Das Schlesische Museum in Katowice (Kattowitz) bereitet eine ungewöhnliche Ausstellung vor. Dafür sucht die renommierte Institution derzeit im gesamten Oberschlesischen Industrierevier nach dem Ursprung der dortigen Hip-Hop-Bewegung. Die Region, die nach der politischen Wende von 1989 besonders stark vom Strukturwandel und der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit betroffen war, entwickelte sich zu einem der frühen Zentren von Rap und Hip-Hop in Polen.
Projekte wie „Kaliber 44“ oder das legendäre Trio „Paktofonika“ waren von der internationalen Szene beeinflusst, sangen aber auf Polnisch und griffen Themen „von der Straße“ auf. So wurden sie für eine ganze Generation junger Polen zum Sprachrohr in einer scheinbar immer härter werdenden Umwelt. Mit „Jestem Bogiem“ (Ich bin Gott) schuf Paktofonika eine kleine Hymne für die heute 30- und 40-jährigen. Der 2012 gedrehte Film „Jesteś Bogiem“ (Du bist Gott) wird Teil der Ausstellung sein. Er porträtiert den Aufstieg Paktofonikas und das jähe Ende infolge des Selbstmordes von Piotr „Magik“ Łuszcz.
Die Fans und Aktiven der damaligen Zeit sind nun aufgerufen, bis Ende August dem Museum ihre ganz persönlichen Zeitzeugnisse zukommen zu lassen, vom Walkman über alte Spraydosen bis hin zu Fotos und Konzerttickets. Angereichert mit persönlichen Erinnerungen sollen sie die oberschlesische Hip-Hop-Szene während ihrer intensivsten Zeit von 1993 bis 2003 illustrieren. Die Ausstellung soll Anfang 2019 eröffnet werden.
Das Schlesische Museum hat 2015 seinen neuen Sitz auf dem Gelände der ehemaligen Kohlengrube „Katowice“ bezogen. Neben einer multimedialen Reise durch die Geschichte Oberschlesiens können Besucher dort auch eine Sammlung mit Gemälden von 1800 bis 1945, eine Galerie für Zeitgenössische Kunst, eine Sammlung schlesischer Sakralkunst sowie eine Ausstellung zur Theatergeschichte sehen. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Ausarbeitung von Sonderausstellungen zur jüngeren und jüngsten Vergangenheit Schlesiens.