Das Dorf Schimischow liegt im Südwesten Polens in der Gemeinde Groß Strehlitz. Eben hier in dieser kleinen und ruhigen Gegend konnte man schon zum fünften Mal die Ergebnisse einer interessanten Initiative der Dorfbewohner bewundern – eine Weihnachtskrippenausstellung.
Schimischow – auf Polnisch Szymiszów Osiedle und Szymiszów Wieś – zählt insgesamt 1 881 Einwohner. Eben in dieser ruhigen Ortschaft haben sich der regionale Künstler Herr Roman Dethloff zusammen mit dem Ortsvorsteher Henryk Skowronek etwas besonders für die Weihnachtszeit ausgedacht – eine Weihnachtskrippenausstellung, seit Kurzem auch mit einem Weihnachtsmarkt verbunden.
Im Begegnungshaus des Dorfes, weihnachtlich geschmückt, finden wir die Ausstellungsstücke. Nach den traditionellen Weihnachtskrippen aus Holz folgen Kunstwerke aus Papier, Salzteig, Glas, trockenen Baumblättern und Moos. Unterschiedlich ist auch die Größe. Eins ist aber klar, jede Krippe hat etwas Besonderes an sich und lässt den Gast eine Weile vor ihr verweilen. Wir fragen uns, woher kam wohl die Idee für eine solche Ausstellung?
„Vor Jahren nahm ich an einem Treffen für Volkskünstler in Birkowitz (Bierkowice) teil. Es handelte sich um eine Ausstellung nicht professioneller Künstler. Während der Gespräche hörte ich sehr oft die Überzeugung, in den Dörfern gebe es keine künstlerisch begabten Menschen. Dem kann ich nicht zustimmen und hier ist der Beweis. Ich ermunterte den Ortsvorsteher zusammen etwas für die Bevölkerung zu tun, sie zu etwas engagieren. Ich meine hier nicht nur die Erwachsenen, aber auch Kinder und die ältere Generation – und das ist uns gelungen“, eilt mit der Antwort der Hobbykünstler. „Die Ergebnisse kann man schon zum fünften Mal bewundern. Diesmal haben wir auch einen Weihnachtsmarkt und eine lebendige Weihnachtskrippe organisiert“. An dieser Stelle folgen auch Dankworte an den Ortsvorsteher Henryk Skowronek, den Bürgermeister von Groß Strehlitz (Strzelce Opolskie), Tadeusz Goc und an alle andere Personen, die dazu beigetragen haben, dass die Ausstellung auch in diesem Jahr stattfinden konnte.
Am 18. Dezember war es wieder so weit. Diesmal warteten 50 Krippen auf die Besucher. Die große Eröffnung eröffnete der Pfarrer mit einem Gottessegen, danach folgte ein Konzert des Gesangstudios BIS in der naheliegenden Kirche des Heiligen Geistes. Am Abend konnten sich alle bei einem Glas Glühwein oder einer Tasse Kaffee treffen. Es fehlte auch nicht an selbst gebackenem Pfefferkuchen. Vor dem Begegnungshaus wartete eine lebendige Krippe mit vielen Tieren.
Die Weihnachtskrippen zeichnen sich im Innenraum durch interessante Lösungen aus – Herr Dethloff bestätigt, viele von ihnen wurden von Vorschulkünstlern gebastelt. Die Kinder ließen sich natürlich einiges einfallen. Doch die bunten Papier- oder Knetfiguren der Heiligen Familie zeigen die Freude an Weihnachten umso besser. „Sie sind wunderschön. Wir sollten von den Kindern lernen”, und das gelingt auch: „Viele sagen dann, dass sie so etwas auch schaffen können. Da nehme ich diejenigen beim Wort und warte auf ihre Krippen im nächsten Jahr“, erzählt der Künstler mit einem Lächeln. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit zwischen den Generationen. „Manchmal beginnt alles mit einem Spaziergang mit der Familie. Man sammelt unterschiedliche Sachen, setzt sich dann zusammen und so entstehen diese Kunstwerke“.
Roman Dethloff wendet unseren Blick auf eine traditionell aussehende Krippe – eine alte Scheune, die Heilige Familie im Zentrum, vorne die Tiere und Hirten. „Diese Krippe entstand vor 80 Jahren. Ein Mann hat sie für seine Freundin angefertigt, doch leider haben sie nie geheiratet. Trotzdem wurde eben diese Krippe zum Muster für viele andere“. Der Hobbymaler und -bildhauer erzählt auch über die Krippe, die er selbst gemacht hat. Es handelt sich um ein großes Modell einer ganzen Stadt mit einer Grotte in der Ecke. „Ich wollte damit eine Botschaft rüberbringen. Wir sehen die schönen Häuser und die leeren Straßen. Wo sind wohl die Menschen geblieben? Keiner sieht, dass Jesus Christus geboren wurde. Dasselbe passiert auch in der heutigen Zeit. Wir sitzen vor dem Fernseher oder Computer und verpassen so viel“.
Weihnachtskrippe von Roman Dethloff
Die Ausstellung lädt bestimmt zum Nachdenken ein und veranlasst die Menschen, zusammenzuarbeiten und sich zu treffen. Wenn das nicht eine tolle Weihnachtsinitiative ist! „Ich hoffe, dass im nächsten Jahr noch mehr Krippen entstehen und wir sie wieder zusammen bewundern können“. Das hoffen wir auch.