Reisen an die polnische Ostseeküste, nach Masuren oder ins Riesengebirge könnten schon bald wieder möglich sein. Die auch für den Tourismus verantwortliche Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung, Jadwiga Emilewicz, nannte kürzlich den 15. Juni 2020 als mögliches Datum für die Öffnung der Grenze zwischen Polen und Deutschland.
Der Präsident der Polnischen Tourismusorganisation (POT), Robert Andrzejczyk, ermuntert deutsche Gäste, nach der Grenzöffnung wieder ihre östlichen Nachbarn zu besuchen und die polnische Gastfreundschaft zu erleben. Seit dem 4. Mai sind polnische Hotels und Campingplätze für inländische Besucher geöffnet, am 18. Mai durften auch die Restaurants wieder öffnen. Die POT will ein besonderes Hygiene-Zertifikat für Unterkünfte einführen.
Im Zuge der Corona-Pandemie gelten auch in Polen seit Mitte März strenge Sicherheitsregeln und die Grenze zu den Nachbarländern wurden geschlossen. Die touristische Branche war davon stark betroffen. So mehrten sich in den vergangenen Wochen insbesondere in den westpolnischen Seebädern, die stark von deutschen Gästen leben, die Stimmen für eine baldige Öffnung der Grenzen. Diese sind nach der aktuellen Verordnung noch bis 12. Juni geschlossen. Nach den Ausführungen von Frau Emilewicz, die auch stellvertretende Ministerpräsidentin ist, könnte Polen ähnlich wie Österreich zum 15. Juni die Grenzen zu den Nachbarländern abhängig von der Entwicklung der Infektionsfälle wieder öffnen.
Mehr als 200 Einzelreservierungen sowie rund 400 Buchungen von Reisebüros wurden im noblen Boutique-Hotel Shuum im polnischen Seebad Kołobrzeg (Kolberg) für die Zeit von Mitte März bis Ende Mai storniert. Allein bei den deutschen Gästen rechnet Hotelchef Adam Hok mit Verlusten von rund einer Dreiviertelmillion Euro. Immerhin waren etwa 100 Gäste bereit, ihre Buchung zu verschieben. Durch einen Abhol- und Lieferservice und die Eröffnung eines Feinkostladens konnte das Vier-Sterne-Hotel zumindest einen kleinen Teil der Ausfälle kompensieren. Und die beliebten Weinabende, bei denen die Gäste gemeinsam mit dem Küchenchef ein Gericht zubereiteten, wurden kurzerhand ins Internet verlegt.
Schloss und Park in Lomnitz. Foto: Palac Lomnica
„Wir mussten in einem Moment von 100 auf Null herunterfahren“ beschreibt Elisabeth von Küster vom Schlosshotel in Łomnica (Lomnitz) den Lockdown. Die Verluste seien dramatisch. Immerhin hätte ein Teil der Stammkunden das Hotel durch den Kauf von Gutscheinen für Übernachtungen, Essen oder den Leinenladen unterstützt. Die Hotelchefin nutzte die Zeit für Renovierungen im Schlossrestaurant. Auch rund um das wiederaufgebaute Bethaus, das als neues Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum dienen soll, wurde letzte Hand angelegt.
Das Hotel Shuum empfängt seit dem 6. Mai wieder Gäste aus Polen, doch der Neustart verläuft verhalten. Gefragt sind vor allem Aufenthalte am Wochenende. Im SPA-Bereich werden wieder verschiedene physiotherapeutische Maßnahmen angeboten, dazu auch individuelle Aktivitäten mit Fitnesstrainern im Freien, zum Beispiel ein Yoga-Walking am Strand. Zudem gibt es das Angebot, exklusiv einen privaten Wellnessbereich mit Sauna zu nutzen. Da traditionell ein großer Teil der Gäste aus Deutschland kommt, hofft Hoteldirektor Hok auf eine baldige Öffnung der Grenze.
Dombrücke in Posen. Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt
Auch Roman Riedel, Direktor des Hotels park inn by Radisson in der westpolnischen Großstadt Poznań (Posen), registrierte bisher nur eine sehr verhaltene Nachfrage. Im Moment kommen vor allem Geschäftsreisende. Bei Privatreisenden hänge die Entwicklung der Buchungen davon ab, dass „Shopping, Museumsbesuche, Sightseeing oder Ausflüge in die Umgebung“ wieder möglich sind.
Im Schloss Lomnitz, das eine gute Autostunde von Görlitz entfernt liegt, kommen in der Sommersaison fast 90 Prozent der Gäste aus Deutschland. Deshalb will Elisabeth von Küster ihr Hotel im Hirschberger Tal erst ab Anfang Juni wieder öffnen. Sie rechnet damit, dass nach einem Termin für die Grenzöffnung rasch wieder Buchungen erfolgen und sie zumindest 50 Prozent der Zimmer belegen kann. Gerade bei Gästen, die auf ihre Gesundheit bedacht sind, sieht sie gute Chancen. Die Sicherheits- und Hygieneregeln in Polen sind ihrer Meinung nach strenger als in Deutschland. Im weitläufigen Schlosspark können Gäste auf einer der „Glücksinseln“ ganz für sich sein, für Familien gibt es Angebote vom Picknickkorb bis zum Grillpaket. Zudem ist der nahe Landeshuter Kamm ideal für einsame Wanderungen.
Für den Sommer setzt Roman Riedel vom Hotel park inn darauf, dass viele Gäste ihren Urlaub im Inland oder im direkt benachbarten Ausland verbringen. Posen mit seiner schönen Altstadt sei zum Beispiel von Berlin aus schnell per Auto oder Bahn erreichbar. Mit Extras wie einem Kinder-Frühstück wirbt man besonders um Familien. Einen sehr hohen Stellenwert hat die Sicherheit der Gäste, deshalb hat Radisson entsprechend den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und anderer Behörden ein umfangreiches Hygienekonzept umgesetzt.
Die gewachsenen Sicherheitsbedürfnisse der Reisenden aus dem In- und Ausland greift auch die Polnische Tourismusorganisation auf. Unterkünfte, die die hohen Hygiene-Standards der staatlichen Gesundheitsbehörde umsetzen, sollen ein neues Siegel unter dem Titel „Bezpieczny Objekt“ (Sicheres Objekt) erhalten. Es soll den Unterkünften nach einer Überprüfung verliehen werden. Kontrollen sollen die Einhaltung der Standards sicherstellen, bei Verstößen kann das Zertifikat wieder aberkannt werden.
Infos zum Hotel Shuum unter www.shuumhotel.pl, zum Schlosshotel Lomnitz unter www.palac-lomnica.pl und zum Hotel park inn unter www.parkinn.com/hotel-poznan Allgemeine Informationen über Reisen nach Polen unter www.polen.travel