Die erste handgemalte Langbandanimation unter der Regie von Dorota Kobiela und Hugh Welchman befindet sich unter den 26 Filmen, die eine Chance auf den begehrten Preis haben.
Die harte Arbeit hat sich gelohnt – der erste Animationsfilm im Spielfilmlänge kämpft um einen Oscar. Die Produktion gilt als Favorit unter den anderen 25 Nominierten Filmen und räumte schon nach ihrer Weltpremiere im Juni zahlreiche Preise ab. Im Europäischen Filmpreis 2017 wurde sie in der Kategorie Bester Animationsfilm nominiert, dann folgten u.a. die Auszeichnungen auf dem Festival d’Animation Annecy 2017 und Internationalem Filmfestival Shanghai 2017.
Eigentlich handelt es sich um eine Biographie eines namhaften Künstlers, die im Klima eines Krimifilms gehalten ist. Doch was die Produktion so einzigartig macht ist die Technik. Der Film dauert 95 Minuten und setzt sich aus Tausenden Gemälde zusammen. Als Basis dienten Aufnahmen mit Schauspielern, die dann auf der Leinwand ausgestrahlt wurden. Bild nach Bild wurden die Szenen mit Farben nachgemalt, um so die jeweiligen Szenen zu bilden. Um eine Sekunde des Langfilms zu produzieren, benötigte man vier Gemälde. Insgesamt verwendete man 65 Tausend Bilder, die von 125 Malern aus aller Welt geschaffen wurden. In der Malertruppe befanden sich 65 Künstler aus Polen, die weiteren 60 kamen u.a. aus den USA, Griechenland und der Ukraine. Willige für die Teilnahme in dem Projekt musste man nicht lange suchen – ganz schnell wurden 5 Tausend Anmeldungen zugeschickt. Wenn wir schon bei den Zahlen sind – für den Film wurden drei tausend Liter Ölfarbe verbraucht und die Maler arbeiteten zehn Stunden pro Tag.
Diese außergewöhnliche Idee stammte von Dorota Kobiela, die sich sowohl für Film, als auch für Malerei interessiert. Den Anstoß gab die Lektüre der Briefe des niederländischen Malers Van Gogh. Während der polnischen Prämiere, die im Rahmen des Festivals Nowe Horyzonty in Breslau stattfand, gestand der zweite Regisseur des Films Hugh Welchman, Kobiela habe am Anfang gewollt, alles selbst zu malen. „Ich musste sie davon abbringen und schlug vor, ein Langfilm zu machen“, so Welchman. Das interessante Leben Van Goghs mit allen seinen Facetten in nur 95 Minuten darzustellen, war eine Herausforderung. Umso größer war die Herausforderung der gewählten Technik, doch dank ihr ist es den Schöpfern gelungen den Geist des niederländischen Künstlers durch seine Werke zu zeigen. „Ich wollte die Malerei mit dem Leben verbinden und auf diese Weise die Melancholie, Einsamkeit und den schöpferischen Drang Van Goghs porträtieren“, erklärte weiter Welchman.
Kobiela fügte ihrerseits hinzu, dass nur die Biographie Van Goghs für ein solches Format geeignet war. Der Film ist ihrer Meinung nach sehr intim – aus zahlreichen Einzelheiten wurde ein interessantes Universum geschaffen.
In zahlreichen Kritiken wird das Regieduo nicht nur für die harte, fast ein Jahrzehnt dauernde Arbeit gelobt. Positiv bewertet wird auch die Darbietung des Hauptprotagonisten, die mit dem Stereotyp dieses Künstlers bricht. In „Loving Vincent“ verliert er sein durch die Popkultur befestigtes Image eines Cholerikers, der sich sein Ohr abgeschnitten hat und erscheint als ein melancholischer und introvertierter Mensch. Die Handlung konzentriert sich vor allem auf die Umstände seines Todes und zeigt, wie wenig wir eigentlich über das Leben des Schöpfers des wohl bekanntesten Sonnenblumenbildes der Welt wissen.
Durch die einzigartige Technik und unkonventionelle Betrachtung der vorgenommenen Thematik ist der Film sicher empfehlenswert.
Quelle: tvn24pl, Filmweb.pl