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Welche Branchen würde der Kapitalabfluss am meisten treffen?

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Seit dem Beitritt Polens zur EU haben ausländische Investitionen an der Weichsel bereits die halbe Billion Zloty Marke überstiegen. Das meiste Geld fließt durch den Handel und die Autoindustrie aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien Richtung Polen.  Sollte es zu einer globalen Krise kommen, wären diese beiden Sparten die anfälligsten. Das geht aus dem Bericht von Deloitte und der DNB Bank hervor.

Zwar bleibt das Land an der Weichsel weiterhin sehr attraktiv für Investoren, doch die Bedrohung kommt von außen – der Zustand der europäischen Wirtschaft könnte dies ändern, denn 10 Jahre nach dem Ausbruch der letzten Krise bleiben viele Probleme weiterhin ungelöst. Die labile politische Lage in Europa erhöht das Risiko noch zusätzlich. 

Das Grad an Investitionen aus dem Ausland wird in den kommenden Jahren davon abhängig sein, wie ökonomische Probleme in den jeweiligen europäischen Wirtschaften gelöst werden, aber auch ob die Europäische Union ihre Struktur bewahrt oder ob es zu einem sog. Europa zweier Geschwindigkeiten kommt und zu welcher Gruppe Polen gehören wird. Sollte zumindest ein Teil der Bedrohungen, die im Bericht genannt wurden tatsächlich eintreten, würde dies spürbare Wirren im Kapitalzufluss bringen. Vielleicht nicht gleich aber bestimmt in den kommenden Jahren, zumal es sich bei 60% der Direktinvestitionen um reinvestierte Gewinne handelt. Solche Investitionen lassen sich leicht stoppen – erklärte Katarzyna Piętka-Kosińska von Deloitte.

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Berechnungen zufolge, fließen jährlich 40 Mrd. Zloty an die Weichsel in Form von Direktinvestitionen aus dem Ausland. Seit dem EU-Beitritt Polens überstieg diese Summe bereits 501 Mrd. Zloty was umgerechnet 15% aller Investitionsausgaben in der polnischen Wirtschaft darstellt.  

Die Investitionen kommen fast ausschließlich aus dem EU-Raum (96%) und übertreffen bei weitem die Fördermittel die Polen aus verschiedenen Europäischen Entwicklungsfonds in Anspruch genommen hat, seitdem das Land ein Mitglied der europäischen Gemeinschaft ist.

Das meiste Geld investierten hierzulande Deutschland und Frankreich. Sollte es also in diesen Ländern zu einer Krise kommen, würde sich dies anhand eines Rückgangs der Investitionen wiederspiegeln. In den letzten Jahren wurden auch verstärkt Großbritannien und Spanien immer aktiver. Eine Krise in diesen Ländern würde ebenfalls die Auslandsinvestitionen gefährden – so Marcin Prusak, von der DNB Bank.

Laut Deloitte und DNB sind die in dem Bericht analysierten Wirtschaftssparten viel resistenter auf eine potenzielle Krise als es 2008 der Fall war. Eine europaweite Krise würde jedoch hart den Außenhandel und die bereits erwähnten ausländischen Direktinvestitionen in Polen treffen.

In bestimmten Sektoren sind wir fast doppelt so resistent als noch vor einigen Jahren. Doch eine Krisensituation in Europa hätte auch einen enormen Einfluss auf den polnischen Markt. Treffen würde es vor allem den Export, hauptsächlich durch eine niedrigere Nachfrage für Waren, die in Polen hergestellt werden. Das zweite Risikogebiet sind die direkten Auslandsinvestitionen, deren Wert bereits eine halbe Billion Zloty überstieg – sagte Marcin Prusak.

Der Zustrom ausländischer Direktinvestitionen erreichte bislang die höchsten Werte im Dienstleistungssektor (63% aller ausländischer Direktinvestitionen in Polen) vor allem beim Handel (16%), sowie die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (11%). An zweiter Stelle befindet sich allgemein die verarbeitende Industrie mit 26% und darunter mit 9% und 9 Mrd Zloty zwischen 2010 und 2015, die Automobilindustrie. Insofern sind der Handel sowie die Autobranche, die anfälligsten bei einer europäischen Krise.

Die Autoren der Studie Trends 2017 (poln. Kierunki 2017) unterstreichen jedoch, dass die Wirtschaftsprognosen für Polen im Jahr 2017 weitgehend positiv seien. Man geht von einem schnelleren Wachstum und von einem verstärkten Zustrom ausländischer Investitionen aus. Doch ein entscheidender Faktor ist hier auch der Zustand der europäischen Wirtschaft, denn auch 10 Jahre nach dem Ausbruch der letzten Krise, bleiben viele Probleme weiterhin ungelöst. Die labile politische Lage in Europa ist dementsprechend das größte Risiko für den Kapitalzustrom nach Polen.

Wir haben ökonomische und politische Risiken analysiert, die Einfluss auf Polen haben könnten. Es sind wirklich viele mit einem so großen Ausmaß wie noch nie zuvor. In vielen Ländern haben wir mit einem Wachstum oder einem hohen öffentlichen Schuldenstand zu tun. Dazu kommt noch das Verhältnis zwischen dem Defizit und der Verschuldung mit Blick auf die steigenden Zinsen in Übersee, sowie das Risiko im italienischen Bankensektor. Aber auch die Migrationskrise als Folge des demographischen Drucks in den aufstrebenden Schwellenländern und die zunehmenden politischen Spannungen in der Region stellen ein Risiko dar. Nach dem Brexit spricht man immer wieder von einem Europa der zwei Geschwindigkeiten und uns stehen noch die Präsidentschaftswahlen in Frankreich und die Parlamentswahlen in Deutschland, die über das Aussehen der EU in Zukunft entscheiden werden, bevor – erklärte Katarzyna Piętka-Kosińska von Deloitte. 

Laut den Analytikern von Deloitte und DNB besteht das größte Risiko für eine Krise unter den analysierten Ländern in Italien und Spanien. Den Anteil der Italienischen Investitionen in Polen beziffert man auf rund 3%. Eine Krise wäre wahrscheinlich durchaus verschmerzbar. Anders sieht es mit Spanien aus, dass sich zu einem der Hauptinvestoren an der Weichsel entwickelte. Turbulenzen auf dem spanischen Markt würden sich dementsprechend auch auf dem polnischen Markt auswirken.

Trotz der Risiken bleibt jedoch der polnische Markt sehr verlockend für ausländische Investoren, was die Autoren der Studie immer wieder unterstreichen. 

Polen hat einen stabilen Anteil an den globalen Auslandsinvestitionen und ist gleichzeitig der Spitzenreiter unter den sog. Neuen Mitgliedsländern. Der Investitionszustrom ist doppelt so hoch wie in Tschechien und in der Slowakei, vor allem deshalb da Polen eine große Wirtschaft hat, die effektiv einen hohen Kapitalzufluss nutzen kann – beendet Katarzyna Piętka-Kosińska.

 

Quelle: Deloitte

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