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Die Stadt muss durchhalten

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Die Welt veränderte sich 1886. Unerwartet kam es zur Abkühlung des Klimas und der Frost brachte Hungersnot und Tod von Millionen von Menschen. Die Regierung des Britischen Weltreichs ließ riesige Dampfgeneratoren in dem weit entfernten und an Kohlevorkommen reichen Norden erbauen, damit wenigstens ein Teil der Menschheit überleben konnte. Um jede der Maschinen herum sollte eine selbstständige Stadt entstehen, die durch einen Captain regiert werden sollte, der sich vor seinen Menschen verantwortete. So beginnt “Frostpunk” – das Videospiel von den polnischen 11 bits studios.

Das Videospiel, das von Anfang an vielversprechend war. Die vorherige Produktion des Studios – das hervorragende “This War of Mine” – hat auf eine untypische Weise die Thematik des Kriegs aufgegriffen, wobei die moralischen Entschlüsse der Spieler ins Zentrum gestellt wurden. Auch diesmal erwartete man von den Machern eine reife Behandlung des Überlebensproblems. Die Teaser sahen toll aus und die originelle Verwendung der Steampunkstilistik konnte man nicht leicht vergessen. Die Fans mussten aber zwei Jahre lang warten – die ersten Teaser haben wir bereits im August 2016 gesehen und die Premiere fand im April 2018 statt. Das Endergebnis wurde aber sehr enthusiastisch angenommen. So wundert es nicht, dass während der ersten drei Tage über 250 Tausend Stück des Videospiels verkauft wurden, was die Produktions- und Marketingkosten locker deckte. Außer dem kommerziellen Erfolg fand das Videospiel auch bei den Kritikern Ansehen und gewann Preise in mehreren Wettbewerben. Man hörte aber auch negative Kritik… Aber wir wollen nicht vorgreifen.

Was gleich am Anfang ins Auge fällt, ist die Einfachheit des Konzepts. Steampunk gehört zwar nicht zu den unbekanntesten Strömungen der Fantastik, aber vielen Menschen ist es nicht bewusst, dass er existiert, obwohl sie mehrmals mit ihm in Berührung kamen. Was ist also Steampunk? Kurz gesagt, handelt es sich um Fantastik, die in den Realien des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist. Zu den am häufigsten verwendeten Elementen dieses Konzepts gehören Dampfmaschinen, die viktorianische Mode, seltsame Erfindungen und manchmal auch Magie. Steampunk bedeutet kreativer Umgang mit Motiven aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders mit diesen Elementen, die uns am meisten aufregen – Mode, Technologie und dem Britischen Weltreich. 

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Die Spielmacher haben es hervorragend gemeistert, indem sie die bekannten Elemente in die neue Konvention eingesetzt haben. Wir haben also die Überreste des Britischen Weltreichs, jedoch ohne Glanz und Pracht. Die von uns gebaute Stadt ist überhaupt nicht repräsentativ. Aus dem Generator 

quält immer mehr Rauch heraus, die industrielle Architektur kontrastiert mit dem weißen Schnee und die grau angezogenen Menschen sind durchgefroren und niedergeschlagen. Mit der Zeit gelingt es uns, ihr Dasein zu verbessern – u.a. durch Forschungsarbeiten, Bau wärmerer Häuser und großer Maschinen, mit Dampf betriebenen Robotern, die in der Lage sind, auch in den schwierigsten Bedingungen fast ohne Unterbrechung zu arbeiten. Doch die von 11 bits studios vorbereiteten Geschichten lassen uns nicht auf Lorbeeren ausruhen.

Jeder, der heute zugänglichen Szenarios bietet eine komplett andere Geschichte, aber ein Teil der durch das Videospiel angesprochenen Probleme ist universell für jede von ihnen… und erstaunlich aktuell. Soll man die Flüchtlinge reinlassen? Soll man sein Wohlstand riskieren, um dem Nachbar zu helfen? Wie soll man die Probleme nach der Klassengliederung überwältigen? Sollen Kinder in die Arbeit gehen und somit das Überleben der ganzen Gesellschaft ermöglichen, wenn es an Arbeitskräften mangelt? Was soll man unternehmen, wenn es in Krankenhäusern keine freien Plätze für neue Kranke mehr gibt? Sollen Leichen in Dünger verarbeitet werden, wenn es den Lebenden helfen soll? Legitimieren extreme Lebensbedingungen die Einführung von Diktatur? Wann machen wir das wirklich nötige und wann ist es schon übertrieben?


Frostpunk | Pressematerialien

“Frostpunk” ist nicht das erste Videospiel, das uns vor schwierigen moralischen Dilemmas stellt und die Konsequenzen tragen lässt. Wertvolle Titel entstanden schon früher, aber im Entwicklungsprozess gewinnt das Medium an neuen Möglichkeiten und Ausdrucksmitteln. Die Spieler sind oftmals Erwachsene, die etwas mehr außer Unterhaltung erwarten. Der Markt wird immer größer und die Spielmacher müssen sich Mühe geben, um ein solches Interesse zu wecken, damit der Kunde bereit ist, sein Geld eben für dieses Spiel auszugeben. Oft bedeutet es übermäßigen Ausbau der jeweiligen Titel und ihre Verstopfung mit nicht ausgearbeitetem Inhalt, um dem Spieler hunderte Stunden des Spiels zu versprechen. 11 bits studios ist einen anderen Weg gegangen – manche meckern, dass das Spiel zu kurz ist, aber ich finde die 20 Stunden (also die durchschnittliche Zeit, die man braucht, um die vier Szenarien durchzugehen) ausreichend. Ausdehnung des Titels heißt wenigstens 50 Stunden für einen erfahrenen Spieler, aber denken wir mal eine Weile nach, ob man den Wert des Spiels damit berechnen soll, wie lange wir uns mit ihm beschäftigen.

Die Menschen im Spiel haben selbstverständlich ihre Bedürfnisse – warmer Unterschlupf und Arbeitsplatz, Nahrungsmittel, Zeit für Erholung. Wenn wir ihnen dies nicht gewährleisten, werden sie anfangen zu sterben, was die Laune der Anderen beeinflussen wird. Unsere Aufgabe ist es, das Unzufriedenheitsniveau zu sinken und die Hoffnung zu steigern, obwohl mehrere von dem Spiel unabhängige Faktoren Einfluss auf beide diese Richtwerte ausüben werden. Ein Szenario kann man auf drei unterschiedliche Weisen verlieren – wenn man zur Explosion des Generators hinführt, ihn zu sehr belastet, oder indem man unsere Untertanen zum Ergreifen drastischer Maßnahmen zwingt… Aber das, was sie mit uns machen, ist davon abhängig, ob sie dazu Ärger oder Verzweiflung angestiftet hat.

Wir bauen also die Stadt aus, bauen die Rohstoffe ab, stellen Nahrungsmittel her, führen neue Rechte an. Wir reagieren (oder nicht) auf Bitten und eventuelle Drohungen. Wir schicken Kundschafter raus, damit sie die Gegend erkunden und uns dabei wertvolle Funde mitbringen, und auch um sich ein Bild von der Außenwelt zu machen. Es bringt nichts, auf gute Neuigkeiten zu warten, aber wir wollen vor den bösen gewarnt werden, damit wir uns besser auf die Gefahren vorbereiten können. 

11 bits studios verspricht das Videospiel weiter auszubauen. Die Basisversion enthielt drei Szenarien, aber seit der Premiere haben wir ein paar kostenlose Erweiterungen bekommen – u.a. die vierte Geschichte und die Landkarten, die uns ermöglichen, in zwei Modi des freien Ausbaus zu spielen – im freien und extremen. Die Austragung des Spiels ist ziemlich groß, vor allem, wenn man ein Szenario durchzugehen versucht und dabei z.B. den Tod der Bewohner vermeiden möchte. Dies ist eine richtige Herausforderung. Der Preis ist auch angemessen – ca. 23 € – und bei den vielen Sonderangeboten ist es nicht schwer, “Frostpunkt” billiger zu bekommen, was ich allen Spielern herzlich empfehle. Es handelt sich um ein wirklich gutes Spiel, das euch so viele Stunden unterhalten wird, die ihr nur wollt.  

Katarzyna Kalinowska

 

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