Während des Heiligen Abends an Weihnachten teilt man in Polen untereinander Oblaten. Doch woher kommt dieser Brauch und was bedeutet er?
Der Name Oblate kommt aus dem Lateinischen oblata und bedeutet „Opfergabe“. Die Tradition des Teilens von Oblaten geht auf die heidnische Zeit und das Brot zurück, das geteilt wurde. Später wurde sie von den ersten Christen gepflegt. Ursprünglich hatte sie nichts mit Weihnachten zu tun, sondern war eine Form der Brüderlichkeit und Einheit unter den (oft versteckten) Anhängern Christi.
Das zur Messe mitgebrachte Brot wurde vom Priester gesegnet (ohne in den Leib des Herrn verwandelt zu werden). Anschließend hat er es geteilt und für die Abwesenden mitgenommen. Die „Eulogie“ betonte die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft. Im neunten Jahrhundert wurde diese Praxis durch Synodenbeschlüsse abgeschafft, so dass die Grenzen zwischen dem konsekrierten und als Eucharistie behandelten Brot und dem gesegneten Brot klarer wurden.
Eine außerordentliche Bedeutung
Den Oblaten wurde einst eine außerordentliche Bedeutung zugeschrieben. Man glaubte, dass ihr bloßer Besitz Reichtum, Segen und Schutz vor den Elementen gewährleistete. Wenn man sie in einen Brunnen warf, glaubte man, dass sie das Wasser reinigen und den Verlorenen – im Gedanken – helfen würden, ein Zuhause zu finden.
Was dem Engelsbrot seine Symbolik verleiht, ist die Tatsache, dass es mit einer bestimmten Absicht geteilt wird. Das Verständnis, dass es ein Symbol für das eucharistische Brot ist. Am Heiligen Abend sollten nur aufrichtige Wünsche geäußert werden, ohne Neid und Eifersucht. Mit Liebe und dem Wunsch nach Versöhnung. Sonst ist die Oblate nur ein Stück ungesäuertes Brot.
Woher kommt die Tradition?
Es ist schwer zu sagen, woher das Teilen von Weihnachtsoblaten am Heiligen Abend in Polen kommt. Wahrscheinlich hat er dieselben Wurzeln wie der Brauch, das gesegnete Brot zu brechen. Man weiss nur, dass dieses schöne Ritual am Heiligen Abend seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannt ist und zunächst vom Adel übernommen wurde.
Interessanterweise wurde dieser Brauch in Teilen Pommerns, Masurens und des Ermlands erst im 20. Jahrhundert bekannt. In anderen Regionen Polens verteilten Priester und Organisten kurz vor Weihnachten die Oblaten in den Häusern, um den Gläubigen Wünsche zu überbringen.
Die Oblate ist in Italien sowie in Mittel- und Osteuropa verbreitet, in anderen Ländern allerdings nur wenig verbreitet oder sogar völlig unbekannt.
Es gibt ebenfalls eine farbige Oblate, die für Haustiere und Vieh bestimmt ist (in gelb, rot und grün). Dieser schöne Brauch, die Reste des Heiligabendessens und die Oblate mit den Tieren – den „kleinen Brüdern“ zu teilen, ist leider im Begriff zu verschwinden und wird nur noch von älteren Menschen (und Hochlandbewohnern) praktiziert, die an den Ritualen festhalten. Und warum gibt man den Tieren Oblaten? Um sie vor der Pest, vor wilden Tieren, vor Zaubersprüchen usw. zu schützen.
Woraus besteht die Oblate?
Technisch gesehen, ist dies wahrscheinlich das einfachste Rezept der Welt: Reines Wasser,
gutes, sorgfältig gesiebtes Weizenmehl und die Arbeit von Menschenhand. Keine Hefe, keine Geschmacksverstärker, keine Konservierungsstoffe. Heutzutage kommt es vor, dass einige Unternehmen Öl hinzufügen, das den Waffeln bessere physikalische Eigenschaften verleiht, aber (nach einer Weile) dazu führt, dass die Waffel verdirbt und schlecht riecht.
Die Waffel selbst ist ein dünnes, ungesäuertes und ungesalzenes Brot. Ihre Herstellung war bis vor kurzem mit der Unterzeichnung eines Gelöbnisses vom Bischof sowie einer Zeremonie verbunden, welche die heilige Dimension des Engelsbrotes betonte.
Wie sieht die Herstellung aus?
Der dünne Teig wird in kunstvoll und detailreich gravierte Formen gegossen. Die so vorbereitete Waffel wird etwa 50 bis 60 Sekunden lang gebacken. Wenn sie zu lange gebacken wird, verbrennt die Waffel. Zu kurz – wird sie zu weich. Es scheint einfach zu sein, aber es erfordert Gefühl. Das liegt daran, dass das Brot leicht bröckelt. Wenn es fertig ist, wird es in Portionen aufgeteilt und verpackt. Was die Motive auf den Oblaten betrifft, so ist jede anders, und alle stellen (üblicherweise) Szenen der Geburt Christi dar.
Quelle: oblatum
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