Wie wird in Polen das Osterfest gefeiert? Obwohl die traditionellen Bräuche Jahr für Jahr auf Neue abgehalten werden, ist jedes Mal die Freude darüber riesengroß.
Es ist wieder soweit. Ostern steht vor der Tür. Darauf haben vor allem Kinder gewartet, damit sie wieder u. a. im Garten nach Geschenken schauen können. Mit dem Fest verbindet man aber nicht nur Geschenke.
Karneval
Ab dem Tag der Heiligen Drei Könige bis zum Aschermittwoch wird noch so viel gefeiert und getanzt wie möglich. Man genießt den Karneval in vollen Zügen, denn danach kommt die Fastenzeit. Besonders feierlich sind die letzten Tage des Karnevals. Ab dem Schmotzigen Donnerstag bis zum Dienstag vor dem Aschermittwoch wird in Polen so viel gegessen, bis man platzt.
Auf den Karneval freuen sich vor allem Kinder, denn für sie werden Maskenbälle organisiert. Währenddessen werden verschiedene Wettbewerbe veranstaltet. Dazu gehören u. a.:
– die Wahl des schönsten, originellsten Kostüms oder Maske
– sportliche Spiele – z. B. Slalom mit Eiern oder Bällen auf einem Teelöffel, die Suche nach versteckten Gegenständen oder das Essen eines Apfels, welcher an einer Schnur hängt, ohne dabei die Hände zu benutzen,
– Tanzspiele – z. B. wird ein Ballon zwischen das Tanzpaar gesteckt.
Frühjahrsputz
Ostern ohne Frühjahrsputz? Nicht in Polen! Diese Tradition hat sich in der polnischen Kultur fest verankert. Jahr für Jahr wird vor Ostern das gesamte Haus gründlich aufgeräumt und geputzt. Kaum kommen der Frühling und die ersten Sonnenstrahlen, schon werden die Aufgaben zwischen den Familienmitgliedern aufgeteilt. Alles muss vor Ostern fertig sein!
Das Putzen soll aber nicht nur an Ostern erinnern, sondern auch symbolisch die kalten Wintertage vertreiben.
Bunte Ostereier
Kurz vor Ostern wird es richtig bunt in der Küche. Die Eier werden bemalt! Sie symbolisieren die Geburt des neuen Lebens, was direkt mit der Auferstehung Jesus zusammenhängt. Früher nutzte man natürliche Methoden, um die Eier zu färben. So wurden sie beispielsweise in Zwiebelfond eingelegt. Heutzutage gibt es unterschiedliche Methoden dafür.
Je nach Region unterscheiden sich jedoch die Ostereier voneinander. Im Norden gibt es die sog. Kraszanki. Die Eier werden dort erst einmal im bunten Fond gekocht und danach ritzt man verschiedene Muster ein. In der Umgebung von Krakau/Kraków und Lowitsch/Łowicz wiederum gibt es die Nalepianki. Dort beklebt man die Eier mit Papier. Meistens befinden sich auf ihnen traditionelle Ornamente. In Masowien gibt es die sog. Oklejanki. Die ausgeblasenen Ostereier werden mit Strickwolle dekoriert.
Karwoche
Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag, welcher die Einkehr Jesu Christi nach Jerusalem symbolisiert. An diesem Tag kommen die Polen mit Palmen in die Kirche um diese zu weihen. Diese kann man selber herstellen oder kaufen. Meistens sind es Weidenzweige, Buchsbaum, verschiedene getrocknete Blumen und Kräuter.
Die geweihte Palme galt als Symbol des Glücks. Deswegen wurde sie zu Hause an einem sichtbaren Ort aufgehangen. Dort blieb sie ein Jahr, bis ihre Nachfolgerin kam. Zwar wird sie heute nicht mehr als Glückssymbol angesehen, dennoch halten viele Familien an der Tradition, die Palme zu segnen und zu Hause aufzubewahren, fest.
Am Karsamstag wird das Essen gesegnet. Ganze Familien bringen meistens folgende Produkte mit:
- Eier – Symbol des neuen Lebens
- Wurstwaren – Symbol der Fruchtbarkeit
- Meerrettich – Symbol für Wohlstand
- Salz – Symbol der Reinigung vom Bösen.
Darauf wird ein Lamm aus Zucker, Butter oder Brot aufgestellt. Es symbolisiert Jesus Christus. Als Dekoration werden zusätzlich Weidenkätzchen am Korb angebracht. Alles, was in der Kirche gesegnet wird, verzehrt die Familie anschließend gemeinsam. In einigen Regionen wartet man bis zum Frühstück am nächsten Tag, um die Produkte zu verspeisen.
Die Karwoche endet mit dem Ostersonntag. An diesem Tag findet schon früh morgens der Gottesdienst statt. Es ist die wichtigste Messe im Jahr in der katholischen Kirche. An diesem Tag wird die Auferstehung Gottes gefeiert.
Śmigus-Dyngus
Am Ostermontag wird es in Polen nass! Es handelt sich um den von Kindern und Jugendlichen sehnlichst herbei gesehnten Śmigus-dyngus. Früher haben Jungs die Mädchen mit Zweigen leicht an den Beinen geschlagen. Dies hat sich aber geändert. Nun werden die Mädels mit Wasser übergossen. Ob mit Eimer, einer Wasserpistole oder einer Schüssel, das Ziel ist immer dasselbe – alle Frauen werden nass gemacht.
Was als Spaß verstanden wird, hat natürlich auch eine symbolische Bedeutung. Wer an diesem Tag nass wird, auf den wartet das Glück.
