Polen erinnert mit zahlreichen Veranstaltungen im ganzen Land an die vor 100 Jahren wiedergewonnene staatliche Unabhängigkeit. Am 11. November 1918 war eine 123 Jahre währende Zeit der Fremdherrschaft zu Ende gegangen, in der Polen nicht mehr auf der Landkarte Europas vertreten war. Im ganzen Land werden aus diesem Anlass Veranstaltungen, Ausstellungen oder Konzerte vorbereitet. Das Festprogramm zieht sich bis ins Jahr 2021, denn dann wird sich die Annahme der neuen Verfassung durch das polnische Parlament, den Sejm, zum 100. Mal jähren.
In der Hauptstadt Warszawa (Warschau) ist am 11. November 2018 eine Großveranstaltung auf dem Königsweg geplant. Dann sind Einwohner und Gäste dazu eingeladen, in einer großen Parade eine eigens zum 100. Jahrestag komponierte klassische Polonaise zu tanzen. Das Warschauer Nationalmuseum feiert das Jubiläum mit drei großen Ausstellungen, welche die Ereignisse von 1918 mit zeitgenössischer Kunst veranschaulichen sollen. Die erste eröffnet bereits am 16. Februar und ist Ignacy Jan Paderewski gewidmet. Erstmals wird bis 20. Mai der Großteil der Werke gezeigt, welche der Komponist und erste Ministerpräsident des neuen Staates dem Museum vererbte. Darüber hinaus werden Dokumente und private Gegenstände präsentiert, dazu zählt auch der von Steinway eigens für ihn angefertigte Konzertflügel.
Über 300 Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen zeigt die erste Werkschau von Józef Brandt, die am 22. Juni im Warschauer Museum eröffnet und bis 30. September zu sehen sein wird. Der Maler der Münchner Schule erlebte die Unabhängigkeit nicht mehr selbst, trug mit seinen Historienbildern aber maßgeblich zur Schaffung eines polnischen Nationalmythos bei. Den Abschluss bildet die Ausstellung „Niepodległa 1918“ (Unabhängiges Polen 1918), die vom 26. Oktober bis 27. Januar 2019 zu sehen sein wird. Sie fragt nach der Rolle der Künstlerinnen und Künstler wie Wojciech Kossak, Zofia Stryjeńska oder Jacek Malczewski bei der Entstehung und Konsolidierung des neuen unabhängigen Polen.
Zum Programm in Krakau gehört die Eröffnung eines neuen Museums im Stadtteil Podgórze, die im April geplant ist. Die neue Abteilung des Historischen Museums widmet sich der Geschichte der Stadt, die zur Zeit der österreichischen Besatzung gegründet wurde und erst seit 1915 dauerhaft zu Krakau gehört. Im August will man mit der größten Polonaise auf dem Hauptmarkt ins Guinness-Buch der Rekorde gelangen.
Die alte Königsstadt Lublin plant ein zentrales Konzert anlässlich des Jubiläums am 11. November 2018. Über 100 Jahre Industrie in Lublin informiert bereits vorher eine interaktive Ausstellung. Ebenfalls 100 Jahre alt wird im kommenden Jahr die katholische Universität von Lublin. Aus diesem Anlass ist eine Serie von Diskussionen, Symposien und kultureller Veranstaltungen geplant. Besonders interessant verspricht die nächste Ausgabe des Europäischen Festivals des Geschmacks zu werden. 2018 steht bei der Veranstaltung alles im Zeichen der beliebtesten Rezepte der Zwischenkriegszeit.
Veranstaltungen finden auch in Orten statt, die 1918 noch nicht zu Polen gehörten. So kündigte der Stadtpräsident von Wrocław (Breslau) bereits eine fröhliche Parade und ein Fest der Generationen zum Unabhängigkeitstag am 11. November 2018 an. Bereits zwei Tage zuvor ist eine große musikalische Performance in der Jahrhunderthalle geplant, in der die Geschichte Polens in den vergangenen hundert Jahren erzählt wird. Zudem plant die Stadt den Bau eines großen Unabhängigkeits-Denkmals, über dessen Form bis Ende des Jahres entschieden werden soll.
Zentrales Element des Jubiläums in Gdańsk (Danzig) ist eine hochkarätig besetzte Vortrags- und Diskussionsreihe zur polnischen Unabhängigkeit und Identität. Darüber hinaus werden im Stadtbild symbolische Aktionen stattfinden, wie die Aufstellung eines Unabhängigkeitsfahnenmastes, der abwechselnd die polnische, die Danziger und die EU-Flagge trägt, oder die Einrichtung einer Brücke der Unabhängigkeit auf die Wyspa Sobieszewska (Bohnsacker Insel).
Bis zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit soll auch die Zahl der polnischen Geschichtsdenkmäler auf 100 wachsen. Die Liste mit bisher 70 durch den Staatspräsidenten ausgezeichneten Geschichtsdenkmälern wurde erst im vergangenen November um elf weitere Objekte ergänzt. Zu ihnen gehören die Kathedrale im Danziger Stadtteil Oliwa (Oliva), die Schloss- und Parkanlage in Nieborów, die Gradierwerke im Kurort Ciechocinek oder das berühmte Arabergestüt in Janów Podlaski.
Weitere Informationen zum Jubiläumsjahr gibt es unter www.niepodlegla.gov.pl
Über kulturelle Veranstaltungen und touristische Angebote informiert das Polnische Fremdenverkehrsamt unter www.polen.travel