Die Kooperationsbörse „Steiermarktage“ lockte zwischen dem 30. April und dem ersten Mai eine Delegation aus der Steiermark in die Oppelner Woiwodschaft. Während der zweitägigen Kooperationsbörse stellten sich beide Regionen vor, mit dem Ziel, gemeinsame Projekte zu realisieren und Investoren zu gewinnen.
Die Steiermark – sie ist flächenbezogen das zweitgrößte Bundesland Österreichs. Die Hauptstadt ist Graz. Hier hat Unternehmer Manfred Kainz den Hauptsitz seiner Firma TCM-International. Das Unternehmen hat 33 Niederlassungen, fünf davon in Polen. Er hat außerdem Firmen in Australien, China, Russland, Tschechien, Brasilien, Frankreich und Deutschland. „Mein Arbeitsplatz ist die Welt, dazu gehört auch Oppeln“, sagt Kainz. Er wolle seinen steirischen Landsleuten nun die Oppelner Region schmackhaft machen. „Da es hier Universitäten gibt und interessante Unternehmen, sehe ich sehr große Möglichkeiten. Ich sehe das als eine Chance, dass wir gemeinsam hochinnovative Produkte mit den modernen Möglichkeiten der Technik entwickeln“, so Kainz, der seit 2005 auch eine Niederlassung in der Oppelner Woiwodschaft, in Praszka. Dafür kam er zu der Kooperationsbörse „Steiermarktage“ nach Oppeln.
Wirtschaftlich seien Steiermark und die Oppelner Region ähnlich strukturiert: eine ähnlich hohe Bevölkerungszahl, ein starker Mittelstand, sehr gute Familienbetriebe, Handwerk und Landwirtschaft, das verbinde beide Regionen, sagt Mitorganisator der „Steiermarktage“, Roland Kulig. Aus diesem Grund sei das Kooperationspotenzial hoch. „Die Leute finden gut zueinander, die Chemie stimmt“, stellt Kulig bei den Face-to-Face-Gesprächen fest.
Eine Zusammenarbeit zwischen der Oppelner Woiwodschaft und der Steiermark besteht seit über 15 Jahren. Bisher reisten ausschließlich große Delegationen aus der Oppelner Region in die Steiermark. Das hat sich nun geändert und eine große steirische Delegation hat erstmals die Oppelner Region besucht. Die Organisatoren zeigen sich zufrieden: „Wir wollten es im großen Stil aufziehen und endlich ist es uns gelungen“, freut sich Kulig.
Dafür musste er und sein Kollege auf steirischer Seite, Erich Bramauer, Überzeugungsarbeit leisten. Zuletzt war es ein Programm zu Förderung der dualen Ausbildung, mit dem die Oppelner Region punkten konnte. 250 Schüler und Praktikanten aus Polen haben in steirischen Betrieben erste praktische Erfahrungen gesammelt. Die Evaluierung des Programms habe gezeigt, dass vor allem die Oppelner Region sehr gut abgeschnitten hat. Obwohl die Betriebe am Anfang skeptisch waren. „Hast du nichts anderes zu tun, als uns Praktikanten aus Polen zu schicken?“, musste sich Bramauer anhören. „Trotzdem haben die Betriebe den Versuch gewagt und waren erstaunt über die gute Ausbildung der jungen Leute. Das war imagemäßig für Oppeln eine gute Sache“, sagt Bramauer. Eben dieser Praktikantenaustausch zog auch Hannes Fuchshofer, Geschäftsführer der Firma Fuchshofer, zu den Oppelner Steiermarktagen: „Wir hatten uns recht kurzfristig entschieden, in das Programm einzusteigen und haben zwei Praktikanten aus der Oppelner Woiwodschaft aufgenommen, Dawid und Dawid. Das war eine Herausforderung!“, sagt Fuchshofer und lacht. Die Kommunikation wäre zwar schwierig gewesen, weil die Praktikanten kaum deutsch sprachen, aber ihre Leistungen hätten für sich gesprochen, lobte Fuchshofer. Man würde jederzeit wieder polnische Praktikanten mit offenen Armen empfangen.
Den beiden Organisatoren Kulig und Bramauer sei es nun wichtig, auch steirische Praktikanten in die Oppelner Region zu holen und man hoffe außerdem darauf, dass steirische Betriebe sich hier niederlassen.
Eine Kooperation werde darüber hinaus in Bezug auf die neue EU-Förderperiode 2014-2020 angestrebt. Um aus diesem Finanztopf zu schöpfen, müssen sich Partner finden, die ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen wollen. „Die EU gibt nur Geld, wenn es zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kommt“, betont Kulig.
Dafür wolle sich die Oppelner Region in Zukunft noch attraktiver präsentieren. „Ich habe die Information bekommen, dass die Region daran interessiert ist, eine Regionsmarke zu entwickeln. Dabei geht es darum, zwischen Bevölkerung, Wirtschaft, Kultur, Landwirtschaft und den Kommunen eine Verknüpfung herzustellen. Wir erschaffen eine identitätsstiftende Marke, die nach innen wirkt, aber auch nach außen, und dabei hilft, die Region bekannter zu machen“, berichtet Birgit Haring von Regionalmanagement Südweststeiermark.
Einen Standortvorteil verschaffe sich die Oppelner Region auch durch die Präsens der deutschen Minderheit und die deutsche Sprache, die hier von vielen Menschen gesprochen werde, betont Christoph Mutz, Bürgermeister von Tarnau. Von steirischer Seite habe man sich von den zweisprachigen Ortsschildern positiv überrascht gezeigt, erzählt er. Auch die Korrespondenz verlief ohne Dolmetscher: „Das macht die Gespräche persönlicher, das ist sehr wichtig. Und die Herrschaften waren sehr zufrieden.“
Die Kooperationsbörse fand in der Polytechnischen Hochschule in Oppeln sowie in umliegenden Ortschaften wie Rosenberg, Guttentag und Krascheow unter der Schirmherrschaft des österreichischen Botschafters, Thomas Buchsbaum, statt.
Marie Baumgarten