Zwei Porträts der Renaissance-Meister Albrecht Dürer und Hans Holbein des Jüngeren sind derzeit im Königsschloss Wawel in Kraków / Krakau zu sehen. Die Ausstellung läuft bis zum 1. Februar 2026 und ist im Rahmen der Aktion „Kostenloser November“ zugänglich.
Präsentiert werden auf der zweiten Etage des Schlosses zwei Meisterwerke: Dürers „Jakob Muffel“ sowie Holbeins „Hermann Hillebrandt De Wedigh“. Beide Gemälde stammen aus der Berliner Gemäldegalerie – Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Eine Ausstellung von einmaligem Wert
„Die Gemälde von Albrecht Dürer und Hans Holbein dem Jüngeren befinden sich in keinem polnischen Museum – das allein zeigt die Bedeutung dieser Ausstellung. Zum ersten Mal in der Geschichte der polnischen Museen wird ein Werk Dürers gezeigt“, erklärte Andrzej Betlej, Direktor des Königsschlosses Wawel.
Die Werke passen perfekt zu den Renaissance-Interieurs der königlichen Residenz. Auf dem Wawel arbeiteten einst die Brüder Albrecht Dürers, weshalb es laut Betlej symbolisch sei, dass nach 500 Jahren ein Werk des berühmtesten von ihnen hier zu sehen ist.
Der in Nürnberg geborene Albrecht Dürer gilt als der bedeutendste Maler der deutschen Renaissance. Berühmt ist er vor allem dank seiner grafischen Zyklen wie „Apokalypse“, „Die große Passion“, „Marienleben“ sowie durch die sogenannten Meisterstiche „Melencolia“, „Ritter, Tod und Teufel“ und „Der heilige Hieronymus im Gehäus“. Neben religiösen Themen schuf er zahlreiche Porträts, in denen er nicht nur die äußeren Züge, sondern auch die psychologische Tiefe seiner Modelle einfing – er konnte, wie man sagte, „die Seele malen“.
Meisterwerke der Renaissance auf dem Wawel
Auf dem Wawel ist Dürers Porträt des Nürnberger Bürgermeisters Jakob Muffel zu sehen. Es entstand zwei Jahre vor dem Tod des Künstlers und zeigt, wie reif und reflektiert sein Spätwerk war. „Das Gemälde ist einerseits repräsentativ, andererseits eine sehr persönliche und individuelle Aussage des Künstlers. Dürer stellt Muffel nicht nur als Modell dar, sondern vor allem als Menschen“, betonte Betlej.
Besonders bemerkenswert: Auf dem Gemälde sind Dürers Fingerabdrücke sichtbar – der Künstler formte mit den Fingern die Hautpartien unter den Augen. In der Ausstellung begleitet Dürers Werk ein Porträt von Hans Holbein dem Jüngeren, einem der bedeutendsten Porträtisten der Renaissance und Sohn des Malers Hans Holbein dem Älteren.
„Die künstlerische Expertise ist auch in diesem Werk spürbar. Das Gemälde ist frei, plastisch und zeichnet ein charakteristisches Bild eines deutschen Kaufmanns“, ergänzte der Direktor.
Dass beide Werke nach Kraków / Krakau gelangten, sei Ergebnis einer gelungenen kulturellen Diplomatie. „Das verdanken wir unseren guten Beziehungen zu deutschen Museumsexperten. Beide Bilder gehören normalerweise zu einer Dauerausstellung – ihre Leihgabe ist ein bedeutendes Zeichen der Zusammenarbeit“, so Betlej. Er kündigte zugleich an, die Kooperation mit den deutschen Museen fortzusetzen.
Wawel verzeichnet Rekordbesuch
Bereits im Oktober verzeichnete das Königsschloss Wawel einen Jahresrekord. Drei Millionen verkaufte Eintrittskarten wurden bis Monatsende gezählt – so viele wie noch nie. Wie Andrzej Betlej erklärte, werde das endgültige Jahresergebnis maßgeblich durch die Aktion „Kostenloser November“ (ab 2. November), die neue Ausstellung in der Rüstkammer Ende des Monats sowie die Präsentation der Werke von Dürer und Holbein beeinflusst.„Wir versuchen, den Besucherfluss so zu steuern, dass jeder Gast die attraktivsten Räume und Ausstellungen erleben kann. Diese Zahlen sind das Ergebnis unserer gezielten Besucherlenkung“, erläuterte Betlej. In diesem Jahr wurden auf dem Wawel bereits zwei neue Ausstellungen eröffnet: „Międzymurze“ („Zwischen den Mauern“) und „Die Wawel-Stadt“.
Quelle: gazetakrakowska
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