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Hölzerne Synagoge wurde wiederaufgebaut

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Foto: Klaus Klöppel

In der Heimat von Isaac B. Singer wird ein Schtetl neu belebt.

Im südostpolnischen Biłgoraj wurde kürzlich die Replik von einer der schönsten Holzsynagogen der polnischen Vorkriegszeit fertiggestellt. Das Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert ist Kernstück eines ungewöhnlichen Vorhabens. Seit sieben Jahren lässt die Stiftung „Biłgoraj XXI“ Stück für Stück ein Schtetl wiedererstehen, wie es für die Region vor dem Zweiten Weltkrieg typisch war. Eines der Häuser erinnert an den Literaturnobelpreisträger Isaac B. Singer, der seine Kinder- und Jugendjahre in Biłgoraj verbrachte und dem ostpolnischen Schtetl in seinen Romanen ein Denkmal setzte.

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Die nun fertiggestellte Synagoge ist die detailgetreue Kopie eines jüdischen Gotteshauses, das 1648 in Wołpa, einem heute in Belarus liegenden Dorf entstand. Das Gebäude mit einer Grundfläche von rund 370 Quadratmetern galt als Meisterwerk religiöser Holzarchitektur und wurde 1929 zum polnischen Kulturerbe erklärt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es mit seinen prachtvollen Wand- und Deckenmalereien von den deutschen Besatzern in Brand gesetzt.

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Als Vorlage für den Wiederaufbau diente eine Magisterarbeit aus den 1930er Jahren, die detaillierte Angaben, Skizzen und Fotografien des architektonischen Meisterwerkes beinhaltet. Das vollendete Bauwerk wartet nun auf die Wiederherstellung der Malereien, die eine Fläche von rund 1.200 Quadratmetern einnehmen. Sie zierten vor allem den Hauptsaal, der von einer achtseitigen auf vier Pfeilern ruhenden Kuppel überwölbt wurde. Bis 2018 sollen die rund eine Million Euro teuren Arbeiten abgeschlossen sein. Danach wird die Synagoge als Museum der Biłgorajer Juden dienen.

Bisher wurden im Schtetl Biłgoraj XXI schon zahlreiche Gebäude fertiggestellt, die künftig auch bewohnt und bewirtschaftet werden sollen. Zentraler Ort ist ein Marktplatz nach klassischem Vorbild; darüber hinaus entstehen eine Siebmachersiedlung, Bürgerhäuser sowie verschiedene Handwerker- und Geschäftshäuser. Bereits im vergangenen Jahr wurde das Singer-Haus fertiggestellt. Das nach dem Vorbild des Hauses von Singers Großvater errichtete Gebäude soll ein Museum des Literaturnobelpreisträgers beherbergen. Die Familie Singers hat bereits angekündigt, dem Haus persönliche Stücke als Schenkung zu übergeben.

Über 60 Prozent der Bevölkerung Biłgorajs waren vor dem Zweiten Weltkrieg jüdischen Glaubens, unter den übrigen 40 Prozent waren katholische und orthodoxe Polen, Belarussen, Tataren und Armenier. Das Projekt will auch an diese Ethnien erinnern und so sollen auf dem rund 40 Hektar großen Gelände zudem eine Moschee, eine orthodoxe Kirche und ein katholisches Gotteshaus erbaut werden. Darüber hinaus werden eine Brauerei, zwei kleine Hotels und eine Markthalle entstehen.

Initiator des Projektes ist Tadeusz Kuźmiński. Gemeinsam mit dem ebenfalls aus Biłgoraj stammenden Janusz Palikot gründete er Anfang der 1990er Jahre eines der erfolgreichsten Unternehmen im Nachwendepolen. Nach seinem Ausstieg vor 10 Jahren hat er es sich zum Ziel gesetzt, die Vergangenheit seiner Heimatstadt zu neuem Leben zu erwecken. Kuźmiński will mit dem Projekt auf das jahrhundertelange Miteinander der Menschen verschiedener ethnischer Herkunft und Religion hinweisen und hat selbst vor kurzem eines der kleinen Häuser in der Schtetl-Siedlung bezogen.

 

Biłgoraj liegt rund 80 km südlich von Lublin. Informationen zu dem Projekt unter www.bilgoraj21.pl Allgemeine Infos für Reisen nach Polen bietet das Polnische Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel

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