Rechtzeitig zum 600. Jubiläum der Verleihung ihrer Stadtrechte im Jahr 2023 will Polens drittgrößte Metropole Łódź (Lodsch) den letzten Teil der Revitalisierungsarbeiten im Viertel Księży Młyn (Pfaffendorf) abgeschlossen haben. Über mehrere Jahrzehnte ließ der Textilmagnat Karl Scheibler dort ab 1855 ein riesiges Viertel aus Fabriken, Arbeiterwohnungen, Versorgungsgebäuden und seinem Stadtpalast errichten.
2019 begannen die Arbeiten am zentralen Teil des Viertels, die bereits Anfang des Jahres 2022 größtenteils abgeschlossen waren. Nun ist der letzte Bauabschnitt an der Reihe. Unter anderem sollen zwei der historischen Wohngebäude direkt im Bereich der Gartenstadt Księży Młyn wiederhergestellt werden. Zudem werden die Alleen und Gassen der Anlage abschließend restauriert. Mit ihren zweigeschossigen Ziegelbauten und viel Grün stellt sie ein besonderes Denkmal der Industriearchitektur der Gründerzeit dar.
Ziel der Maßnahmen ist es, den Wohn- und Arbeitscharakter von Księży Młyn als lebendigem Stadtteil mit dem Flair des 19. Jahrhunderts stärker zu erhalten als in vergleichbaren einstigen Fabrikkomplexen, wie etwa dem innterstädtischen Einkaufs-, Freizeit- und Kulturzentrum Manufaktura. So wurde auch in der eindrucksvollen, gegenüber der Gartenstadt gelegenen Baumwollspinnerei eine Mischung aus Gewerbe, Wohnungen, Büros und Restaurants angesiedelt.
Restauriert werden soll im kommenden Jahr auch das nahe der Manufaktura gelegene ehemalige Baumwollmagazin. Das langgestreckte rote Backsteinbauwerk gehörte ebenso wie die Fabriken der heutigen Manufaktura zum Imperium des einst größten Textilproduzenten Izrael Poznański. Er ließ das Magazin abseits seiner übrigen Fabrikhallen bauen, um diese bei einer Explosion des Baumwollstaubs zu schützen. Der neue Besitzer, die A&A Holding, plant einen mit durchgehenden Glaswänden versehenen Aufbau, der auf die vier Geschosse des Baukörpers aufsetzt. Insgesamt sind 8.500 Quadratmeter für Büro- sowie 3.500 Quadratmeter für Handels- und Dienstleistungsflächen vorgesehen, die das bisherige Angebot der Manufaktura ergänzen. Eine öffentlich zugängliche und begrünte Passage soll zum Verweilen einladen.
Vor 600 Jahren, am 29. Juli 1423, hatte der polnische König Władysław Jagiełło die Stadtrechte an Łódź verliehen. Lebten um das Jahr 1800 nur rund 200 Menschen in Łódź, so setzte bald danach ein rasanter Aufschwung ein, bei dem die Stadt zum bedeutendsten Textilzentrum des Kontinents wurde. Heute ist Łódź mit rund 670.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Polens. Traditionell finden rund um den Stadtgeburtstag im Juli und August zahlreiche Konzerte und andere Veranstaltungen statt.
Touristische Infos über Łódź unter www.lodz.travel Informationen über touristische Angebote in Polen gibt es beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel