Mit seinen Beobachtungen der Himmelskörper brachte er das Weltbild seiner Zeit ins Wanken. 2023 jährt sich der Geburtstag von Nikolaus Kopernikus zum 550. Mal. Aus diesem Anlass hat der polnische Senat beschlossen, ihm das kommende Jahr offiziell zu widmen. Schwerpunkte der Feierlichkeiten werden seine drei Lebensstationen Toruń (Thorn), Kraków (Krakau) und die Region Warmia (Ermland) sein.
In Polen kennt den großen Universalgelehrten jedes Kind. Mikołaj Kopernik, wie er hier heißt, gehört dort schon zum Grundschulunterricht dazu. Polens bekannteste Lebkuchenmarke ist ebenso nach ihm benannt wie ein Wodka, er taucht in Filmen und Fernsehserien auf, und auch das erste Science-Center des Landes, das 2010 in der Hauptstadt Warszawa (Warschau) eröffnete, trägt seinen ehrenvollen Namen. In seinem Geburtshaus in Toruń macht ein multimediales Museum Leben und Werk von Kopernikus erlebbar.
Lange Zeit stritten sich polnische und deutsche Publizisten um die Nationalität des berühmten Thorner Bürgers. Heute ist weitestgehend geklärt, dass moderne Nationalitätsbegriffe für seine Zeit nicht angelegt werden können. Vater Mikołaj senior stammte aus einer Krakauer Händlerfamilie, seine Mutter Barbara Watzenrode war eine reiche Thorner Bürgerstochter. Beide Familien waren Untertanen des polnischen Königs. Nikolaus sprach deutsch, aber wahrscheinlich ebenso gut polnisch, nutzte aber für seine Schriften Latein, die Sprache der Gelehrten.
Nach dem Tod des Vaters 1483 sorgte sein Onkel Lucas Watzenrode, der Fürstbischof des Ermlandes, für Unterhalt und Bildung der vier Geschwister. Nikolaus begann 1491 mit dem Studium an der Universität Kraków. Während seiner Studienzeit in Bologna und Padua kam er mit heliozentrischen Theorien in Berührung. Seine Forschungen über den Lauf der Planeten um die Sonne führte er ab 1503 in Heilsberg (heute: Lidzbark Warmiński) weiter, wo er Sekretär seines Onkels am Bischofssitz war.
Ab 1510 war Kopernikus Kanzler des Domkapitels in Frauenburg, dem heutigen Frombork. Dort, am Rande des Frischen Haffs, richtete er sich ein Observatorium in einem der Türme der Domfestung ein. Heute erinnert ein Museum dort an den Gelehrten. In Frauenburg verbrachte er die meiste Zeit zu seinem Tode 1543. Erst gegen Ende seines Lebens veröffentlichte er dort sei Hauptwerk „Über die Laufbewegungen der Himmelssphären“. Für kurze Zeit hielt er sich auch um 1520 in Allenstein, dem heutigen Olsztyn, auf, wo ihm heute im Schlossmuseum ebenfalls eine Ausstellung gewidmet ist.
Kopernikus-Denkmal in Toruń. Foto: visittorun.com
Die Feierlichkeiten anlässlich des runden Jahrestages beginnen um den 19. Februar, dem beurkundeten Geburtsdatum des späteren Universalgelehrten. Den Auftakt macht der „Dies natalis Copernici“ im Regionalmuseum von Toruń. Die alljährlich am 18. Februar stattfindende Feier anlässlich der Geburt Kopernikus‘ wird 2023 noch größer und umfangreicher ausfallen als sonst. Zudem wird im Altstädtischen Rathaus die Sonderausstellung „Rund um die Handschrift De revolutionibus“ eröffnet.
Am 19. Februar wird an der Thorner Universität der wissenschaftliche Kopernikus-Weltkongress eröffnet. Er findet in drei Teilen, im Mai in Kraków, im Juni in Olsztyn und im September zum Abschluss wieder in Toruń statt. Auch während des 43. Hansetages der Neuzeit, der vom 22. bis 25. Juni in der Kopernikus-Stadt stattfinden wird, spielt der Astronom eine herausgehobene Rolle.
Im September wird das Regionalmuseum eine Sonderausstellung mit dem Titel „Das Mysterium der Sonne. Kopernikus, Sohn der Renaissance“ zeigen. Zeitgleich soll der Abschnitt des erneuerten „Kopernikus-Wanderweges“ in der Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie (Kujawien-Pommern) bis Toruń eröffnet werden. Seit 2007 wurde bereits der ermländisch-masurische Teil fertiggestellt. Der insgesamt rund 300 Kilometer lange Wanderweg führt von der Geburtsstadt Toruń über die Woiwodschaft Pomorskie (Pommern) und Stationen im Ermland wie Olsztyn, Lidzbark und Frombork bis nach Elbląg (Elbing).
Zusätzlich zu den Feierlichkeiten soll es eine Sonderbriefmarke und ein Comic-Band über das Leben des Universalgelehrten geben. Außerdem plant die Polnische Nationalbank eine Rückkehr der Kopernikus-Banknote als Sonderausgabe. Das Bild des Astronomen zierte bis zum Inkrafttreten der Währungsreform 1996 den 1000-Złoty-Schein.
Informationen zum Kopernikus-Museum in Toruń unter www.muzeum.torun.pl und zum Kopernikus-Museum in Frombork unter www.frombork.art.pl Weitere Informationen über touristische Angebote in Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel