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Zwölf Gerichte am Heiligabend

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Aufgrund der Corona-Pandemie wird es im Nachbarland in diesem Jahr bis auf wenige Ausnahmen keine Weihnachtsmärkte und keine großen Feiern geben. Umso wichtiger ist das Fest in der Familie, bei dem die traditionellen Bräuche gepflegt werden – auch wenn manche Familienmitglieder diesmal nur virtuell an den Feiern teilnehmen werden.

Was bei der Wigilia, dem Heiligabend, nicht fehlen darf, sind das Weihnachtsmahl und die Geschenke. Wer diese bringt, ist abhängig von der Region, in der man lebt. In Oberschlesien kommt das Jesuskindlein, Dzieciątko genannt, im südostpolnischen Galizien der Aniołek, das Engelchen, und in Großpolen rund um Poznań (Posen) der Gwiazdor, das Sternchen. Für traditionsbewusste Familien ist die genaue Einhaltung der Reihenfolge der Speisen und Bräuche von großer Bedeutung. In vielen Gegenden Polens ist es bis heute Sitte, eine Handvoll Stroh unter die Festtagstischdecke zu legen. Jeder der Anwesenden zieht einen Strohhalm, der je nach Länge Aussagen über das Glück, das einem im kommenden Jahr bevorsteht, machen soll. Das Stroh soll an den überlieferten Geburtsort Christi in einem Stall erinnern.

Nachdem der erste Stern am Himmel gesichtet wurde, beginnt man mit dem traditionellen Brechen der Oblaten: Jeder der Anwesenden bricht von jedem anderen ein Stück Oblate. Dabei werden Wünsche für das kommende Jahr ausgetauscht. Fromme Familien lesen aus den Evangelien, singen traditionelle Weihnachtslieder und beten. Dann ist Zeit für das Heiligabendmahl. Die Art der Speisen variiert abhängig von der Region. Es handelt sich aber immer um zwölf, deren Reihenfolge in traditionell orientierten Haushalten nicht variierbar ist. In moderneren Familien kommt es vor allem darauf an, dass man von jeder Speise etwas zu sich nimmt, um so für das kommende Jahr Unglück abzuwenden.

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Im östlichen Polen und den angrenzenden Gebieten in der Ukraine, Belarus und Litauen gehört zum Weihnachtsessen die Kutia, eine Getreidespeise mit Mohn, Honig, Nüssen und Trockenobst. In Schlesien wird eine ähnliche, Makówka genannte Speise ohne Getreide, dafür mit Brot und einem höheren Mohnanteil, serviert. Polen gilt als Land, das auf seine Suppen stolz sein kann. Für viele Polen zählt daher vor allem die Weihnachtssuppe zu den beliebtesten Speisen am Heiligabend. Am bekanntesten und verbreitetsten dürfte der Barszcz Czerwony z uszkami sein, eine klare Rote-Beete-Suppe mit kleinen Teigtaschen. Wahlweise gibt es auch eine Pilzsuppe. Auf keinen Fall fehlen darf am Heiligabend der Fisch, zumeist handelt es sich hier um Karpfen in Aspik oder gebraten.

Ein interessanter Brauch ist es, einen Platz am Weihnachtstisch freizuhalten. Jede Familie stellt ein zusätzliches Gedeck für den „unerwarteten Gast“ auf. Diese Tradition datiert weit in vorchristliche Zeiten zurück, in denen man auch die verstorbenen Vorfahren und deren Geister zu Hochfesten und Totenfeiern mit an den Tisch bat. Heute ist es ein Zeichen für die polnische Gastfreundschaft.

Großer Beliebtheit erfreut sich immer noch der Brauch der „Szopki“, der Weihnachtskrippen. Ihre Tradition reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die berühmtesten kann man in Kraków (Krakau) bewundern, wo seit 1937 jährlich in der Vorweihnachtszeit ein Wettbewerb um das schönste Exemplar ausgetragen wird. Neben üblichen Motiven, wie Engeln, der Heiligen Familie, den Königen aus dem Morgenland und den Tieren, bevölkern auch polnische Könige oder Sagenfiguren wie der Waweldrache die Krippen. Jedes Jahr beteiligen sich rund 150 Krippenbauer. Die Arbeiten werden zunächst auf dem Krakauer Hauptmarkt präsentiert, danach sind die schönsten Krippen im benachbarten Historischen Museum zu sehen.

Den aus Deutschland stammenden Weihnachtsbaum findet man schon seit dem 19. Jahrhundert auch in Polen. Hier schmückt man ihn in ländlichen Gegenden, vor allem im Osten des Landes, häufig ganz traditionell, als echten Baum im Garten mit Trockenfrüchten und Strohschmuck. Glitzerndes Lametta und Christbaumkugeln traten bereits in den 1980er Jahren ihren Siegeszug an. Weihnachtsmärkte, die sich in den vergangenen Jahren wachsender Beliebtheit bei in- und ausländischen Besuchern erfreuten, wurden im Zuge der Corona-Krise weitestgehend abgesagt. Sehr abgespeckte Versionen gibt es zum Beispiel in Olsztyn (Allenstein) und Szczecin (Stettin). Andere Veranstalter verlegten die Märkte kurzerhand ins Internet.

Mehr zum Thema:

#WirKochen: 12 polnische Weihnachtsgerichte

Polnische Weihnachtsbräuche

 

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