Lublin erfreut sich von Jahr zu Jahr an steigender Beliebtheit. Zwar bleibt die Stadt zahlenmäßig deutlich hinter Krakau / Kraków oder Breslau / Wrocław zurück, doch sie zieht immer mehr Touristen an. Nach neuesten Schätzungen könnten in diesem Sommer sogar bis zu 700.000 Menschen die Hauptstadt der Woiwodschaft Lublin besuchen. Begeistert von der ostpolnischen Metropole sind u.a. Deutsche und Briten.
Marcin Kęćko, Direktor des Büros für Tourismusentwicklung der Stadtverwaltung Lublin, erklärte gegenüber Wirtualna Polska, dass man für die Ferienzeit mit rund 700.000 Gästen rechne.
Lublin im Aufschwung
Im vergangenen Jahr kamen mehr als 1,9 Millionen Touristen nach Lublin, davon rund 550.000 in den Sommermonaten. Der August war dabei der Rekordmonat, denn fast 300.000 Besucher reisten damals in die Stadt.
Jedes Jahr verzeichnet Lublin einen Anstieg von rund 20 bis 25%. Die meisten Gäste bleiben zwei bis vier Tage in der Stadt. Das deutet darauf hin, dass Lublin vor allem als Ziel für einen City-Trip oder Wochenendaufenthalt wahrgenommen wird. Viele übernachten aber auch nur eine Nacht, erklärt Kęćko.
Karol Wiak von Nocowanie.pl sieht hingegen in Lublin eines der wichtigsten touristischen Zentren Ostpolens. „Das liegt nicht nur an der gelungenen Vermarktung der Stadt und ihren historischen Reizen, sondern auch am wachsenden Interesse an Inlandsreisen“, so der Experte.
„Auf unserer Plattform beobachten wir, dass Lublin und die Region Lublin vor allem bei Familien mit Kindern sowie bei Touristen, die eine ruhigere Erholung suchen als in den Bergen oder am Meer, immer beliebter werden. Viele reisen auch wegen bekannter Veranstaltungen wie der Nacht der Kultur oder dem Carnaval Sztukmistrzów an“, fügt er hinzu.
Wiak unterstreicht außerdem, dass ein durchschnittlicher Aufenthalt von zwei bis vier Tagen typisch für Städte mit vielfältigem Kulturangebot und Wochenendereignissen sei. „Touristen betrachten Lublin häufig auch als Ausgangspunkt für Ausflüge nach Roztocze oder nach Kazimierz Dolny, was wiederum die Buchungszahlen in den umliegenden Orten steigen lässt“, betont er.
Lublin überzeugt durch Authentizität
Marcin Kęćko räumt ein, dass Lublin es im Vergleich mit anderen polnischen Städten schwerer hat, da es weder Meer noch Berge bietet. Seiner Meinung nach ist es jedoch gerade die Authentizität, die Besucher anzieht.
„Die Altstadt bildet ein echtes Stadtgefüge aus dem 16. Jahrhundert, welches im Zweiten Weltkrieg nur wenig zerstört wurde, ganz im Gegensatz zur Warschauer Altstadt zum Beispiel. Lublin hat einen Renaissance-Charakter und erinnert stark an italienische Gassen“, erklärt der Stadtvertreter.
Die unterschätzte Perle Ostpolens
In Lublin besuchen Reisende in erster Linie die Altstadt, wo sich auf nur einem Quadratkilometer mehr als 100 architektonische Denkmäler befinden. Danach folgt der Schlossberg mit dem Nationalmuseum, in dem unter anderem eine ständige Ausstellung mit Werken von Tamara Łempicka zu sehen ist.
Darüber hinaus besuchen Touristen gerne den Litauischen Platz, die Basilika der Dominikaner, den Sächsischen Garten oder das Staatliche Museum in Majdanek.
Ausländische Touristen sind für die Stadt besonders wertvoll
Marcin Kęćko betont, dass die Stadt auch stark auf internationale Besucher setzt. Im Jahr 2024 kamen von allen Gästen in Lublin 434.000 aus dem Ausland. Das sind ganze 25% mehr als im Vorjahr. Im letzten Jahr fanden 42 Besuche von ausländischen Bloggern und Journalisten statt, die danach Beiträge über Lublin verfassten. Kęćko verweist zudem auf neue Flugverbindungen vom Flughafen Lublin nach Girona und Rom.
Im vergangenen Jahr reisten die meisten ausländischen Gäste aus Großbritannien, Israel, Deutschland, den USA, Kanada, Litauen und Tschechien an. Kęćko hofft, dass der Anteil der Touristen aus Europa und der Welt dank des Films „A Real Pain“ mit Kieran Culkin weiter steigen wird. Der Schauspieler erhielt für seine Rolle darin sowohl einen Oscar als auch einen Golden Globe. „Solche Filmprojekte, in denen Lublin wirklich Lublin spielt, helfen uns, das Image und die Bekanntheit der Stadt zu stärken. Und genau damit beginnt der Prozess der touristischen Anziehungskraft“, unterstreicht er.
Auch im September letzten Jahres machte Lublin europaweit auf sich aufmerksam, als die Stadt zur Europäischen Kulturhauptstadt 2029 ernannt wurde. Bisher erhielten nur zwei polnische Städte diesen Titel: Krakau / Kraków im Jahr 2000 und Breslau / Wrocław im Jahr 2016. Nun ist Lublin an der Reihe.
„In allen europäischen Kulturhauptstädten konnten wir einen Anstieg des Tourismus und generell eine stärkere kulturelle Teilhabe beobachten. Es wird viele internationale Initiativen geben, die kulturelle Infrastruktur der Stadt wird gestärkt. Lublin wird lebendiger“, sagte Kulturvizeministerin Marta Cienkowska nach der Bekanntgabe der ECoC 2029.
Die gesamte Region hofft auf mehr Touristen aus dem Ausland
Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 4 Millionen Touristen die Woiwodschaft Lublin. Die meisten von ihnen kamen aus Polen, obwohl die regionale Tourismusorganisation Lublin auf einen Anstieg internationaler Gäste hofft. Die Region wird aktiv in Italien, Frankreich, Slowenien, England, Irland, Deutschland, Tschechien und anderen Ländern beworben. Sowohl bei speziellen Veranstaltungen und Tourismusmessen als auch durch Studienreisen für Journalisten und Reiseveranstalter, die in Zusammenarbeit mit der Polnischen Tourismusorganisation und regionalen Partnern organisiert werden.
Dorota Lachowska, Direktorin des Vorstands der Regionalen Tourismusorganisation Lublin, gab zu, dass viele Unternehmer weiterhin unter den Folgen der Grenzkrise mit Belarus und des Krieges in der Ukraine leiden. Spürbar sei vor allem die geringere Zahl organisierter Reisegruppen und die Zunahme von Last-Minute-Buchungen.
Lachowska äußerte sich auch zur Idee eines regionalen Tourismusgutscheins nach dem Vorbild des Podlaskie-Gutscheins (Podlaski Bon Turystyczny) – einer Unterstützung in Form von Zuschüssen für Urlaube in der Region Lublin. „Die Entscheidung liegt beim Vorstand der Woiwodschaft Lublin. Doch es wäre ganz klar eine große Hilfe für die Tourismusunternehmen, die heute unter schwierigen Bedingungen in unserer Region arbeiten“, meinte sie.
Quelle: wp
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