Die polnischen Flechttraditionen (poln. plecionkarstwo) kommen bereits im Dezember offiziell auf die Liste des Kulturerbes der Menschheit der UNESCO, und die Verantwortlichen feiern diesen Eintrag während der Dezemberkonferenz in Neu-Delhi.
Das polnische Flechthandwerk erhält im Dezember einen Eintrag in die prestigeträchtige UNESCO-Liste des Kulturerbes. Der Verband der Polnischen Flechter informiert über diese bedeutende Auszeichnung. Die Verantwortlichen planen die Zeremonie während der 20. Sitzung des Internationalen Komitees zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes in Neu-Delhi. Diese findet vom 8. bis 10. Dezember statt.
Die Bedeutung des UNESCO-Eintrags
Wojciech Świątkowski, der Vorsitzende des Verbands der Polnischen Flechter, betont, dass dieser Moment für alle Menschen, die sich mit diesem Handwerk beschäftigen, eine besondere Bedeutung erhält.
„Der UNESCO-Eintrag würdigt die jahrhundertealte Tradition, die Handwerker und lokale Gemeinschaften seit Generationen pflegen. Er schafft zugleich eine Chance, unsere Kunst im In- und Ausland weiter zu fördern. Mit dieser Auszeichnung entwickeln wir zudem zahlreiche Bildungs- und Promotionsprojekte, welche das Flechthandwerk den nächsten Generationen näherbringen“, unterstreicht er.
Geschichte und Gegenwart des Flechthandwerks in Polen
In Polen besitzt das Flechthandwerk eine lange Tradition, und die Handwerker greifen auf natürliche pflanzliche Rohstoffe wie Gräser, Stroh oder Wurzeln zurück. Die Weide, also junge, flexible Triebe ausgewählter Weidenarten, liefert rund 90% des verwendeten Materials. Somit bildet sie den wichtigsten Rohstoff.
In der Geschichte galt die “Samołówka”, ein Fischfanggerät, als das charakteristischste Flechtprodukt. Die Entwicklung des Handwerks erhielt im Laufe der Jahrhunderte starken Auftrieb durch mehrere Siedlungswellen, vor allem vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die holländischen Siedler spielten dabei eine besonders wichtige Rolle. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte vor allem die fachspezifische schulische Ausbildung die moderne Form des Flechthandwerks. Diese fand unter anderem in Galizien, in Großpolen und im zentralen Masowien statt. Dadurch leben diese Traditionen dort bis heute weiter.
Auch wenn die sozialen Medien das Design weltweit vereinheitlichen, unterscheidet sich das polnische Flechthandwerk weiterhin deutlich. Dies liegt an der starken Dominanz der Weide als Grundmaterial. Dieser Rohstoff verankert sich tief in der lokalen Geschichte und in der Kultur dieses Handwerks.
In Lowitsch / Łowicz können Lernende seit 2014 im Schul- und Bildungszentrum der Woiwodschaft Lodz / Łódź berufliche Qualifikationen als Korbmacher-Flechter erwerben.
Der UNESCO-Eintrag bringt nicht nur Prestige, sondern schafft außerdem viele Chancen für die Belebung lokaler Werkstätten. Ebenso eröffnet er Möglichkeiten für die Aufnahme des Flechthandwerks in Bildungs- und Tourismusprogramme. Es lohnt sich zu erwähnen, dass in den vergangenen Jahren bereits mehrere polnische Traditionen auf die UNESCO-Liste gelangten. Dazu gehören die Krakauer Krippenkunst, die Bienenwaldführung sowie der Polonez, ein traditioneller polnischer Tanz.
Quelle: wp
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