Der 6. Dezember heißt in Polen „Mikołajki“ und gehört zu den beliebtesten Tagen der Adventszeit. An diesem Datum wird traditionell an den heiligen Nikolaus von Myra erinnert, der im polnischen Christentum eine besonders warme und kinderfreundliche Rolle spielt. Spannend ist vor allem ein Detail: In Polen kommt der Nikolaus oft zweimal – einmal am 6. Dezember und in vielen Regionen noch einmal am Heiligen Abend. Dadurch hat das Fest einen eigenen Charakter, der sich klar von Deutschland unterscheidet. Dieser Artikel bietet Dir einen kompakten Überblick über Bräuche, Traditionen, Geschenke und regionale Unterschiede. So verstehst Du genau, wie Polinnen und Polen den Nikolaustag feiern – und worauf Du bei einer Reise achten solltest.
Was sind „Mikołajki“? Die Bedeutung des 6. Dezember in Polen
Die Bezeichnung „Mikołajki“ stammt vom Vornamen Mikołaj (Nikolaus) und erinnert an die Namenstage im polnischen Kulturraum. Der 6. Dezember ist daher nicht nur ein Tag der kleinen Geschenke, sondern auch ein fröhlicher Anlass, den Schutzpatron vieler Gruppen – unter anderem Seeleute, Kinder und Bedürftige – zu ehren.
Die Figur des Sankt Nikolaus (pol. Święty Mikołaj) geht auf den Bischof von Myra zurück. In Polen wird er traditionell oft als Bischof mit Mitra und Stab dargestellt, auch wenn der Weihnachtsmann aus der Popkultur – mit rotem Mantel und weißem Bart – immer sichtbarer wird. Beide Bilder existieren nebeneinander und prägen den modernen Nikolaustag.
Für viele Familien ist der 6. Dezember ein warmes, kindgerechtes Fest. Die Stimmung verbindet religiöse Elemente, Adventszeit, kleine Überraschungen und ein Gefühl der Nähe – deshalb gehört der Tag zu den beliebtesten vorweihnachtlichen Feierlichkeiten.
Wie wird der Nikolaustag in Polen gefeiert? Traditionen und Bräuche
Im Gegensatz zu Deutschland werden Geschenke oft unter das Kopfkissen gelegt. Viele Kinder suchen am Morgen des 6. Dezember kleine Süßigkeiten, Nüsse, Mandarinen oder Spielzeug direkt im Bett. Andere Familien nutzen große Socken oder dekorierte Körbe – aber Schuhe vor der Tür sind eher unüblich, was einen klaren kulturellen Unterschied darstellt.
In Schulen und Kindergärten erscheint häufig ein verkleideter Nikolaus. Er bringt bunte Päckchen, stellt Fragen und lobt die Kinder. Diese kurze Begegnung gehört fest zum Brauch und sorgt jedes Jahr für große Spannung und Freude.
Auch Kirchen beteiligen sich am Fest. In vielen Pfarreien finden Treffen mit Nikolaus statt, oft verbunden mit Roraten – den beliebten Messen im Advent. So bleibt der religiöse Hintergrund lebendig und prägt das Verständnis des Festes.

Deutschland vs. Polen: Die wichtigsten Unterschiede am Nikolaustag
In Deutschland kennt man oft die Figur Knecht Ruprecht, die strenger wirkt und als mahnende Begleitung des Nikolaus auftritt. In Polen dagegen sind Engelchen und kleine „Teufelchen“ typische Rollen, die Gut und Böse darstellen – doch immer humorvoll und leicht verspielt.
Eine weitere Besonderheit ist die polnische “rózga”, eine symbolische Rute. Sie steht für Ermahnung, wird aber selten ernst gemeint. Kohle als „Strafe“ kommt kaum vor. Insgesamt ist der 6. Dezember in Polen ein normaler Werktag und bildet den sympathischen Vorabend des Weihnachtsfestes, nicht aber einen Feiertag.
| Bereich | Deutschland | Polen |
| Ort der Geschenke | Schuhe vor der Tür | unter das Kopfkissen, Socke, Korb |
| Begleiter | Knecht Ruprecht | Engel und Teufelchen |
| „Strafen“ | Kohle | Rute (rózga), meist symbolisch |
| Bedeutung | Starker Fokus am 6.12. | Auftakt zu Weihnachten, kein gesetzlicher Feiertag |
| Auftreten | Nikolaus / Weihnachtsmann | Święty Mikołaj als Bischof oder moderner Weihnachtsmann |
Geschenke zum Nikolaus: Was schenkt man in Polen?
In Polen schenkt man zum Nikolaustag kleine, unkomplizierte Geschenke, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Freude bereiten. Beliebt sind Süßigkeiten, Lebkuchen, Mandarinen, Schokolade oder kleine Spielsachen. Auch Bücher oder persönliche Kleinigkeiten gehören zur Tradition. Es geht dabei weniger um den materiellen Wert, sondern um eine Geste der Zuneigung.
Im Berufsleben und in Schulen wird oft ein „Mikołajki-Losen“ organisiert – eine polnische Version des Secret Santa. Jede Person zieht einen Namen und beschenkt denjenigen anonym mit einem kleinen Paket. Dieses Ritual stärkt die Atmosphäre im Team und sorgt in der Adventszeit für eine fröhliche Stimmung.
Wichtig ist: Die Geschenke bleiben bewusst klein. Die große Bescherung findet in Polen traditionell am Heiligen Abend (pol. Wigilia) statt, wenn sich alle am festlich gedeckten Tisch versammeln und den ersten Stern abwarten.

Der heilige Nikolaus vs. Weihnachtsmann: Wer bringt die Geschenke an Heiligabend?
In Polen existiert ein „Nikolaus-Durcheinander“, das für Besucher aus Deutschland oft überraschend wirkt. Der Święty Mikołaj kommt am 6. Dezember – aber am 24. Dezember, dem wichtigsten Abend im ganzen Jahr, erscheint je nach Region eine andere Figur.
In der Zentralregion bringt oft der Weihnachtsmann (pol. Mikołaj) die Geschenke. In Großpolen und rund um Poznań / Posen dominiert der “Gwiazdor”, eine slawisch geprägte Figur, die auch mit der Tradition im deutschsprachigen Raum verwandt ist. In Kleinpolen verteilt häufig das Engelchen (pol. Aniołek) die Pakete, während in Schlesien das Christkind (pol. Dzieciątko) erwartet wird.
Alle Varianten teilen jedoch dieselbe Symbolik: die Vorbereitung auf die Geburt Christi, das Teilen, die Familie und die warme Atmosphäre der Weihnachten in Polen. Die Vielfalt zeigt, wie regional und lebendig polnische Traditionen geblieben sind.

Praktische Informationen für Touristen
Haben die Geschäfte am 6. Dezember in Polen geöffnet?
Ja – der 6. Dezember ist in Polen kein gesetzlicher Feiertag. Alle Geschäfte, Einkaufszentren und Märkte sind regulär geöffnet, außer wenn das Datum zufällig auf einen gesetzlich geregelten verkaufsfreien Sonntag fällt. Für Touristinnen und Touristen ist der Tag daher ideal, um Einkäufe oder Weihnachtsvorbereitungen zu erledigen.
Auch Restaurants, Cafés und Weihnachtsmärkte funktionieren normal. Die Stadtzentren sind lebendig und besonders stimmungsvoll, da der Nikolaustag mitten in die Adventszeit fällt und viele Besucher anzieht.
Veranstaltungen und Weihnachtsmärkte
In vielen Städten gilt der 6. Dezember als inoffizieller Startschuss für Weihnachtsmärkte (pol. Jarmarki Bożonarodzeniowe). Lichterketten, Installationen und winterliche Dekorationen werden an diesem Tag häufig erstmals vollständig eingeschaltet. Dadurch wirkt der Nikolaustag wie ein Übergang in die festliche Hochsaison.
Beliebt sind Märkte in Wrocław / Breslau, Kraków / Krakau, Gdańsk / Danzig und Toruń / Thorn. Dort findest Du traditionelle Stände, Handwerk, lokale Leckereien und weihnachtliche Musik. Perfekt, um die Atmosphäre der polnischen Adventszeit zu erleben und die Tradition Mikołajki in Polen mit eigenen Augen zu sehen.
Warum sich ein Besuch in Polen am 6. Dezember lohnt
Die Mikołajki sind ein warmes, familienfreundliches Fest, das Polen jedes Jahr in eine fröhliche Adventstimmung versetzt. Kleine Geschenke, Lichter, regionale Unterschiede und der besondere Bezug zum heiligen Nikolaus von Myra machen den 6. Dezember zu einem einzigartigen Erlebnis.
Für Besucherinnen und Besucher lohnt sich eine Reise besonders: Polnische Weihnachtsmärkte, festliche Straßen und lokale Bräuche sorgen dafür, dass der Nikolaustag eine unvergessliche Ergänzung zur traditionellen deutschen Adventszeit wird.

Fotos: freepik