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Im geheimen Garten auf Schloss Książ

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Foto: Daisy im Garten. Foto: Archiv Zamek Książ

Ihre Biografie bietet Stoff zum Träumen: 1891 heiratete die Britin Mary Theresa Olivia Cornwallis-West den Fürsten Hans Heinrich XV. von Hochberg. Er galt als einer der einflussreichsten und reichsten Adligen Kontinentaleuropas. Vor dem Ersten Weltkrieg machte sie die Schlösser Fürstenstein und Pleß zum Treffpunkt des europäischen Hochadels und engagierte sich gleichzeitig für die arme Landbevölkerung. Heute liegen die beiden Schlösser in Polen. Dort feiert man den 150. Geburtstag der Fürstin mit zahlreichen Veranstaltungen.

Mary Theresa wird am 28. Juni 1873 als älteste Tochter von Lord Lieutenant William Cornwallis West und der irischen Adligen Patsy FitzPatrik geboren. Mit ihrer Familie verkehrt sie in den höchsten Kreisen des Landes. Daisy, wie sie von allen genannt wird, heiratet mit nur 18 Jahren in London den 12 Jahre älteren Fürsten Hans Heinrich XV. Zu den Trauzeugen gehört der spätere britische König Edward VII. Daisy wird Herrin auf den Hochbergschen Schlössern Fürstenstein und Pless. Als schillernde Gastgeberin zieht sie Europas Hochadel nach Schlesien. Enge Kontakte pflegt sie zum deutschen Kaiser Wilhelm II.

Schon früh ist Daisy von Pleß bei der schlesischen Bevölkerung als Wohltäterin geschätzt. Sie setzt sich erfolgreich dafür ein, dass die Wasserversorgung der unweit von Schloss Fürstenstein gelegenen Stadt Waldenburg verbessert und die Kanalisation dort eingeführt wird. Das trägt zum Kampf gegen die damals grassierenden Typhus- und Cholera-Epidemien bei. Ihr besonderes Augenmerk gilt der Versorgung der Frauen und Kinder der Arbeiterfamilien in Waldenburg und Pleß. Auf ihr Geheiß entstehen Schulen für Mädchen und für behinderte Kinder. Nach französischem Vorbild ruft sie ein Milchprojekt ins Leben, um die Säuglingssterblichkeit zu verringern. Im Ersten Weltkrieg dient sie als Krankenschwester in verschiedenen Feldlazaretten.

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Als Pleß 1918 zum neugegründeten polnischen Staat gelangte, nahm das Fürstenpaar die polnische Staatsbürgerschaft an. Ihre Ehe mit dem Fürsten von Hochberg beschreibt Daisy in ihren 1929 veröffentlichten Memoiren als unglücklich und deutet verschiedene Romanzen an, etwa mit dem Maharadscha von Cooch Behar und dem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. 1922 ließ sie sich scheiden, verbrachte mehrere Jahre in Frankreich und kehrte erst nach dem Tod des Fürsten 1938 auf Schloss Fürstenstein zurück. Von einer Krankheit gezeichnet, zog sie zwei Jahre später nach Waldenburg um, wo sie 1943 starb. Ein Jahr zuvor hatten sich die Nationalsozialisten Schloss Fürstenstein angeeignet, um dort das Geheimprojekt Riese zu realisieren. Eine riesige unterirdische Stollenanlage unter dem Schloss und im Eulengebirge sollte möglicherweise als sogenanntes Führerhauptquartier dienen.

In Polen wird Daisy von Pleß heute sehr verehrt. Anlässlich ihres runden Geburtstages sowie ihres 80. Todestages erklärten die Städte Wałbrzych (ehemals Waldenburg) und Pszczyna (ehemals Pleß) 2023 zum offiziellen Daisy-Jahr. Bereits vor zehn Jahren war die Fürstin-Daisy-Stiftung mit Sitz auf Schloss Książ (Fürstenstein) gegründet worden, die seitdem regelmäßige Veranstaltungen rund um Leben und Wirken der Mary Theresa von Pless organisiert. Auf dem Marktplatz der Kleinstadt Pszczyna, unweit des Hochbergschen Schlosses, kann man seit 2009 auf einer Bank neben der Statue der schönen Fürstin Daisy Platz nehmen. Nach der Corona-Pause findet dort vom 19. bis 21. Mai wieder das große Stadtfest „Daisy Days“ statt. Die südlich von Katowice (Kattowitz) gelegene Kleinstadt wartet zudem mit weiteren Veranstaltungen und Aktionen zum 150. Geburtstag auf. So wird es am Wisent-Schaugehege am Schlosspark eine Sonderausstellung zu Leben und Wirken der Fürstin geben. Besucher können in ihrem einstigen Teehaus im Schlosspark zudem Sonderpostkarten mit dem Antlitz von Daisy abschicken.

Foto: Fürstin Daisy vor dem Schloss in Pszczyna. Foto: Beata und Paweł Pomykalscy

Daisys Privatgemächer auf Schloss Fürstenstein waren während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten zweckentfremdet worden. Anlässlich des runden Geburtstages ließ sie die Schlossverwaltung restaurieren. Sie werden demnächst wieder für Besucher freigegeben. Die Tagebucheinträge von Fürstin Daisy stehen im Zentrum des Blumen- und Kunstfestivals auf dem Schloss. Vom 29. April bis 3. Mai entführen bekannte Blumenkünstler die Besucher in „Daisys geheimen Garten“. Zu sehen sind in den Sälen des Schlosses unzählige von ihren Tagebüchern inspirierte Blumenarrangements. Zudem wird in der Ausstellung „Ma Fantaisie“ an den liebsten Rückzugsort der Fürstin erinnert, zwei von einem englischen Garten umgebene Cottages im Wald. Weitere Sonderveranstaltungen sind sowohl auf dem Schloss als auch im nahen Wałbrzych geplant. So wird die Fürstin nicht nur beim bereits laufenden Musical im Städtischen Theater von Waldenburg, sondern auch im Rahmen nächtlicher Führungen durch das Schloss wieder lebendig.

Schloss Książ ist heute einer der größten touristischen Anziehungspunkte Niederschlesiens. Es präsentiert sich im Internet unter www.ksiaz.walbrzych.pl Das Schloss in Pszczyna zeigt verschiedene Ausstellungen. Informationen unter www.zamek-pszczyna.pl Weitere Informationen zu Reisen nach Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel

Text: Olaf Matthei-Socha

 

 

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