Vom 4. bis 13. Oktober 2024 wird Łódź (Lodsch) zur Bühne für eine der bedeutendsten Kulturveranstaltungen in Polen. Nach 14 Jahren erfindet sich das „Festival der vier Kulturen“ neu und startet nun als „Łódź Wielu Kultur“ (Multikulturelles Łódź). Mit dem Namen erweitern sich auch Kulturbegriff und Programm. So finden in der diesjährigen Ausgabe unter anderem auch Roma-, queere und Jugendkultur ihren Platz.
Neues Format für das „Festival der vier Kulturen“
Im 19. Jahrhundert sorgten polnische, deutsche, jüdische und russische Menschen für den rasanten Aufstieg der Kleinstadt Łódź zur größten Textilmetropole auf dem europäischen Festland. Daran erinnerte das vom Marek-Edelman-Zentrum veranstaltete „Festival der vier Kulturen“. Das neue Format will über die traditionelle Wahrnehmung von Kultur hinausdenken und sich mit neuen Formen des Zusammenlebens und Austauschs auseinandersetzen.
World Orchestra eröffnet das Festival
Eröffnet wird das Festival „Łódź Wielu Kultur“ am 4. Oktober durch das „World Orchestra“ unter Leitung von Grzech Piotrowski. Er will mit seinem Projekt „WE“ ein Zeichen über alles Trennende hinwegsetzen. Das Ensemble setzt sich aus mehr als 40 Musikerinnen und Musikern aus aller Welt zusammen. Unterstützt wird das Orchester von der bekannten polnischen Jazzsängerin Urszula Dudziak. Musikalisch bewegt sich WE zwischen Klassik, Jazz, Welt- und Filmmusik. Am Folgetag wird der Komponist Andrzej Smolik ein Sonnenaufgangskonzert mit seinem Ensemble sowie „nicht-menschlichen Geschöpfen“ geben.
Erste Werkschau von Ceija Stojka in Polen
Eine der spannendsten Kunstausstellungen im Rahmen des Festivals ist die erste Werkschau der 2013 verstorbenen Romni-Künstlerin Ceija Stojka in Polen. Stojka war Überlebende des Porajmos, der Vernichtung von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. Sie war bekannt für ihre kraftvollen Gemälde und Schriften, die sich mit den Schrecken des Krieges und der Verfolgung auseinandersetzen. Neben Stojkas Ausstellung zeigt Daniel Rycharski, einer der innovativsten Künstler der polnischen Gegenwartskunst, eine neue Installation, die sich mit Themen der LGBTQ+-Gemeinschaft und der religiösen Identität in der polnischen Provinz befasst.
Aufführungen in historisch bedeutsamen Gebäuden
Die rumänische Künstlerin Mihaela Drăgan bringt mit ihrem feministischen Roma-Theater wichtige gesellschaftliche Themen auf die Bühne. Ihre Arbeit verbindet Aktivismus mit Kunst und bietet eine neue Perspektive auf die Rolle von Minderheiten in der europäischen Kultur. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Lesungen, Ausstellungen und Filmvorführungen. Für die den jüngsten Festivalbesucher gibt es zudem ein „Mały Festiwal“ (Kleines Festival).
Viele Aufführungen finden in historisch bedeutsamen Gebäuden statt, die normalerweise nicht für kulturelle Veranstaltungen zugänglich sind. So wird beispielsweise das beeindruckende Collegium Anatomicum, ein historisches Universitätsgebäude, für eine Theateraufführung geöffnet. Auch der Bahnhof Łódź Fabryczna wird zum ersten Mal für ein monumentales Musikereignis genutzt und bietet den Besuchern eine einmalige Gelegenheit, Kultur in einem außergewöhnlichen Umfeld zu erleben.