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Eine Reise durch Polen – Touristische Entdeckungen im Nachbarland

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Es ist wieder soweit, der Winter ist langsam vorbei und nun beginnt der Frühling sein stürmisches Gemüt zu offenbaren. Nach dem doch recht harten, langen und kalten Winter, freut man sich über jeden Moment mit Sonnenschein und ohne Regen. Es ist somit auch wieder die Zeit gekommen in die Natur zu gehen, ohne zu frieren und längere Ausflüge zu unternehmen. Zu dieser Jahreszeit beginnt das Fernweh bei den Menschen wieder besonders stark ausgeprägt zu sein und es zieht uns wieder in die Ferne. In der Regel möchte man den Urlaub in einer entfernten oder bisher unbekannten Region verbringen und so vielfältig die Gründe des Verreisens sind, so zahlreich sind auch die Ziele. Ein guter Grund zu reisen ist auch in der heutigen Zeit vielleicht ganz einfach, weil man es kann. War Reisen und die Welt entdecken früher ein Privileg, schlicht unerschwinglich oder gar für einige Menschen aus bestimmten Ländern oder politischen Systemen einfach nicht möglich, gehört es heute für den Größtteil der Menschheit zu den alltäglichsten Dinge des Lebens. So auch bei mir. Ich habe in diversen Ländern gelebt, gearbeitet und Zeit verbracht. Eines meiner großen Ziele ist es in meinem Leben alle europäischen Hauptstädte zu besichtigen. Diese Aufgabe ist durchaus machbar, aber auf der Liste befinden sich auch exotische Ziele. Aber bevor diese an der Reihe sind, wird es Zeit die Gegend vor der eigenen Haustür zu erkunden und kennen zu lernen, also auf geht es, einmal ab durch Polen. 

Für jeden Geschmack ist etwas dabei

In meinem Leben habe ich bereits viele berufliche Tätigkeiten ausgeübt. Sei es als Lehrer oder im Hotel, in einer Druckerei oder Kunstgalerie, um hier nur einige zu erwähnen, aber am meisten geprägt hat mich die Zeit im Tourismus. Einerseits hat man im Reisebüro und beim Reiseveranstalter viel über die Welt gelernt, ohne je dort gewesen zu sein, auf der anderen Seite wurden mir durch meinen Einsatz als Reiseleiter die Augen für die Schönheit der Welt geöffnet, aber auch bewusst gemacht, dass man nicht weit fahren muss, um Erholung, Ruhe und Kultur, aber auch Abenteuer und Unterhaltung zu finden. Ich hatte das Glück Polen als Tourist, als Reiseleiter, aber auch als Einheimischer kennen zu lernen und dieser Prozess ist noch lange nicht beendet. Mir fiel in Deutschland auf, dass ich bereits viel von der Welt gesehen habe, aber viele Teile meines Heimatlandes gar nicht richtig kenne. Dies sollte mir in Polen nicht passieren, obwohl man auch anmerken muss, dass man als Ausländer, Expat, Zugewanderter oder wie man es auch immer bezeichnen möchte, den Vorteil hat, dass alles neu ist und somit anziehender wirkt. Daher kenne ich wahrscheinlich mehr touristische Ziele als viele Polen. Auf meinen Reisen und Erkundungen durch Polen, aber auch durch Europa, habe ich bemerkt, dass es in jedem Land auf der Erde etwas gibt, für dass es sich lohnt, dorthin zu reisen und das jedes Land aber auch unterschiedliche Dinge bieten kann, je nachdem was man sucht, und so ist es selbstverständlich in Polen nicht anders. Es gibt so viele verschiedene Orte, Kulturen, Menschen und Landschaften, so wie es nicht die USA gibt oder das eine Deutschland. Ob man Surfen möchte, eine ausgelassene Partynacht in einer Großstadt erleben, in unberührter Natur den Alltag vergessen oder sich kulinarischen Genüssen hingeben, all das kann man ohne Probleme in Polen in die Tat umsetzen. 

Tausend gute Gründe nach Polen zu reisen

Zuallererst sollte festgehalten werden, dass Polen wie die meisten europäischen Länder ein sehr sicheres Reiseland ist und auch den Vorteil hat, dass es im Zentrum Europas liegt, somit also von den meisten Orten des Kontinents aus schnell erreicht werden kann und dadurch auch von den Touristen, die von außerhalb Europas kommen, Beachtung findet, wenn diese Personen Frankreich, Italien und Spanien besuchen und sich dann für einen kurzen Abstecher nach Polen entscheiden, da sich auch bis nach Amerika und Australien herumgesprochen hat, dass Polen ein lohnenswertes Reiseziel ist. Polen umgibt als Reiseland aber noch ein ganz anderer Zauber, und zwar den, des Unbekannten, Geheimnisvollen und bis Weilen Mystischen. Man darf nicht vergessen, dass Polen vor etwas mehr als 30 Jahren noch zum kommunistischen Staatenbund zählte und viele Menschen, selbst in Deutschland – Ost wie West, Polen als “den Osten” assoziieren und davon ausgehen, dass die Straßen in einem mangelhaften Zustand sind, alle Häuser gleich und grau aussehen und die Menschen arbeitslos sind und in sehr einfachen Verhältnissen leben. Dem ist natürlich schon seit langer Zeit nicht mehr so. Als ich 2014 mit einer deutschen Reisegruppe durch Polen unterwegs war, merkte eine Dame im Bus an, dass sie positiv überrascht sei, dass alles und so neu, modern und schick sei. Dem kann ich mich nur anschließen. Nicht, dass man es Polen nicht zutraut, dass es so wunderschön und modern ist, aber zum Teil sind die Schienen und Straßen in Polen in einem besseren Zustand, als in Deutschland. Dort hat man leider viele Jahre nicht oder wenig in das Straßen- und Schienennetz investiert und Polen hatte durch den wirtschaftlichen Aufschwung, welcher nun konstant seit Ende der 90er Jahre anhält, sowie den EU-Subventionen in Milliardenhöhe die Chance, seine Infrastruktur einschließlich Bahnhöfen und Flughäfen auf Vordermann zu bringen und auszubauen. Dazu hat die Europameisterschaft des Fußballs im Jahre 2012 ihr Übriges getan. Die Infrastruktur ist für den Tourismus maßgeblich, da die Besucher somit schnell, adäquat, bequem und vor allem günstig durch das Land, aber auch in das Land kommen. Den Kostenfaktor darf und sollte man dabei auch nicht außer Acht lassen, denn auch wenn die Preise seit Jahren rasant anwachsen, ob für Hotels, Lebensmittel oder Kleidung, ist Polen immer noch ein sehr preiswertes und erschwingliches Reiseland, besonders für Menschen aus Deutschland, den USA oder ebenfalls aus Skandinavien. Naturtechnisch mag es in Skandinavien vielleicht atemberaubendere Orte geben, aber auch Polen braucht sich in dieser Hinsicht nicht zu verstecken. Wenn man es auch einmal ganz genau und nüchtern betrachtet, unterscheiden sich Deutschland und Polen geomorphologisch, also vom natürlichen Aussehen her, eigentlich nicht sonderlich, man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass beide Länder gleich aussehen. 

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Es sieht doch eigentlich überall gleich aus

Der Grund ist ganz simpel und liegt in der Erdgeschichte begründet, und zwar genauer gesagt in der letzten Eiszeit, welche im norddeutschen Raum auch als Weichsel-Eiszeit bezeichnet wird, genauso wie der Fluss, welcher ausschließlich in Polen fließt. Vor mehr als 12.000 Jahren hat die letzte Eiszeit Nordeuropas oder eher das Ende dieser, den Kontinent in seinem Aussehen stark geformt, verändert und geprägt. Das schmelzende Eis, Sand und Gestein haben dafür gesorgt, dass Polen – wie auch Deutschland – heute so aussieht, wie es tut. Im Norden finden wir ein Flachland vor, welches an ein Meer grenzt. Auch dieses Meer – die Ostsee – entstand erst vor 11.000 Jahren und besteht zum größten Teil aus dem Schmelzwasser der Eiszeit. An das Flachland schließt sich eine Tiefebene mit vielen Seen und Flüssen an und darauf folgen Mittelgebirge, wo es fruchtbarere Böden gibt, die zum Getreide-, Obst- sowie Gemüseanbau dienen. Anschließend kommen die Berge, welche nicht aus der Eiszeit resultieren, und somit aus anderen Gründen zu einer Gebirgskette zählen, die sich durch Gesamteuropa zieht. Warum zieht es denn nun aber die Deutschen in großen Mengen ins Land, wenn man doch all dasselbe Zuhause hat?  Das mag am milderen Klima oder den günstigeren Preisen liegen, eventuell auch an der noch vorhandenen Unbekanntheit, sodass Polen nicht so überlaufen wie andere Teile Europas ist, aber es liegt auch daran, dass die Regionen in Polen, immer noch etwas urtypischer und unerschlossener sind. Masuren – das Seengebiet im Nordosten Polens – sind ebenso schön wie die Mecklenburgische Seenplatte im Nordosten Deutschlands, aber bei weitem noch nicht so überlaufen und noch etwas ursprünglicher. Wälder gibt es auch in Deutschland, aber in Polen strahlen sie noch mehr Ruhe aus und wirken somit einfach unberührter und besser erhalten. In Polen ist es ganz normal, dass in den östlichen Wäldern Wölfe, Bären, Büffel und Luchse leben; Tiere, die in Deutschland erst langsam wieder zurückkehren, es aber durch die wachsenden Städte und zahlreichen Autobahnen auch nicht so leicht haben, sich anzusiedeln und in Ruhe zu leben. Somit ist der entwicklungstechnische Rückstand Polens gegenüber Deutschland auch ein kleiner Vorteil, jedenfalls wenn man die Harmonie und Schönheit der polnischen Natur betrachtet. Der Vorteil ist auch, dass in Polen alles eine Nummer kleiner ist und dadurch geht es automatisch entspannter zu. 

Viel Geschichte an einem Ort

Aber nach all der Erholung und Erkundung in der Natur Polens muss man sich auch ein wenig stärken und etwas für das kulinarische Wohl tun. Auch dafür ist Polen genau der richtige Ort. Es war bisher kein Geheimnis, dass die polnische Küche, wie so viele Küchen Mitteleuropas, sehr fleischlastig ist. Aber in den letzten Jahren sprießen immer mehr und mehr Orte aus dem Boden, an denen man sich von ausgezeichneter vegetarischer und veganer Kochkunst verzaubern lassen kann. Aber selbstverständlich findet man auch immer noch wunderbare traditionelle Restaurants, wo man wie die Polen typisch polnische Küche genießen kann. Es wird viel experimentiert und so muss man auch auf hervorragende Sterneküche nicht verzichten. Wem das alles zu viel ist, der kann sich auch einfach dem vielfältigen Streetfood-Angebot in den Metropolen wie Warschau/Warszawa, Krakau/Kraków, Breslau/Wrocław oder Lodz/Łódź hingeben. Um sich zu amüsieren und Spaß zu haben, bieten diese und weitere Städte ein buntes Nachtleben, wo niemand zu kurz kommt. Ohnehin wird man sich in den polnischen Städten nicht langweilen, aufgrund der Fülle an Museen, historischen Plätzen, faszinierender Geschichte sowie imposanter und abwechslungsreicher Architektur. Dies ist darin begründet, dass Polen in den letzten Jahrhunderten eine bewegte Geschichte hatte und sich die Landesgrenzen mehrfach verschoben und die unterschiedlichsten Reiche und Länder ihren Einfluss hier hinterlassen haben. Dadurch findet man in den Städten des Südostens pittoreske Altstädte vor, die fast einen Hauch von Italien versprühen, (post-)industriell geprägte Städte wie Lodz/Łódź, Kaufmannsstädte wie Danzig/Gdańsk oder Posen/Poznań, wo man annehmen könnte, man befände sich in zeitweise in Deutschland, pulsierende Kreativzentren wie Breslau/Wrocław oder einfach eine internationale Metropole wie Warschau/Warszawa. Letztere hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert und ist quasi auferstanden, hat sich neu erfunden – und tut dies eigentlich täglich – und versprüht dabei heute ein kosmopolitisches Flair wie London, Paris oder gar New York, aufgrund der hohen Ansammlung an Hochhäusern. Wer sich an diesen Orten kulturell inspirieren und ansprechen lassen möchte, wird in den exzellenten Museen nicht zu kurz kommen, sei es in den Museen für moderne Kunst in Lodz/Łódź, dem Kommunismus-Museum in Danzig/Gdańsk oder dem Jüdischen Museum in Warschau/Warszawa. Für diese Aktivitäten sollte man sehr viel Zeit einplanen. Es lohnt sich also immer den Schritt über die Oder zu wagen, sich überraschen zu lassen und etwas Neues, aber bestimmt auch bald nicht mehr so Geheimnisvolles zu entdecken. Noch gibt es sie, die versteckten Ecken in Polen, die nur auf Touristen warten. Und auch wenn die Geschichte und Zeit es nicht immer gut mit Polen meinte, sorgte es doch dafür, dass es viel über dieses Land zu erfahren gibt und wenn man sich die Zeit nimmt, kann man auch erleben, was für ein tolles Reiseland Polen in den letzten Jahren geworden ist und damit mehr als nur eine Alternative zu Italien, Frankreich oder Spanien darstellt. 

Meine Frau und ich planten für dieses Jahr eine Reise in die USA und nach Kanada, die leider nicht zustande kommt und daher haben wir uns entschieden den Sommer in den Masuren zu verbringen, was wir schon seit langer Zeit geplant hatten und jetzt endlich in die Tat umsetzen können. Wir werden die Natur genießen, aktiv unterwegs sein, die Seele baumeln lassen, aber auch die Städte besichtigen und einen Kurztrip an die Ostsee unternehmen. Da bleibt mir nur noch eins zu sagen: Gute Reise und bis bald in Polen!

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Maximilian Broy

Zum Autor:

Geboren 1986 im damaligen Ost-Berlin, hat er sich schon früh für die weite Welt interessiert. Nach zahlreichen beruflichen Stationen, u.a. in einer Kunstgalerie, im Casino sowie in einem Hotel oder als Reiseleiter, fand er nach dem Studium der Geopgraphie und Anglistik in Potsdam seine Berufung als Sprachenlehrer im Ausland. Nach einem Halt in Budapest ging es 2015 nach Polen, wo er glücklich und zufrieden lebt und von Łódź aus das Land entdeckt.

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