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Foodtruck-Invasion

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Foodtrucks haben in Polen einen wahren Boom ausgelöst. Jeder will zumindest einmal etwas aus dem Restaurant auf Rädern probieren. Und diese gibt es genügend. Sie bieten eine enorme Auswahl von Speisen an, die bei traditionellen Burgern anfangen und bei asiatischen Teigtaschen und französischen Schnecken enden. Über den Food Truck-Hype spricht mit PolenJournal.de Jacek Tymoszuk, Blogger, vor einiger Zeit Eigentümer eines eigenen Restaurants auf Rädern und Autor des Buches „Food Trucki – Pasja na kółkach“ (dt. Foodtrucks. Leidenschaft auf Rädern).

Während man früher Essen aus einem Autoanhänger nur mit den in Polen bekannten zapiekanki (dt. überbackene Baguettenhälfte) oder billigen Hamburgern verbunden hat, wird es heute mit leckeren Gerichten hoher Qualität assoziiert.  Immer mehr Bewohner Polens, die ihren Hunger stillen wollen, wählen einen Food Truck anstatt eines Restaurants. Oftmals ist das Essen dort nämlich vielfältiger als in traditionellen Gaststätten und dazu wird es schneller zubereitet. Woher kommen jedoch die Restaurants auf Rädern? Die Mode kam, wie schon öfters, aus den USA. Im 19. Jahrhundert kaufte ein gewisser Charles Goodnight einen alten Pferdelastwagen von der amerikanischen Armee. Nach der Einmontierung aller erforderlichen Geräte, kochte er dort Essen für sich selbst und andere Cowboys, die zusammen mit ihrem Vieh auf großen Entfernungen reisten. Ein Food Truck, der den heutigen ähnlich war, schuf Walter Scott im Jahre 1872 im amerikanischen Bundesstaat, Rhode Island. Er saß im Inneren des Anhängers und verkaufte belegte Brote und Kaffee. Seitdem eröffnete man in den USA immer mehr solcher Anhänger. Nach einiger Zeit wurden die verkauften Gerichte vielfältiger. Nach Sandwiches kamen Hot Dogs, Hamburger und Pommes. Die Eigentümer der Foodtrucks wurden immer kreativer und fingen an, verschiedene, unbekannte Gerichte ins Menü einzuführen. Heute verkaufen die Restaurants auf Rädern die verschiedensten Speisen, angefangen bei Nudeln und Pizza über asiatische Teigtaschen und indisches Curry bis hin zu französischen Schnecken und spanischen Fettgebäck. Dank einem einfachen Besuch des Foodtruck-Festivals kann man eine kulinarische Reise buchstäblich durch die ganze Welt machen. 

 

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Die Anfänge der Foodtrucks in Polen

Was ist jedoch der Grund für den Food Truck-Hype? Diese Frage versuchte Jacek Tymoszuk, der Autor des Buches „Food Trucki – Pasja na kółkach“ zu beantworten. „Ich denke, dass Foodtrucks ihre Beliebtheit der Mode auf Essen und Street Food verdanken. Man spricht viel übers Essen, man dreht darüber Filme und Serien. Es gibt eine große Menge von Büchern zu diesem Thema, es werden auch viele Foodtruck-Veranstaltungen organisiert, die mit Sicherheit bei der Verbreitung von Foodtrucks in Polen halfen“, stellt er fest. Die ersten Restaurants auf Rädern tauchten in Polen im Jahr 2011 in Warschau auf. Natürlich gab es dabei auch viele Probleme. „Foodtrucks hatten am Anfang viele Probleme in den Städten, wegen der Stellen, wo sie legal ihr Essen verkaufen  könnten“, erklärt Tymoszuk. Das Parken des Anhängers im Stadtzentrum bedeutete automatisch einen Strafzettel. Erst mit der Zeit, als die Restaurants auf Rädern immer beliebter wurden, haben die Städte ihre Einstellung geändert. Tymoszuk ist der Ansicht, dass Foodtruck-Festivals ein guter Ausweg aus  dieser schwierigen Situation war – „Das Organisieren dieser Veranstaltungen wurde de facto eine Lösung des Problems. Die Stadtverwaltung kann eine Erlaubnis für Mobilgastronomie zum Anlass verschiedener Veranstaltungen wie Festivals oder Massenevents geben. So kann man in gewisser Weise das Gesetz umgehen und es ist manchmal die einzige Gelegenheit, um eine Stadt mit dem eigenen Essensangebot zu besuchen“. 

Heute werden Foodtruck-Festivals regelmäßig in größeren und kleineren Städten veranstaltet. Die Menschen besuchen gerne solche Events, die oft mit verschiedenen Auftritten, Konzerten oder Attraktionen für Kinder und Erwachsene verbunden sind. Ihre Beliebtheit wächst von Tag zu Tag. Weil die meisten Foodtruck-Eigentümer ihre Tätigkeit wegen schwierigen klimatischen Bedingungen im Winter einstellen, fällt die Hauptsaison auf dem Zeitraum Frühling, Sommer und Herbst. In diesen Monaten besuchen die Foodtrucks manchmal sogar mehrfach manche Städte, um an verschiedenen kulturellen Veranstaltungen und Festivals teilzunehmen. Solche Veranstaltungen werden meistens von mehreren Tausenden Menschen besucht. Ein Food Truck muss in der Saison so viel verdienen, damit seine Eigentümer ohne Sorgen überwintern können, was wirklich alles andere als leicht fällt. Die meisten Besitzer der Restaurants auf Rädern nehmen also gerne an solchen Veranstaltungen teil. Doch viele werden immer noch von hohen Gebühren abgeschreckt. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Möglichkeit der Teilnahme an einem Foodtruck-Festival mit einer Gebühr verbunden ist. Wenn das Wetter dann noch schlecht ist oder nur wenige Gäste die Veranstaltung besuchen, besteht ein Risiko, dass man mehr verliert als kassiert.   


Jacek Tymoszuk mit seinem buch „Foodtrucki – pasja na kółkach“
Foto: zvg. von Jacek Tymoszuk

Jeder will das Essen vom Auto probieren

Wer sind hingegen die Kunden der Foodtrucks? Mit dem Essen auf Rädern verbinden viele Menschen Hipster, die jeder Neuheit folgen. Tymoszuk erklärt jedoch, dass Foodtrucks für sie keine Neuheit mehr sind. Das Angebot ist also eher an durchschnittliche Menschen gerichtet. Wahrscheinlich probierte jeder von uns bereits etwas vom mobilen Restaurant. Wenn man das schmackhafte Aroma riecht und die Gerichte sieht, ist es schwer ‚nein‘ zu sagen. Besonders, wenn der Food Truck, der selten in die Gegend kommt, Gerichte anbietet, die man in der eigenen Stadt nicht finden kann. Das Menu der Restaurants auf Rädern ist nämlich sehr unterschiedlich. „Auf den Festivals achten die Veranstalter sehr darauf, dass die angebotene Küche abwechslungsreich ist. Wir können solche Classics wie Burger, Pizza, Zapiekanki, mexikanische Gerichte, belgische Pommes, Hot Dogs, japanische Ramen, Sushi, chinesische Teigtaschen und regionale Gerichte probieren. Die Auswahl ist wirklich sehr groß“, betont Tymoszuk. Die Besitzer der Gaststätten auf Rädern, die mit ihrer Liebe zum Essen alle anstecken, sorgen schon dafür.

 

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Das Foodtruck-Leben

Es stellt sich heraus, dass genau diese Liebe zum Essen oft einen sehr großen Einfluss auf die Entscheidung über die Eröffnung eines Foodtrucks hatte. Tymoszuk betont, dass nicht alle Besitzer der Restaurants auf Rädern Köche vom Beruf sind – „die entscheidende Mehrheit hatte früher keinen direkten Kontakt mit der Gastronomie und man kann sagen, dass sie Essensliebhaber sind. Es kommen auch erfahrene Köche vor, die endlich ihr eigener Chef sein wollten“. Mit der Eröffnung eines Foodtrucks ist aber auch ein hohes  Risiko verbunden. Die Arbeit in einem Restaurant auf Rädern bedeutet nämlich die Verstellung des eigenen Lebens um 180 Grad. Man kann sogar sagen, dass es für manche ein Lebensstil ist. An Wochenenden und in der Saison ist man die ganze Zeit auf Reisen durch ganz Polen. Lange Fahrten und dutzende Stunden, die man an der Vorbereitung und Verteilung des Essens verbringt, werden zur Alltäglichkeit. Mit Sicherheit ist diese Lebensweise nicht für alle. Foodtrucks bedeuten aber auch eine starke Gemeinschaft von Menschen, die bei jedem Problem ihre Hilfe anbieten – und von denen gibt es genug. Tymoszuk nennt als Schwierigkeiten unter anderem häufige Autopannen, Überstunden im Stau, das unvorhersehbare Wetter oder die Besucherzahl, die oftmals schwer zu erraten ist. Dazu ist auch das Finden von geeignetem Personal nicht leicht. Eine willige Person muss ehrlich sein, aus Halbfertigprodukten kochen können, wissen, wie man Gastronomiegeräte bedient, kontaktfreudig und verantwortungsbewusst sein, und dazu noch ein großes Auto fahren können. 

Mit einem Foodtruck sind auch viele Pflichten verbunden. Ein Arbeitstag beginnt sehr früh und endet in den späten Nachtstunden. Am Morgen muss man die verbrauchte Ware kaufen, das Essen außerhalb des Foodtrucks, im separatem Raum, vorbereiten, das Auto bepacken und an den Verkaufsort hinfahren. In den Mittagsstunden fängt meistens der Verkauf der Gerichte, der manchmal sehr spät endet, an. Danach muss man das Auto fertig machen, zum Vorbereitungsort zurückfahren, wieder auspacken, die Einnahmen berechnen, das Auto waschen und eine Einkaufsliste für den nächsten Tag erstellen. Die Verpflichtung ist also groß. Dazu kommt noch der ewige Zeitmangel. Nicht jede Familie ist so verständnisvoll, das Familienmitglied bei solcher Arbeit zu unterstützen und bereit zu warten, bis es wieder nach Hause kommt. Darauf konnte zum Glück Tymoszuk zählen – „Meine Familie hat von Anfang an das Projekt unterstützt und war sehr engagiert. Meine Frau fuhr mit uns auf die ersten Veranstaltungen und half, als wir noch keinen festen Mitarbeiter hatten. Mein Onkel half in der Küche und als Handwerker für alles, meine Tante half bei der Zubereitung vor der Abfahrt des Autos. Auf den größten Veranstaltungen unterstützten uns auch Freunde. Leider ist diese Arbeit mit vielen Reisen verbunden, oftmals ist es Nachtarbeit, man hat keine Zeit an Wochenenden und muss auf Sommerferien verzichten. Nicht jede Familie kann verständnisvoll für längere Zeit sein“, betont Tymoszuk. 

Foto: zvg. von Jacek Tymoszuk

Leidenschaft auf Rädern

Nach einiger Zeit hat sich Tymoszuk aus dem mobilen Geschäft zurückgezogen und überließ den Foodtruck in den Händen seines Geschäftspartners. Er selbst hat sich dem Buch „Food trucki – Pasja na kółkach“ gewidmet, in welchem man alles finden kann, was ein Foodtruck-Liebhaber braucht. „Im Buch findet man Interviews mit Eigentümern der Restaurants auf Rädern aus ganz Polen. Es werden Orte und Veranstaltungen beschrieben, wo man Foodtrucks finden kann. Ein Teil ist der Geschichte der mobilen Gastronomie und den Anfängen von Street Food in Polen gewidmet. Im Buch gibt es auch Kochrezepte für verschiedene Gerichte, die von Menüs der Foodtrucks inspiriert wurden. Es sind ganze 342 Seiten voll mit interessanten Geschichten, vielen Informationen und schönen Bildern“, beschreibt sein Werk der Autor selbst. Das breite Informationsangebot sagt viel über die Größe der Leidenschaft von Tymoszuk für Foodtrucks aus. Aus diesem Grund kann man seit kurzer Zeit auch Rezensionen von mobilen Restaurants auf seinem Blog finden. 

Die Wahl ist schwierig 

Bei einer so großen Vielfalt von Foodtrucks ist es schwer, einen zu wählen, der tatsächlich ein qualitativ gutes Essen anbietet. Unter wahren Essensenthusiasten unter den Foodtruck-Besitzern kann man nämlich manchmal auch Personen finden, die in Restaurants auf Rädern nur das schnelle Geld sehen. Das hat leider sehr oft einen Einfluss auf die Qualität der Gerichte. Zum Glück sind solche Personen eher eine Seltenheit in der Branche. Wer serviert also das beste Essen? Auf diese scheinbar einfache Frage, ist es aber schwer eine Antwort zu finden . Die Zahl der Foodtrucks wird immer größer und jeder von ihnen bietet eine etwas andere Küche an. Es ist also schwer, sie miteinander zu vergleichen, umso schwieriger den besten unter ihnen zu wählen. Jeder der Kunden hat andere Präferenzen und jeder wird etwas anderes mögen. Wer immer noch nicht weiß, was er wählen soll, sollte ein Foodtruck-Festival besuchen. Dort kann man viele Gerichte aus verschiedenen Ländern gleichzeitig probieren und seinen Favoriten auswählen. Außerdem ist die Zahl solcher Veranstaltungen wahrscheinlich so groß, wie die Zahl der Foodtrucks selbst. „Das Festival Żarcie Na Kółkach in Warszawa/Warschau ist auf jeden Fall die größte Veranstaltung solcher Art und man kann dort die größte Zahl von mobilen Restaurants finden. Ganze 100 Foodtrucks aus ganz Polen kommen dorthin. Alles hängt vom Ort der Veranstaltung und dem Veranstalter selbst ab. Nicht alle Foodtruck-Festivals sind interessant und gelungen“, erklärt Tymoszuk. 

Ist der Hype  auf Foodtrucks jedoch nur ein aktueller Trend oder doch eine Form des Essensverkaufs, die auf Dauer auf den Straßen der Städte sesshaft wird? Laut  Tymoszuk kann die Idee von Foodtruck-Festivals irgendwann zu langweilig werden, doch die Restaurants auf Rädern nicht. Sie sind nämlich sehr praktisch, man kann das Auto dort hinstellen, wo es einen Bedarf gibt, z. B. vor großen Unternehmen, in Parks oder auf Festivals. An diesen Orten kann man immer Hungrige finden. Sicher ist, dass die Foodtruck-Branche sich sehr schnell in Polen entwickelt, sodass Kunden exotische und neue Gerichte probieren können. Ob dieser Boom jedoch auf Dauer anhalten wird, wird sich mit der Zeit zeigen. 

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