Während archäologischer Arbeiten im Burggraben von Tost / Toszek (Woiwodschaft Schlesien) entdeckten Forscher eine eiserne Kanonenkugel, ein verziertes Fragment einer Pfeife sowie eine Flasche aus einer ehemaligen Brauerei. Diese Funde stellen die ersten Ergebnisse einer Untersuchung dar, die klären soll, ob der Graben bereits im Mittelalter oder erst im 16. Jahrhundert angelegt wurde.
Seit Anfang August arbeiten Archäologen und Freiwillige des Oberschlesischen Archäologischen Arbeitskreises im Burggraben von Tost / Toszek. Sie wollen herausfinden, ob der Graben die Burg schon im Mittelalter umgab oder ob er erst im 16. Jahrhundert gleichzeitig mit den neuzeitlichen Befestigungen entstand. Derzeit dringen die Forscher zu den Auffüllschichten aus dem 18. und 19. Jahrhundert vor.
Obwohl die Untersuchungen erst begonnen haben, stießen sie bereits auf bemerkenswerte Funde. Dazu gehören eine eiserne Kanonenkugel, ein verziertes Fragment einer Pfeife sowie eine Bierflasche aus der ehemaligen Toster Brauerei. Jeder dieser Gegenstände bildet eine einzigartige Spur der Vergangenheit, die das Alltagsleben der Bewohner mit der bewegten Geschichte der Burg verbindet.
Eine Burg mit reicher Vergangenheit
Die Geschichte der Befestigungsanlagen in Tost / Toszek reicht vermutlich bis ins 10. oder 11. Jahrhundert zurück, als auf dem Hügel eine hölzerne Erdburg existierte, die als Kastellanei den schlesischen Herzögen unterstand. Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert entstand eine gemauerte Festung, doch bereits 1429 zerstörten sie die Hussiten. Herzog Przemislaus III. von Tost ließ sie jedoch rasch wiederaufbauen und machte sie zu seiner ständigen Residenz.
Nach einem Brand im Jahr 1570 übernahm die Familie Redern die Burg, baute sie im Renaissancestil wieder auf und errichtete Wohngebäude am Tor. Danach gelangte die Anlage in den Besitz des Grafen Kaspar Colonna, der zwischen 1650 und 1666 einen umfassenden Umbau durchführen ließ. Der italienische Architekt Giovanni Seregni gestaltete das Projekt maßgeblich mit und schuf unter anderem reich verzierte Portale mit dem Colonna-Wappen und der Jahreszahl 1666.
Im 18. Jahrhundert wechselte die Burg mehrfach den Besitzer – darunter die Familien Peterswald, Kottuliński, Posadowski und Eichendorff. Und jede hinterließ bauliche Veränderungen. 1797 erwarb die Familie Gaschin die Anlage. Im Jahr 1811 brannte die Burg erneut nieder und blieb ungenutzt, sodass sie verfiel, obwohl die Familie Guradze sie 1840 kaufte und bis 1945 besaß.
Im 18. und 19. Jahrhundert setzte der Verfall fort, bis in der Mitte des 20. Jahrhunderts ein teilweiser Wiederaufbau erfolgte. Heute beherbergen die Burgmauern das Kulturzentrum, und die Anlage dient als wichtiger touristischer und kultureller Anziehungspunkt der Region. Besucher finden dort unter anderem eine Bibliothek, historische Ausstellungen, ein Café, den Peterswald-Saal und früher sogar das Kino „Zameczek“.
Erst der Anfang der Untersuchungen
Die archäologischen Arbeiten dauern noch einige Wochen an. Jede neue Erdschicht kann weitere Gegenstände und Fragmente früherer Bauwerke freilegen, sodass sich das Rätsel um das Alter des Grabens lösen lässt und sich neue Geheimnisse dieser mittelalterlichen Festung erschließen lassen.
Quelle: o2
Foto: Facebook/@Zamek w Toszku