Martinstag in Polen: Zwischen Staatsfeiertag, Martinsgans und dem großen Fest in Posen / Poznań

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In Deutschland kennt man den Martinstag als warm leuchtendes Fest mit Laternen, Liedern und Weckmännern. Kinder ziehen bei einem Laternenumzug durch die Straßen, erinnern an den heiligen Martin von Tours und teilen symbolisch ihren Mantel mit dem Bettler. Doch in Polen hat der 11. November eine ganz andere, dreifache Bedeutung: Er ist gesetzlicher Feiertag, Tag der Unabhängigkeit, kulinarische Feier der Martinsgans und – in der Stadt Posen / Poznań – eine fröhliche Straßenfiesta rund um das süßeste Gebäck Europas. In diesem Artikel erfahren Sie, warum dieser Tag in Polen so besonders ist, welche Bräuche gepflegt werden und warum sich am Martinstag 2025 ein Besuch in Posen / Poznań besonders lohnt.

Ein nationaler Feiertag: Warum der 11. November in Polen so wichtig ist

Der 11. November, an dem viele Deutsche den Sankt Martinstag feiern, steht in Polen vor allem unter dem Zeichen des Nationalen Unabhängigkeitstags. An diesem Datum im Jahr 1918 erlangte Polen nach 123 Jahren der Teilung durch Russland, Preußen und Österreich seine staatliche Souveränität zurück. Der Tag symbolisiert den Wiedergeburtsmoment des modernen polnischen Staates.

Seit 1937 ist der 11. November ein gesetzlicher Feiertag in Polen. Für Gäste und Touristen ist wichtig zu wissen: Es handelt sich um einen gesetzlichen Feiertag, an dem Geschäfte, Behörden und viele Dienstleistungsbetriebe geschlossen sind. 

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Öffentliche Gebäude zeigen die weiß-rote Nationalflagge, in Warszawa / Warschau und anderen Städten finden feierliche Zeremonien, Paraden und Kranzniederlegungen statt. Der Tag verbindet Geschichte, Stolz und nationale Identität – und prägt das öffentliche Leben in ganz Polen.

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Foto: Freepik

Die landesweite Tradition: „Gęsina na Świętego Marcina“

Am selben Datum ehrt man in Polen den heiligen Martin von Tours – „Święty Marcin“, der im Jahr 316 im heutigen Ungarn geboren wurde und im November 397 starb. Die Legende erzählt, dass Martin, damals noch römischer Soldat, seinen Mantel mit dem Schwert teilte, um ihn einem frierenden Bettler zu geben. In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus Christus im Traum, bekleidet mit dem halben Mantel – ein Zeichen seiner Berufung.

Nach der Überlieferung hat sich der heilige Martin einst im Gänsestall versteckt, um nicht zum Bischof geweiht zu werden – doch die Gänse verrieten ihn durch ihr Geschnatter. Seitdem wird an seinem Gedenktag in Polen die Gans (pol. Gęsina) serviert. 

In vielen Regionen Polens bieten Restaurants ein besonderes Martinsmenü an. In Familien wird das Fest traditionell mit Gänsebraten, Äpfeln und Rotkohl begangen. So wird das Teilen und Genießen zu einer Form des Erinnerns.

Sankt Martinstag in Polen vs. Deutschland: Die größten Unterschiede

Der Vergleich zeigt: Während in Deutschland der Martinszug mit Laternen und Liedern das Herzstück bildet, liegt in Polen der Fokus auf Geschichte, nationaler Einheit und gutem Essen. 

Das sind die wichtigsten Unterschiede zwischen den Feierlichkeiten in beiden Ländern:

AspektMartinstag in DeutschlandMartinstag in Polen (Allgemein)
HaupttraditionLaternenumzüge, MartinsgansNationaler Feiertag, Martinsgans
Status des TagesÜblicherweise ein WerktagGesetzlicher Feiertag – Geschäfte geschlossen
ProtagonistenKinder mit Laternen, der heilige MartinHistorische Figuren, der heilige Martin – kulinarische Bedeutung
EssenWeckmänner, MartinsgänseGans, Posener Martinshörnchen

Das Epizentrum der Feier: Posen / Poznań und seine einzigartigen Traditionen

Während im übrigen Polen der 11. November vor allem mit Unabhängigkeitsfeiern und Gänsebraten verbunden ist, verwandelt sich Posen / Poznań an diesem Tag in ein fröhliches Festzentrum. Auf der Hauptstraße zieht eine große Parade durch die Stadt, begleitet von Musik, Trachten, Blaskapellen und Marktständen.

Die Posener Parade: St. Martin auf einem weißen Pferd

Das Highlight ist die feierliche Parade: Sankt Martin reitet auf einem weißen Pferd durch die Stadt, begleitet von Musik, Fahnen und Lichtern. Der Stadtpräsident überreicht ihm symbolisch den Schlüssel zu Posen / Poznań – ein Ritual, welches den Beginn der Feierlichkeiten markiert. Diese lebendige Mischung aus Brauch, Tradition und moderner Stadtkultur lässt die Stadt am 11. November in einem einzigartigen Glanz erscheinen.

Das kulinarische Herzstück Posens: Die echten Rogale Świętomarcińskie – Posener Martinshörnchen

In Posen / Poznań gibt es am 11. November nur ein wirkliches kulinarisches Symbol – den „Rogal Świętomarciński“, das traditionelle Martinshörnchen.

Was ist ein Rogal Świętomarciński?

Dieses besondere Hörnchen wird aus Plunderteig gefertigt, reichlich gefüllt und mit Zuckerguss überzogen. Es symbolisiert den geteilten Mantel des heiligen Martin, der sein Hab und Gut mit einem Bettler teilte. Das Rezept entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Posen / Poznań, als ein Bäcker nach einer Predigt zu Ehren des Sankt Martin beschloss, arme Menschen mit Gebäck zu beschenken.

Die geheime Füllung: Weißer Mohn, Nüsse und…

Die Füllung des echten Posener Martinshörnchens ist etwas ganz Besonderes. Sie besteht aus weißem Mohn, Mandeln, Haselnüssen, kandierten Früchten und Butter. Weißer Mohn ist in Deutschland kaum bekannt, in Polen jedoch eine wertvolle Zutat, welche dem Gebäck seine helle Farbe und den charakteristischen Geschmack verleiht.

Das EU-Zertifikat: Wo man die echten Posener Martinshörnchen kaufen kann

Seit 2008 trägt das Posener Martinshörnchen das EU-Siegel „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.). Nur Konditoreien aus der Region Posen / Poznań dürfen das Original herstellen. Wer am 11. November die Stadt besucht, sollte auf dieses Siegel achten – es garantiert Qualität, Tradition und Authentizität.

Posener Martinshörnchen (Fot. P. Walecko / PolenJournal.de)
Posener Martinshörnchen (Fot. P. Walecko / PolenJournal.de)

Praktische Tipps für Ihre Reise nach Posen am 11. November 2025

Wer die Feierlichkeiten erleben möchte, sollte früh anreisen. Die Innenstadt ist ab dem späten Vormittag sehr belebt, und die Parade beginnt meist gegen Mittag. Der beste Aussichtspunkt auf den Martinszug liegt entlang der Straße Święty Marcin. Öffentliche Verkehrsmittel sind die beste Wahl, da viele Parkplätze gesperrt werden.

Wichtig: Der 11. November ist in ganz Polen ein gesetzlicher Feiertag – die meisten Geschäfte sind geschlossen. Bäckereien und Konditoreien, die Rogale verkaufen, haben jedoch geöffnet. Wer das Original probieren möchte, sollte früh kommen: Die süßen Hörnchen sind oft schon am frühen Nachmittag ausverkauft.

Antworten auf häufige Fragen rund um den Martinstag in Polen

Ist der 11. November (Martinstag) ein Feiertag in Polen?
Ja. Es handelt sich um den Nationalen Unabhängigkeitstag. Geschäfte und öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen.

Gibt es in Polen Laternenumzüge wie in Deutschland?
Sehr selten. In Polen konzentriert sich der 11. November auf das Gedenken an die Unabhängigkeit und auf kulinarische Traditionen. Nur in Posen / Poznań findet eine große Parade statt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Rogal und einem Croissant?
Das Rogal Świętomarciński besteht aus einem besonderen Plunderteig und enthält eine reichhaltige Füllung aus weißem Mohn, Nüssen und kandierten Früchten – also weit mehr als ein Croissant.

Wo kann man in Polen Martinsgans essen?
In vielen Restaurants im ganzen Land. Besonders in Nord- und Zentralpolen findet man am 11. November spezielle Gänsemenüs – “Gęsina na Świętego Marcina”.

Drei Feste an einem Tag

Der 11. November in Polen vereint Geschichte, Geschmack und Gemeinschaft. Er ist zugleich Tag der Unabhängigkeit, kulinarisches Herbstfest und regionales Spektakel. Während Deutschland mit Laternen feiert, gedenken die Polen ihrer Freiheit – und genießen dabei Gänse und süße Hörnchen.

Wer Lust bekommen hat, die wohl süßeste Parade Europas selbst zu erleben: Entdecken Sie Posen / Poznań und den Sankt Martin 2025 im November!

Fotos: freepik

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