Fast doppelt so viele Unternehmen wollen noch in diesem Jahr mehr Angestellte einstellen als entlassen. Wichtig und erstaunlich ist, dass solche Pläne nicht nur die Geschäftsführer großer Betriebe schmieden.
“Wir nähern uns einer sehr intensiven Zeit im Geschäftsumfeld. Viele Unternehmen führen ihren Finanzzyklus kalendergemäß durch, was das vierte Quartal zu einem Schlüsselzeitraum für die Ergebnisse im Gesamtjahr macht. Saisonalität spielt hier auch eine wichtige Rolle, insbesondere für die Logistikbranche und den Einzelhandel, wo einige oder mehrere Wochen vor Weihnachten die höchsten Umsätze erzielt werden”, erklärt Piotr Sierkowski, Arbeitsmarktexperte und Vertriebsleiter bei Manpower.
Bis zum Ende des Jahres planen 35 % der Unternehmen in Polen neue Kräfte einzustellen. 42 % der Firmen möchte nichts im Personalbereich verändern und 19 % überlegen, ein paar Angestellte zu entlassen. Das heißt, dass der Unterschied zwischen denen, die beschäftigen und denjenigen, die entlassen möchten, für die letzten Monate des Jahres + 15 % beträgt.
Wo wird es Arbeit geben?
“28 Prozent der Arbeitgeber aus der Transport-, Logistik- und Automobilindustrie wollen die Belegschaft aufstocken. Auf dem zweiten Platz befindet sich die IT-Branche. Das Treppchen schließt der Bereich Konsumgüter und Dienstleistungen. Die viel niedrigere Inflation als noch vor einem Jahr ist ein Impuls für größere Anschaffungen und die steigenden Verkäufe treiben den Transport und die Logistik an. Die IT wird durch den Zustrom von EU-Mitteln stimuliert“, fügt Sierkowski hinzu.
Im vierten Quartal dieses Jahres planen Unternehmen in sechs der acht analysierten Bereiche die Teams zu erweitern. Die optimistischen Prognosen stammen aus dem Sektor Transport, Logistik und Automobilindustrie (28 %) und IT (27 %). Dasselbe gilt auch für die Industrie und Rohstoffe (23 %), Unternehmen in den Bereichen Naturwissenschaft und Gesundheit (16 %) sowie Finanzen und Immobilien (12 %). Dafür gibt es Bereitschaft zur Reduzierung bei Energie- und Versorgungsleistungen (-24 %) sowie Kommunikationsdienstleistungen (-31 %). Aus der Analyse geht hervor, dass die meisten Arbeitnehmer in großen und mittleren Unternehmen gesucht werden. Aber auch kleine Unternehmen und Mikrofirmen möchten eher einstellen. Das ist wichtig, denn die gibt es am meisten in Polen.
Aus den Daten der ManpowerGroup geht hervor, dass Mitarbeiter sowohl in Grund- als auch Fachpositionen benötigt werden. Im August gab es die meisten Stellenangebote für Verkäufer, gefolgt von Lageristen, Produktionsmitarbeitern und Kundenberatern.
Wo gibt es die meisten offenen Stellen in Polen?
Ende Juni warteten 110,8 Tausend offene Stellen auf Arbeitnehmer in Polen. Das ist etwas weniger als im Frühjahr oder Herbst letzten Jahres. Am häufigsten gibt es offene Stellen für Arbeiter in der Industrie (fast 25 Tausend), im Handel (fast 15 Tausend) und Bau (14,5 Tausend). Unternehmen suchten Arbeiter, Handwerker, Bediener und Monteure von Maschinen sowie Verkäufer.
GUS (Główny Urząd Statystyczny – Statistisches Hauptamt) zählt auch vierteljährlich den Indikator der offenen Stellen. Das ist ein Mittel, das die ungebrochene Nachfrage nach Arbeit abbildet. Mit einem Ergebnis von 0,86 für die allgemeine Wirtschaft ist der Wert für die Transportbranche doppelt so hoch (1,89). Deutlich höher schneiden auch Information und Kommunikation (1,58) ab, sowie Transport und Lagerwirtschaft (1,45). Am niedrigsten ist der Wert in der Bildung (0,42).
Arbeitsmarktexperten stellen fest, dass die allgemeine Lage auf dem Arbeitsmarkt aus Sicht der Arbeitnehmer mit einer anhaltend niedrigen Arbeitslosigkeit gut ist. Die Budgetbeschränkungen vieler Unternehmen verleihen der Situation jedoch eine sehr große Dynamik. Die Umstände können sich in relativ kurzer Zeit diametral verändern.
Quelle: BI