungen. Nun entsteht erstmals ein zentraler, international einheitlicher Standard. Alle Daten werden unveränderlich gespeichert. Zum Einsatz kommt eine Blockchain-Technologie, wie sie auch von großen Banken genutzt wird. Das System ermöglicht die sofortige Identifikation eines Fahrrads an jedem Ort der Welt.
Ein globaler Standard für die Fahrradbranche
Nach Einschätzung von Daniel Kurpisz ist die Fahrradbranche bereit für praxisnahe Lösungen. Diese sollen Herstellern und Nutzern konkret helfen. Ziel war von Beginn an ein globaler Identifikationsstandard. Fahrräder sollen denselben Schutz und dieselbe Aufmerksamkeit erhalten wie Autos.
BikeID verleiht jedem Fahrrad eine Identität über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg. Sie begleitet das Produkt von der Fabrik über den Handel bis zum Endnutzer.
Die Lösung ist Teil eines umfassenderen Konzepts. Es trägt den Namen Micromobility Data Backbone. Gemeint ist eine internationale Infrastruktur, die Fahrraddaten in einem sicheren System zusammenführt. Das System ist kompatibel mit der geplanten EU-Regulierung zum Digital Product Passport.
Warum Cardano auf BikeID setzt
Die Auszeichnung beim Cardano Summit gilt als konsequent. Cardano ist eine Blockchain der dritten Generation. Sie wurde für reale, kommerzielle Anwendungen entwickelt und legt besonderen Wert auf Sicherheit.
Die Technologie erlaubt manipulationssichere Datensysteme. Sie unterstützt unter anderem digitale Identitäten, Vermögensregister, Lieferkettenplattformen und öffentliche Infrastrukturen. Frederik Gregaard, Vorstandsvorsitzender der Cardano Foundation, bezeichnet BikeID als ausgereiftes Technologieprojekt mit hoher Skalierbarkeit. Innovationsgrad, Teamkompetenz und globales Potenzial heben das System deutlich von anderen Lösungen ab.
Automatische Diebstahlmeldungen von Fahrrädern an die Polizei?
Das Posener Start-up verfolgt ehrgeizige Ziele. Der Aufbau des Ökosystems soll den gesamten Lebenszyklus eines Fahrrads abdecken. Aktuell entstehen intelligente Servicefunktionen. Dazu zählen automatische Wartungsempfehlungen auf Basis von Systemdaten, schnelle Terminvereinbarungen bei autorisierten Servicepartnern und integrierte Fahrradversicherungen.
Die Plattform wird vollständig in die Blockchain integriert. Dadurch steigt das Niveau von Datensicherheit und Transparenz weiter. Zusätzlich entsteht eine öffentlich zugängliche Datenbank gestohlener Fahrräder. Sie soll die Wiederauffindung erleichtern und die Sicherheit erhöhen.
Es laufen ebenfalls bereits Gespräche mit der Polizei. Ziel ist die Einführung automatischer Diebstahlmeldungen. Darüber hinaus erzeugt BikeID automatisch Berichte gemäß künftiger EU-Vorgaben. Dazu gehören Regelungen wie Right to Repair und der Battery Passport. Unternehmen können sich so leichter auf neue rechtliche Pflichten vorbereiten.
Ein weiterer Vorteil liegt in Echtzeit-Marktdaten. Diese zeigen Modellpopularität und regionale Verkaufsverteilung. Hersteller treffen dadurch fundiertere Produktionsentscheidungen. Händler steigern ihre Rentabilität und verbessern die Kundenbindung.
Auch für Nutzer bietet das System Vorteile. Nach Aktivierung der BIN erinnert BikeID automatisch an Wartungstermine. Fahrräder lassen sich sowohl mit werkseitig integrierten RFID- und NFC-Tags als auch mit Nachrüstsets registrieren. In jedem Fall erhält das Fahrrad eine digitale Identität. Die in der Cloud gespeicherte Identifikationsnummer ermöglicht eine sofortige Überprüfung der Legalität des Fahrrads.
Quelle: rp
Foto: freepik
