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Kloster Wiese-Pauliner

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Auf den Wiesen nahe der Stadt Oberglogau (poln. Głogówek) in Oberschlesien, direkt an einem Arm des Hotzenplotzflusses, steht bis heute eine hübsche neobarocke Kirche. Quer an den Kirchturm ist ein altes Klostergebäude angebaut. Ein Kirchhof mit großen Lindenbäumen umgibt das Ensemble, das über eine 600jährige Geschichte verfügt, das Paulinerkloster zur Heiligen Dreifaltigkeit auf den Wiesen, in der Neuzeit auch Kloster Wiese-Pauliner (poln. Mochów Pauliny) genannt, das einzige Kloster des aus Ungarn stammenden Paulinerordens auf schlesischem Boden.

Nachdem Herzog Wladislaus II. von Oppeln das berühmte Paulinerkloster Jasna Góra bei Tschenstochau gestiftet hatte, gründete er 1388 auch eine kleinere Klosteranlage dieses Ordens in seinem Oppelner Herzogtum und widmete sie der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Klosteranlage „auf den Wiesen“ bei Oberglogau wurde in den folgenden Jahren auch tatsächlich angelegt und mit sechs Mönchen des Paulinerordens besetzt. Zentrale Aufgabe der Mönche sollte sein, nach dem Tod des Herzogs für sein Seelenheil und das seiner Familienangehörigen zu beten. Dafür stattete dieser das Kloster mit Ländereien, Mühlen und dem Bauerndorf Olbersdorf bei Zülz aus. Allerdings wurde das Kloster bereits 1428 im Zuge der Hussitenkriege zerstört. 

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In der frühen Neuzeit wurde das Kloster Wiese aus Tschenstochau wiedererrichtet und im Jahre 1578 erneut eingeweiht. Das Kloster erwarb ein weiteres Dorf und gründete mehrere Gärtnersiedlungen. So konnten erneut sechs Mönche, die zumeist aus Polen stammten, im Kloster ernährt werden. Nachdem das Kloster im Dreißigjährigen Krieg wieder gelitten hatte, wurde es im Jahre 1655 berühmt, als der polnische König Johann Kasimir im polnisch-schwedischen Krieg in das benachbarte Oberglogau floh und die Muttergottes-Ikone aus Tschenstochau für mehrere Monate im benachbarten Kloster Wiese unterbringen lies. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden dann Kloster und Klosterkirche in barockem Stil erneut aufgebaut. Nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen wurde das 1810 im Rahmen der Säkularisation wie alle anderen Klöster in Schlesien auch aufgehoben und der Besitz verstaatlicht. Erst 1844 wurde die ehemalige Klosterkirche zur Pfarrkirche für die neue Pfarrei Wiese-Pauliner gemacht. Im ehemaligen Klostergebäude wurde eine Krankenheilanstalt der Borromäerinnen eingerichtet. Die Borromäerinnen wirkten hier bis 1998. Dann wurde auch das Klostergebäude dem Paulinerorden übergeben, welcher bereits 1972 die Pfarrei übernommen hatte. Damit sind heute sowohl Kirche als auch Kloster wieder im Besitz des Paulinerordens. 

 

Die Pfarrkirche in Wiese-Pauliner stammt aus dem 17. Jahrhundert, wurde aber in den Jahren 1910/11 neobarock erweitert und umgebaut. Von der alten Kirche haben sich lediglich der Turm mit Zwiebelhaube und Laterne sowie dem Durchgang zum Kloster und zwei Kapellen erhalten. Im Hauptaltar befindet sich seit den 1980er Jahren eine Kopie der Muttergottes von Tschenstochau. Das Klostergebäude entstand um 1668. Es zeigt einen Karnies-Giebel und hat zwei Stockwerke. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude zur Krankenheilanstalt umgebaut, so dass sich von der Struktur aus der Zeit des Paulinerordens wenig erhalten hat. Eine einmalige Ausnahme ist die Ausmalung des Gewölbes im Refektorium aus den Jahren 1738/39. Diese 17 Bilder gehen auf Vorlagen aus dem Buch „Zierd der Einsamkeit…“ von Mathias Fuhrmann aus dem Jahre 1732 zurück und stellen verschiedene Szenen aus dem Leben des heiligen Paulus dar. Das Deckengemälde zeigt zusätzlich die heilige Dreifaltigkeit. Die Bilder wurden vermutlich von Ignatz Depée, der auch Gemälde in Rauden und Troppau malte, angefertigt. Das Refektorium im Kloster kann auf Anfrage besichtigt werden, wird aber von den Mönchen heute wieder als Speisesaal genutzt.

 

 

Zum Reiseführer:

Nach seinen wissenschaftlichen Publikationen zur Geschichte und Kultur Oberschlesiens sowie seinen zahlreichen Reisen in die Region stellt Prof. Dr. Ralph Wrobel jetzt einen Überblick über die Geschichte des Landes sowie seine Sehenswürdigkeiten als „Online-Reiseführer Oberschlesien“ ins Internet. Mit vielen farbigen Fotos, Übersichtskarten und Beschreibungen nimmt er Sie mit auf die Reise durch das Land „fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches“, wie es im ausgehenden 18. Jahrhundert Johann Wolfgang von Goethe noch schrieb. Wie dabei deutlich wird, handelt es sich bei Oberschlesien heute um eine multikulturelle Landschaft im Herzen Mitteleuropas, die eine Reise wert ist.   

Der Reiseführer ist online unter www.orf-oberschlesien.de erreichbar.

 

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