Gegen Ende des Jahres erwartet Besucher des Königsschlosses auf dem Wawelhügel in Kraków (Krakau) eine neue Attraktion. Dann will die Museumsverwaltung die historischen Untergeschosse des heutigen Renaissancebaus öffnen und ihren Gästen so eine kleine Zeitreise ermöglichen. Denn hinter dem Eingang unterhalb des Arkadenhofes blieben Teile des mittelalterlichen Schlosses erhalten, das Polens König Kazimierz Wielki im 14. Jahrhundert errichten ließ.
Die Räume dienten seit den 1980er-Jahren als Magazin für architektonische Überreste, die bei Grabungen auf dem Gelände des mächtigen Kalkfelsens gefunden oder im Rahmen von Restaurierungen ersetzt worden waren. Viele von ihnen hatten in den gut 100 Jahren zuvor eine bewegte Geschichte, wurden mal von den habsburgischen Behörden während der Zeit der polnischen Teilung verstreut oder später während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg als Baumaterial verwendet.
Besucher der neuen unterirdischen Touristentrasse können sie in Form eines zeitlich geordneten Lapidariums entdecken. Unter den eindrucksvollsten Stücken befinden sich das Eingangsportal zum gotischen Schloss sowie die massiven Grundmauern der Anlage. In einer zweiten Ausstellung sollen 386 im Original erhaltene Spenderziegel gezeigt werden. Sie hingen ursprünglich an der Mauer neben dem nördlichen Wawel-Aufgang und wurden später durch Kopien ersetzt. Die Keramiktafeln sollten diejenigen Spender ehren, die sich mit besonders hohen Summen um den Erhalt des Königsschlosses verdient gemacht hatten. Die erste große Spendenaktion wurde nach Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit Polens nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen. www.wawel.krakow.pl