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Pszczyna: Eine Zeitreise ins 20. Jahrhundert

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Nicht weit von Kattowitz entfernt liegt die Stadt Pszczyna, auch Perle Oberschlesiens genannt. Warum gerade dieser Name? Dafür gibt es viele Gründe. der wichtigste ist bestimmt das prachtvolle Schloss. Wagt man es durch die Tür zu gehen, fühlt man sich, als ob man in nur einem Augenblick eine Zeitreise unternommen hätte. Das stolze Holz der Möbel, die wundervollen Details – man hat den Eindruck, dass man hinter der Ecke den Herren des Hauses beim Lesen unterbricht.

PolenJournal.de machte sich auf den Weg nach Pszczyna und wagte die Zeitreise zusammen mit dem Direktor des Schlossmuseums, Herrn Maciej Kluss, zu unternehmen. Wie ist es dazu gekommen, dass die Innenräume so aussehen, als hätte man sie aus einem Bilderbuch aus dem 20. Jahrhundert herausgenommen? Hat die Fürstin Daisy wirklich hier ihre Perlen versteckt? Wo endet die romantische Erinnerung an die Vergangenheit und wo beginnt die Gegenwart? Lassen Sie sich nach Pszczyna einladen. 

Das Schlossmuseum in Pszczyna, Foto: Piotr Kłosek Photography 

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Emanuela Janda, PolenJournal.de: Versteckt sich hinter den historischen Mauern eine moderne Einstellung zur Geschichte?

Direktor des Schlossmuseums in Pszczyna, Maciej Kluss: Wir können hier über eine Verbindung von Tradition und Fortschritt sprechen. Zwar kann man auch sagen, dass bei uns die Zeit an der Schwelle des 20. Jahrhunderts stehen geblieben ist, aber man muss doch zugeben, dass wir uns von der Gegenwart nicht isolieren. Wenn man sich die Ausstellung ansieht, fühlt man sich, als hätte man eine Zeitreise ins 20. Jahrhundert unternommen. Die Ausstellung ist in der Tat in der Zeit stehen geblieben, denn sie zeigt den rekonstruierten Schlossinnenraum aus der Zeit um 1915. Nachdem wir Fotos gefunden hatten, stellte sich heraus, dass 80 Prozent der ehemaligen Ausstattung bewahrt worden war. Nur deshalb konnten wir den Versuch wagen, die Inneneinrichtung aus der damaligen Zeit zu rekonstruieren, wofür wir mit einem Ehrendiplom einer Nichtregierungsorganisation “Europa Nostra” ausgezeichnet wurden. In den Ausstellungsräumen findet man keine Spur unserer Gegenwart, denn dort herrscht noch das 20. Jahrhundert, genauer gesagt – seine zweite Hälfte. Es gab aber schon die Elektrizität und man benutzte die Fahrstühle. Unsere alltägliche Arbeit zwingt uns aber, moderne technische Errungenschaften zu benutzen, aber wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, kommt der Tisch aus dem 19. Jahrhundert, genau wie andere Möbel, die hier zu sehen sind. Wir haben aber Fernseher, Computer, Fotoapparate und Telefone – obwohl man daran denken muss, dass man schon früher das Telefon benutzt hatte. Die Hochberger waren sehr offen auf unterschiedliche Neuheiten der damaligen Zeit.

Direktor des Schlossmuseums in Pszczyna, Maciej Kluss, Foto: Emanuela Janda, PolenJorunal.de

Was unternimmt das Museum um Gäste zu ermuntern, ein Platz zu besuchen, wo eigentlich die Zeit stehen geblieben ist? 

Ich muss unbescheiden sagen, dass sich das Museum eines großen Interesses erfreut. Das Schlossmuseum setzt sich aus zwei separaten Gebäuden zusammen – aus dem eigentlichen Schloss, in dem wir uns jetzt befinden, und den Fürstlichen Ställen. Jedes Jahr werden wir von 300 Tausend Gästen besucht. Es ist eine enorme Zahl. Was wir dafür tun? Das liegt in den Händen der Marketingabteilung. Auf unserer Homepage gibt es die Möglichkeit, das Schloss virtuell zu besichtigen. 2001 waren wir die Ersten in Polen, die solche Webseiten ins Leben gerufen haben. Schon damals konnte uns jeder Internetnutzer besuchen, ohne das Haus zu verlassen. Es hat sich damals um eine ganz einfache Seite gehandelt, jetzt ist sie viel besser. Wir sind auch in den sozialen Netzwerken vertreten – sei es auf Facebook, Instagram oder Twitter… Veröffentlichungen unterschiedlicher Art sollen auch das Interesse der potentiellen Gäste wecken. Dazu zählen sowohl professionelle Bücher über das Museum, das Schloss, seine Geschichte, wie auch Flugblätter in unterschiedlichen Sprachen. Unsere Homepage ist auch in vielen Sprachen zugänglich – auf Polnisch, Deutsch, Französisch und Englisch.

 

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Und wie steht es mit Events und Ausstellungen?

Es gibt mehrere Ausstellungen – die Dauerausstellung also die Innenräume aus dem 19. und 20. Jahrhundert, dann gibt es die gotische Rüstkammer, dessen Geschichte in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Man muss noch die Ausstellung “Znane i nieznane” (dt. “Bekanntes und Unbekanntes”) erwähnen, wo Objekte zu sehen sind, für die es keinen Platz in den Innenräumen gab. Dann folgt die Porträtgalerie – “Im Kreise der Freiherren, Grafen und Fürsten von Pszczyna” und die Miniaturensammlung… Zurzeit kann man die Sonderausstellung “Memento Mori” besichtigen und die Begräbnisgeschichte der Herrscher von Pless kennenlernen. Dazu kommen noch die wunderschönen Sarkophage aus den Krypten der Allerheiligenkirche aus Pszczyna. In den fürstlichen Ställen werden Ausstellungen gegenwärtiger Künstler veranstaltet und dazu gibt es noch die Jagdausstellung. Dieses Jahr bereiten wir uns für zwei wichtige Ausstellungen vor. “Orzeł czarny, orzeł biały” (“Schwarzer Adler, weißer Adler”) anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Unabhängigkeit Polens ist eine von ihnen. Das Schloss war Sitz des Generalstabs der deutschen Ostfront. Hier wohnte mit einigen Pausen Kaiser Wilhelm II. Hier haben ihn Ludendorff und Hindenburg bezüglich der Strategie beraten. Von hier aus wurde die sog. Zimmermann-Depesche gesendet, die eines der Gründe für die Teilnahme der Vereinigten Staaten an dem Ersten Weltkrieg war. Hier wurde die Proklamation des neuen polnischen Staates niedergeschrieben, die dann am 5. November in Warschau vorgelesen wurde. Hier wurde die Entscheidung über den totalen Krieg auf dem Atlantik getroffen… Sehr wichtige Ereignisse haben hier stattgefunden. Außerdem fördern wir Musik und es gibt drei Musikevents, die bereits zu unserer Tradition gehören. Da muss man zuerst die „Abendgesellschaft bei Telemann“ erwähnen. Georg Philipp Telemann war Hofkomponist in der Barock und Kapellmeister der Promnitz-Familie, die u.a. über Pless herrschte. Um seinen Aufenthalt zu gedenken veranstalten wir Konzerte, auf denen barocke Musik und nicht nur, zu hören ist. Im Dezember finden Weihnachtskonzerte statt. Hier ist das Repertoire ein bisschen leichter zum Anhören, obwohl nicht leichter zu spielen. Die Zuhörer können sich auf Arien, Opern und Operetten freuen. Außerdem singen wir Weihnachtslieder. In dem Spiegelsaal steht dann ein 5-meter hoher Weihnachtsbaum. Vor Kurzem begann das Event “Wiosna z Fryderykiem” (dt. “Frühling mit Fryderyk”), das sich aus vier Konzerten zusammensetzt. Unter den vielen Konzerten kann man z.B. den Auftritt des Tenors Kałudi Kałudow erwähnen. Die musikalischen Veranstaltungen ziehen das Publikum an und finden nicht selten bei Überbelegung statt. Es gibt auch das Event “Noc Muzeów” (dt. “Nacht der Museen”), wenn in nur wenigen Stunden das Schloss von Tausenden Menschen besucht wird. 

Der Spiegelsaal, Foto: Emanuela Janda, PolenJournal.de

Um ehrlich zu sein, brauchen wir keine größere Besucherzahl, denn sie ist jetzt schon sehr groß. Mehr Gäste bedeuten nicht nur mehr Gewinn, aber auch Folgen, die man als Besucher nicht wahrnimmt – die wir aber vorhersehen müssen. Es handelt sich um die Luftfeuchtigkeit in den Ausstellungsräumen. Historische Gegenstände ertragen keine Veränderungen. Deswegen brauchen wir moderne Geräte, über die wir früher gesprochen haben. Dank ihnen sind wir in der Lage, die entsprechende Temperatur und Luftfeuchtigkeit einzuhalten.

Man denkt wirklich nicht daran, wenn man durch die historischen Räume geht. Die Besucherzahl erscheint als Maßstab der Attraktivität des Museums.

Währenddessen bedeuten große Besucherzahlen mehr Ausgaben. Auf einmal droht die Bilanz umzukippen, denn man muss mehr Geld für die Konservierung der Exponate ausgeben. 

Das Gebäude ist gewaltig und ich kann nur ahnen von welchen Summen die Rede ist.

Stimmt.  Allein die Grundrenovierung der zwei Gebäuden kostete bislang 50 Mio. Zloty, also sind es ernste Summen, die wir von unserem Veranstalter, der Woiwodschaft Schlesien und der Europäischen Union bekommen.

 

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Wird das Schloss auch von Gästen aus dem Ausland besucht? Was interessiert sie am meisten?

Da Zahl der Besucher aus dem Ausland ist sehr groß. Am häufigsten kommen hier Menschen aus Deutschland her, aber es gibt auch Besucher aus Tschechien, Österreich und England. Man kann auch sagen, dass hier alle Nationen Europas erschienen sind, aber die Mehrheit bilden die vier Länder, die ich erwähnt habe. Das Schloss liegt in der Nähe von Auschwitz, also besuchen uns viele Gruppen auf dem Weg dorthin. Nach dem Besuch in Auschwitz fahren sie in der Regel weiter nach Krakau. 

Wieso sollten die Touristen hier her kommen und nicht gleich nach Krakau fahren? 

Na ja… sie sollten sowohl hier her nach Pszczyna kommen, wie auch nach Krakau fahren, den Wawel sehen. Wir sind ein Residenzmuseum. Ich fahre gleich zu einem Treffen mit Leitern von Museum-Häusern. Wir bilden eine spezifische Museengruppe, die Innenräume zeigen – in meisten Fällen sind es sehr gut erhaltene Innenräume. Museen wie unser oder Łańcut, Kozłówka oder Wilanów erfreuen sich großer Beliebtheit, denn sie präsentieren vielleicht nicht unser Leben, aber das Leben der Reichen der vergangenen Zeit und das stößt immer auf viel Interesse. Traditionelle Museen hingegen werden in der Wahrheit nur dann rege besucht, wenn sie im Besitz von außerordentlichen Sammlungen sind. Solche Museen gibt es viele und Residenzmuseen nur wenige. Wawel unterscheidet sich ein “bisschen” von uns, aber er steht für einen wichtigen Teil der polnischen Geschichte. Es ist manchmal lustig, sich die Kommentare der Menschen anzuhören, die sowohl Wawel, wie auch unser Schloss besucht haben. Nicht selten höre ich, dass es hier in Pszczyna so schön ist und in Wawel so leer. Für mich ist es ein Kompliment, denn es fällt schwer, unsere Sammlungen mit denen aus Krakau zu vergleichen.

Das Schloss ist wirklich außerordentlich. Welche Position nimmt es aber als Residenzmuseum in Europa ein?

Eine sehr hohe. Wie ich schon erwähnt habe, haben wir hier keine außerordentlichen Objekte. Es gibt ein paar, wie der wunderschöne Gobelin, welcher auf der Wand über der Treppe auf der ersten Etage hängt. Damit ist eine interessante Geschichte verbunden. Einer der Mitglieder der Familie Anhalt wollte die Macht über Pszczyna übernehmen, die damals noch auf dem Territorium von Preußen lag. König Friedrich der Große führte einen Krieg mit Frankreich und Anhalt diente der französischen Armee. Er war also auf der Seite des Feindes. Zurecht machte er sich Sorgen, ob er über Pszczyna regieren sollte, ob er überhaupt dafür eine Genehmigung bekommt. Aus diesen Gründen machte er sich auf den Weg nach Russland zu seiner Cousine – notabene Kaiserin Katharina II. und verbrachte auf ihrem Hof eine fröhliche Zeit. Die Kaiserin setzte sich für ihn ein und er konnte so in Ruhe über Pszczyna herrschen. Wir haben auch andere Objekte, aber im größten Teil geht es um die Atmosphäre, um die Einrichtung der Innenräume, die so aussieht, als hätte man sie aus der vergangenen Epoche übertragen. Damit bilden wir eine Ausnahme in Europa. Man muss hier unterstreichen, dass wir hier über Kontinentaleuropa sprechen, denn die britischen Inseln sind eine ganz andere Geschichte. Es gibt nur wenige solche Objekte in Europa, die die Kriegszeit überstanden haben. Noch weniger in Mitteleuropa. Die Truppen marschierten mehrmals durch Polen, was dem Land große Verluste zugefügt hat. 

Foto: Emanuela Janda, PolenJournal.de

Dass die Ausstattung dieses Schlosses verschont wurde, ist bewundernswert. 

Nach einem Besuch in Pszczyna konstatierte der ehemalige Botschafter Israels diesen Fakt kurz – es ist ein Wunder Gottes. Am gefährlichsten war es während des Zweiten Weltkriegs, genauer gesagt als die Rote Armee 1945 in die Stadt einmarschierte. Hier im Schloss war ein Bad und Operationssaal. Zum Glück war einer der sowjetischen Kommandanten ein sehr strenger Mensch und ließ keine Plünderung zu. Es war aber Winter, Februar, also wurde ein Teil des Parketts, einige Dokumente und Möbel verbrannt. Trotzdem stellte sich heraus, dass die Mehrheit verschont geblieben ist. 

Das Schloss in Pszczyna hat eine lange Geschichte – sie reicht bis in die Gotik. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut. Wenn sie eine Zeitreise machen könnten, zur welcher Version des Schlosses würden Sie gerne zurückkehren? Ich meine die Architektur, Innenraumausstattung…

Wenn ich es mir so überlege – zu keiner und bestimmt nicht zu der gotischen. Das Schloss war klein… der Keller kommt aus dieser Zeit. Ich bleibe bei der Version, die wir jetzt haben – bei dem Ergebnis des Umbaus in den Jahren 1870-1876, als das Schloss das Kostüm der französischen Architektur erhalten hat. Und so soll es bleiben, wir werden es nicht mehr umbauen.

Das wäre ein Verbrechen. Mit dem Schloss in Książ und Pszczyna ist die Person der Fürstin von Pless – Daisy verbunden. Ist sie ein Star dieses Schlosses oder eher von Książ?

Wir halten sie nicht für einen Star, vielmehr tut es die Stadt. Auf dem Ring entstand eine ziemlich kontroverse Bank mit Fürstin Daisy, die dem Schloss den Rücken zeigt. Es hat natürlich einen Grund – wenn man ein Foto mit Daisy machen will, dann eben mit dem Schloss im Hintergrund. Daisy mochte Pszczyna von Anfang an nicht, sie hat es sogar in ihrem Tagebuch festgehalten. Während des ersten Besuchs in Pszczyna machte die Stadt keinen guten Eindruck auf sie. Auf dem Ring war gerade Markttag, im Schloss herrschte die preußische Ordnung, die Etikette und soweit das Auge reichte, waren Diener zu sehen… Daisy machte eben dies zu Schaffen, sie konnte nirgends alleine hingehen, sie durfte sich ohne Diener nicht einmal ausziehen, man hat ihr immer die Tür aufgemacht, überall ist man ihr gefolgt… Die Fürstin war an eine solche Lebensweise nicht gewöhnt, sie war recht frei Erzogen worden, um die Kinder hat sich die Dienerschaft gekümmert. Daisy hatte zwei Geschwister – einen Bruder und eine Schwester. Ihr Bruder habe geweint, als er als erwachsener Mann erfahren hat, dass sein Kammerdiener gestorben ist, der ihn eigentlich erzogen hatte. Dies war symptomatisch für diese Zeiten. Man hatte Kinder, aber nachdem man sie den Gästen gezeigt hatte, wurden sie in die Zimmer oder in den Park gebracht. Und ihre Erziehung… Daisy hieß Mary Theresa Olivia Cornwallis-West, deshalb hat man gescherzt, sie sollte Wild West heißen – denn sie wurde wie im Wilden Westen erzogen.

Das Schlossmuseum in Pszczyna, Foto: Piotr Kłosek Photography 

Mit jedem Schloss und jeder Burg sind Legenden verbunden. Mal sind es versteckte Schätze, mal Geister… Was verbirgt sich in den Mauern dieses Schlosses?

Eigentlich gibt es hier keine große Legende, außer der berühmten Halskette von Daisy, die sechs Meter lang sein soll. Diese Perlen soll Daisy irgendwo versteckt haben. Manche sagen, dass sie hier in Pszczyna versteckt sind, manche dass sie in Książ sind… In Wahrheit wurden sie verkauft. 

Also gibt es hier nichts mehr, wonach man suchen könnte?

Ich denke nicht. Wir wissen aber, dass nach der Befreiung des Schlosses mit dem Einmarsch der polnischen Armee, der Kammerdiener des Fürsten, dem wohl bekannt war, wo das Silber versteckt ist, sehr drastisch verhört wurde. Er hat alle Verstecke verraten und die Schätze sind verschwunden. Höchstwahrscheinlich wurden sie verkauft. Leider kann ich nichts Interessantes mehr erzählen… Es geschehen aber merkwürdige Dinge, vor allem in der Nacht. Ich kann Ihnen versichern, dass es nicht angenehm ist, hier nachts über zu bleiben und alle diese Geräusche zu hören. Ist es das Parkett oder sind es Schritte…?

Die Phantasie lässt bestimmt viele Möglichkeiten zu… So ein altes Schloss hat schon seine “Rechte”. 

Genau. Es sind vor allem die alten Möbel oder Parkette, die diese Geräusche machen.

Das sind also wohl die Schritte, das Quietschen, das man hört oder hören mag. Außergewöhnliche Plätze ziehen außergewöhnliche Menschen an. Welche Persönlichkeiten – vielleicht aus unserer Gegenwart – haben das Schloss besucht?

2001 hat hier der Visegrad-Gipfel stattgefunden und so haben uns vier Präsidenten besucht. Vor Kurzem erstatte uns auch Präsident Duda mit den Sejm-Abgeordneten eine Visite. Die ehemalige Premierministerin (Beata Szydło) nahm mehrmals an Konzerten teil. Vielleicht kommt sie auch mal wieder – jetzt, wo sie mehr Zeit hat. Außerdem werden hier Filme gedreht, also es kommen viele Schauspieler. Vor kurzem hat hier ein Fashion-Shooting von Justyna Steczkowska stattgefunden. Ab und zu gebe ich Genehmigungen für solche Events, die nur in solchen Innenräumen stattfinden können. Makłowicz hat hier sein Kochen präsentiert. Alles wurde aber in unserer Küche vorbereitet und in den historischen Räumen wurde es eher geschauspielert. Die Alarmanlage würde es nicht zulassen. Und weiter sind es vor allem Musiker – aufgrund der Konzerte. Wir hatten viele Pläne mit Wodecki, aber sein Tod machte uns ein Strich durch die Rechnung.

Vielleicht könnten Sie mit uns eine besondere Erinnerung aus ihrer Arbeit hier teilen?

Ich denke, dass es allgemein die Arbeit ist, die wir hier geleistet haben – also die Renovierung des Schlosses. 2003, noch bevor Polen Mitglied der EU wurde, hat sich herausgestellt, dass man Geld aus den EU-Fonds bekommen könnte. Wir waren fest davon überzeugt, dass wir keine Chancen haben, denn das Schloss hielt sich gut, obwohl es schrecklich ausgesehen hat. Vorher haben wir keine Projekte geschrieben, aber wir haben die Zähne zusammengebissen und haben das Geld in der ersten Vergabe bekommen. Dies ermöglichte uns, dass Gebäude zu renovieren. Es war eine Freude und eine Herausforderung zugleich, dem Schloss seinen alten Glanz zurückzugeben, den Charme aus der Zeit Hans Heinrich XI, als er seiner Frau Marie von Kleist 1876 das Schloss gezeigt hat. Dies wurde auch festgehalten – auf dem Dach gibt es eine Gedenktafel. Später wurden die Pferdeställe komplett renoviert und wir haben das Museum gegründet. Nicht viele Direktoren hatten das Glück, sich einer solchen  Herausforderung zu stellen. Zurzeit versuchen wir ein neues Objekt zu übernehmen – wenn es gelingt, werden wir wieder vor einer Herausforderung stehen.

Die Fürstlichen Ställe, Foto: Jacek Cisło

Ich wollte Sie gerade nach den Zukunftsplänen fragen. Können Sie diesbezüglich noch etwas verraten?

Wir bemühen uns um ein neues Objekt, das mit der Familie Hochberg und nicht nur, verbunden ist. Sein Zustand gehört nicht zu den besten und es benötigt einer Renovierung… Ich will aber nicht unken, deshalb werde ich nichts mehr verraten. Eine Art Herausforderung bilden auch die Besuche von Staatsoberhäuptern. Bevor es zu solchen, in der Regel kurzen, Visiten kommt, werden wir von dem Regierungsschutzbüro BOR und anderen Sicherheitsdiensten besucht, die den Aufenthalt vorbereiten. An dieser Stelle muss ich etwas lustiges erzählen, obwohl es damals gar nicht zum Lachen war… Wir erwarteten den Besuch des Präsidenten Duda. Auf dem Korridor steht ein alter Panzerschrank, der sehr schwer ist. Die Sicherheitsdienste wollten prüfen, was sich darin verbirgt, aber wir konnten die Schlüssel nicht finden. Es hat sich herausgestellt, dass eine der Mitarbeiterinnen, die sich mit den Miniaturen beschäftigt, sie in dem Schrank mal aufbewahrt hatte. Dann wurden sie an einen anderen Ort verlegt. Sie hatte aber damals den Schlüssel, aber es war so lange her, dass sie nicht mehr wusste, wo sie sich jetzt befinden. Zum Glück haben wir den Schlüssel doch gefunden und alles hatte ein gutes Ende. Der Besuch des Präsidenten stand aber unter einem großen Fragezeichen wegen eines alten Schranks. 

Welche Zeitspanne umfasst die Miniaturensammlung?

Vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Der private Sammler Leon Dietz d’Arma verkaufte in den 60er Jahren den Großteil seiner Sammlung dem Museum. Das wurde der Anfang unserer Sammlung, die jetzt über 400 Miniaturen zählt und zu einer der größten in Polen gehört. 

Sind mit dem Schlossmuseum auch wissenschaftliche Initiativen verbunden?

Ja, es sind vor allem Veröffentlichungen. Das, was sie dort auf dem Tisch sehen, ist ein Teil unserer Veröffentlichungen. Pro Jahr bereiten wir mehrere Titel vor. Es ist nicht einfach und auf jeden Fall sehr teuer, denn es handelt sich um kleine Auflagen. Die Ausnahme bildet das Album. Wir rechnen mit einer Auflage von 1000-2000 Stück. Es handelt sich also um Veröffentlichungen, die mit dem Schloss und seiner Geschichte verbunden sind und auf einem sehr hohen Niveau stehen. Außerdem kann man bei uns einmal im Monat, in der Regel am letzten Donnerstag des Monats, Vorträge zu unterschiedlichen Themen hören. Die Mehrheit der Direktoren der wichtigsten Museen in Polen haben sie hier vorgestellt. Ihr Wissen teilen auch Historiker oder Schriftsteller – z.B. Alojzy Lysko, ein lokaler Schriftsteller, der sich mit der Geschichte Schlesiens beschäftigt. Das Ergebnis solcher Auftritte bilden dann die Jahrbücher. Wir veranstalten auch wissenschaftliche Tagungen, die nicht nur von polnischen, aber auch internationalen Gästen besucht werden. Themenschwerpunkte bildet das Museumswesen, Parkanlagen und Residenzen. Meine wissenschaftlichen Mitarbeiter nehmen an internationalen Symposien teil. Vor zwei Jahren hielt ich einen Vortrag über das Schloss in Pszczyna in Bad Ischl. Wir arbeiten mit dem dortigen Museum und der Stadt zusammen. Es war eine hervorragende Möglichkeit, das Museum vorzustellen. Vor zwei Wochen haben wir in Bad Ischl die Ausstellung “Daisy – szczęśliwe lata” (dt. “Daisy – die glücklichen Jahre) eröffnet. Wieder gab es zahlreiche Menschen, die Interesse an dem Schloss in Pszczyna gefunden haben und sie vereinbaren bereits einen Besuch bei uns. Solche Initiativen helfen, das Museum zu zeigen.

Das Schlossmuseum in Pszczyna, Foto: Piotr Kłosek Photography 

Möchten Sie noch etwas unseren Lesern also den potentiellen Besuchern sagen?

Ja. Wir stehen für sie offen. Das Museum ist die ganze Zeit geöffnet – nur vom Anfang Dezember bis Mitte Januar ist es geschlossen. In der Saison warten wir auf Gäste sieben Tage die Woche. Wir laden Sie herzlich ein! Bei dieser Gelegenheit können Sie auch die Schöne Umgebung erkunden. Aus Pszczyna ist es nicht weit zu anderen Plätzen und Orten. Wir befinden uns ungefähr in der gleichen Entfernung von den Flughäfen in Pyrzowice, Balice und Ostrava, alles ist in ihrer Reichweite. Wir legen auch viel Wert auf die Zugänglichkeit unseres Museums – ich meine hier sowohl Parkplätze für größere Besuchergruppen, wie auch Anpassung des Gebäudes an die Bedürfnisse von Personen mit Behinderung.

 

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